08.07.2017, Fußballplatz, Satteins

HARD & HEAVY FESTIVAL VI (POLTERGEIST & More)

Veröffentlicht am 11.07.2017

Nach dem Ende am Schwarzen See galt es für die Veranstalter, eine neue, geeignete Location für das schmucke Festival zu finden, das etwa schon FLOTSAM & JETSAM beehrten. Bereits letztes Jahr wurde man in Satteins fündig, wo sich der Sport-/Fußballplatz mit seiner Infrastruktur etc. als ideal für diese Veranstaltung erwies, sodass nach der Premiere 2016 mit NIGHT DEMON, MOROS & MORTICIAN heuer mit POLTERGEIST, MORTICIAN, MAYFAIR, SACRAL RAGE, SEPTAGON & dem Opener VIBRATÖR wieder ein starkes und handverlesenes Line-Up aufgeboten wurde.

VIBRATÖR
Die Heavy Rocker von VIBRATÖR eröffneten den Reigen pünktlich um 17.00 Uhr. Gleich bei der ersten Band war der Sound sehr gut abgemischt, das sollte danach alle Bands auszeichnen. Die mittlerweile großteils in Wien wohnhafte Band groovte mit ihrem Kick Ass-Sound gehörig nach vorne, die Lemmy-mäßigen Vocals gaben der eingespielten Band eine rotzige Note. Ein zeitloser Sound von einer wirklich guten Band. Mehr davon! [Heinz Konzett]

Sympathische wie flotte Truppe: SEPTAGON

SEPTAGON
Der erste internationale Act drückte mit dem nach vorne treibenden „Exit…Gunfire“ gleich eingangs aufs Gaspedal. Dem Metalfan, dem SEPTAGON bislang nicht geläufig waren, kam wohl zumindest der Sänger von irgendwoher bekannt vor. Und tatsächlich…hinter dem Pseudonym „Ice“ verbirgt sich niemand Geringerer als ATLANTEAN KODEX´ Markus Becker, der bei den speedigen Deutschen auch gänzlich andere Töne anschlagen darf, aber für Kodexianer in gewissen Tonlagen dennoch seine „Herkunft“ nicht leugnen kann. Der Fünfer überzeugte heute mit seiner wohlmundigen Mixtur aus komplexem wie melodischem (Techno-)Thrash Metal der HADES, WATCHTOWER, FORBIDDEN oder HEATHEN-Liga. Das starke „Unwanted Company“ oder „Secret Silver Panorama Machine“, beide vom bislang einzigen Longplayer „Deadhead Syndicate“ (2016), machten den Gig zu einem "Leckerli" für passionierte Hinhörer wie auch für Thrash-Lunatics, die auf die genannten Combos schwören.

Vor allem die Gitarrenfraktion tat sich mit technischen Schmankerln und wohlmundigem, speedigen Geriffe hervor, während sich der Drummer ob seines Einsatzes selbst ein ausgiebiges Schweißbad gönnte. Witziges Detail am Rande: Fronter Markus beförderte unabsichtlich eine Monitorbox durch zu schwungvolles Aufstützen des Beins über die Bühnenkante ins Publikum, was selbst den erfahrenen Bühnenperformer doch ein wenig peinlich berührte. Neben zwei brandneuen Songs („Home Sweet Hell“ und „The Weight Of The World“), die beide sehr stark klangen und sich vor allem zweiterer im Gehörgang festfraß, krönte das Quintett ein kraftvolles und starkes Set mit der schmissig dargebrachten Liveversion des HEATHEN-Oldies „Goblin´s Blade“. Man darf sich auf das noch für heuer angekündigte neue Album freuen!

Setlist:
Exit…Gunfire
Unwanted Company
Home Sweet Hell
Secret Silver Panorama Machine
Ripper
Weight Of The World
Nothingness Awaits
Revolt Against The Revolution
Goblin´s Blade

Punkteten mit tollem Sound und einem famosen Sänger: SACRAL RAGE

SACRAL RAGE
Ähnlich handverlesen wie SEPTAGON hatten die nachfolgenden Griechen SACRAL RAGE die Ehre, sich in Österreich empfehlen zu dürfen. Und das vermochte ihnen heute zu gelingen. Dies ist vor allem Sänger Dimitris K. geschuldet, der seine Berufsbezeichnung wahrlich verdiente, wie seine heutige Performance eindringlich untermauerte. Scheinbar mühelos kletterte er die Tonleitern hoch und überzeugte mit spitzen Screams, die einmal sogar Szenenapplaus hervorriefen. Zudem war der Auftritt ob der teils manischen Mimik des Fronters, welche die Titulierung als „Show“ ebenfalls mehr als rechtfertigte, auch optisch ein Hingucker.

Vor allem für Fans von US-Power und Tech-Thrash Metal aus den glorreichen Achtzigern ist das Soundbild der Griechen eine reichhaltige und hochqualitative Fundgrube. Gleich wie das SEPTAGON-Debut vermochten auch die Griechen mit ihrem 2015er-Erstling „Illusions In Infinite Void“ den Untergrund aufzurütteln und die Zielgruppe zu mobilisieren. Dass dies zu Recht geschah, zeigte die heutige Darbietung der Songs. Einen wesentlichen Anteil am heutigen Erfolgsgig hatte der klare Sound, der die kernige Seite der Band bestens herausarbeitete und auch den restlichen Abend transparent und gut bleiben sollte.

Das komplexere Songmaterial im Spannungsfeld Power/Thrash Metal ließ die Ohren der Anwesenden spitzer werden, zum Ausnahmegesang gesellten sich galoppierende Thrash-Riffs, hartes Drumming, die typische hart-trockene Atmosphäre und feine Rhythmuswechsel. Die Interaktion mit dem Publikum ist zwar noch ausbaufähig, statt Ansagen gab es Intros, dennoch geht der Daumen vor allem für die astreine songtechnische Darbietung aus Hellas klar nach oben, Bonuspunkte gibt es für die Show von Sänger Dimitris und seine Sangesleistung!

Setlist:
Harbinger
En cima del mal
Lost Chapter E.: Sutratma
Panic in Urals (Burning Skies)
A Tyrannous Revolt
Master Of A Darker Light
Forshadower (Intro)
Return Of The Dead
Necropia
Waltz In Madness


Die Herzen der Brigade schlugen nicht nur für MAYFAIR, sie pochten geradezu!

MAYFAIR
Die vier in feschen Zwirn und Hemden gewandeten Prog-Legenden entführten die immer zahlreicher vor der Bühne aufmarschierenden Fans dann in ein gänzlich anderes Sound-Universum. Der Publikumsauflauf ist ein Zeugnis für den ungebrochenen Status, den die Band noch immer in Vorarlberg genießt, der Prophet gilt im eigenen Land also doch noch etwas! Angesichts des Umfelds hatte man sich für ein - gemessen an Bandmaßstäben – „härteres“ Set entschieden, nach den Akustikdarbietungen gleichsam sowohl Herausforderung wie auch Wohltat der Abwechslung für das Quartett. Zudem war es heute das erste "gemeinsame" Gastspiel mit ihren Alt-Buddies MORTICIAN seit langem, der letzte Auftritt auf der gleichen Bühne fand vor über zwei Dekaden statt.

Vor allem Sänger Mario performte, lebte und atmete die MAYFAIR-Essenz und fügte den sanften, dunklen Gesangspassagen ekstatische Töne bei. Für das magisch-anziehende Rhythmusfundament sorgte das Zusammenspiel von Basser Hannes und Drummer Jolly, die ihre Instrumente in blindem Verständnis ineinander woben. Dieser komplexe Soundteppich bildete die Basis, auf der Rene auf seiner Sechssaitigen zaubern konnte und auch mal härter anzuschlagen wusste.

Die Anwesenheit der Brigade war zu spüren, die der Band nach der Rückkehr 2013 mit „Schlage mein Herz, schlage...“ auch live wieder folgen darf. Sie ließ das gelungene Ensemble aus erstklassiger Spielkunst und komplexen Arrangements einerseits und der faszinierenden, ergreifenden optischen Darbietung andererseits, hochleben und bejubelte vor allem die wohlbekannten Klassiker wie „Madame Pest“ gebührend. Für mich war es heute vor allem das kurze, aber intensive „My Ghosts Inside“, das mich heute fesselte, aber auch das durchdrindende, eruptive „Schrei es raus“ versprühte seine Faszination. Glückliche Gesichter im Publikum und lautstarke Zugaberufe zeugten von einer sehr gelungenen Performance, die Herzen schlugen heute ganz offenkundig nicht nur für MAYFAIR, sie pochten geradezu!

Setlist:
Intro
Advanced In Years
Schlage Mein Herz, Schlage
Die Flucht
Desert
Firestorm
My Ghosts Inside
Madame Pest
Ghostrider
Waterproof
Schrei Es Raus
Drei Jahre Zurück


Bärenstarkes Heimspiel mit viel guter Laune und einem pulsierenden Metal Heart: MORTICIAN

MORTICIAN
Wie oft habe ich schon von der Vorarlberger Metal-Institution berichtet und wie sehr tut es gut, sich einmal mehr auf die Verabreichung einer amtlichen Metal-Vollbedienung freuen zu können und zudem wiederum nicht enttäuscht zu werden. Die Truppe um Tom, Patrick, Daniel und Alex ist einem über die Jahre ans Herz gewachsen, doch abseits dieses Sympathiebonus haben die Vorarlberger auf der Bühne noch nie enttäuscht.

Und auch beim heutigen Heimspiel sollten MORTICIAN wieder ganz groß auftrumpfen. Als Lokalmatadore brachten die Vier die Metal-Hearts im bestens gefüllten Auditorium gleich eingangs mit dem spritzigen „Shout For Heavy Metal“ zum Glühen. Mit zahlreichen Metal-Granaten im Gepäck ein leichtes Unterfangen, nahezu alle Anwesenden kennen das einheimische Pflichtprogramm aus neuen Titeln (wie etwa das beschwörende „Eagle Spy“ oder „Wrong Way“) und Achtziger-Klassikern („Street Warrior“, „Hot Fight“) in- und auswendig, sodaß auch heute amtliche Metal-Party gefeiert werden konnte.

Natürlich ließ auch die gleichnamige Bandhymne die Begeisterung nach oben schnellen, von der wirklich ganz großen Hymne „Worship Metal“ nicht zu reden - Gänsehautalarm im heimatlichen Fußballstadion galore! Zugaben mussten natürlich auch dargebracht werden. Als besonderes Gimmick bat man Sebi von MOROS auf die Bühne, der den Evergreen „No War“ im Duett mit Daniel darbieten durfte. Das headlinerwürdige Set wurde vom neuen, gleich beim ersten Hördurchlauf gut ins Ohr gehenden “You Can´t Stop Rock n´ Roll“ beschlossen.

Setlist:
Shout For Heavy Metal
Rock Power
Street Warrior
Black Eyes
Wrong Way
Eagle Spy
Hot Fight
Worship Metal
Mortician
No War
You Cant Stop Rock n´ Roll


Der Headliner POLTERGEIST lieferte eine "State-Of-The-Art"-Thrash Metal-Vollbedienung

POLTERGEIST
„Depression“ und „Behind My Mask“…so hießen die Alben aus der Phase, in der die Thrasher meine musikalische Welt bereicherten. Im Überangebot und der allgemeinen Übersättigung gingen Mastermind V.O. Pulver und seine Mitstreiter Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger leider etwas unter, auch die etwas unglücklich gewählten Artworks waren keine Eyecatcher. Umso mehr freute ich mich, die Combo der Marke „Thrash With Class“ heute zum ersten Mal live erleben zu dürfen.

Nach über zwei Dekaden Funkstille kehrten die Schweizer mit ihrer 2015 Reunion-Show zurück auf die Bühnen und fanden heute mit dem bärenstarken, nach vorne treibenden „Writing On The Wall“ gleich einen idealen Einstieg in die heutige Headlinershow. Vor allem dank der Beteiligung von Ur-Sänger Andre Grieder konnte der Auftritt mit einem Höchstmaß an Authentizität punkten, aber auch sonst gebärdete sich der Fünfer agil und keineswegs eingerostet und lieferte eine Thrash-Show, die sich – vor allem auch dank eines fetten Riffbretts - gewaschen hatte und auch einige Titel vom Ende letzten Jahres erschienen Comeback-Studiolangeisens "Back To Haunt" zum Besten gegeben wurden.

Mit Sven (ex-DESTRUCTION) hinter den Kesseln verstärkt, gab das Quintett Gas, der heutige Gig verdeutlichte auch die Klasse von Titeln wie „Empty Inside“, dem melodischen „Three Hills“ und „Behind My Mask“, die inmitten des knackigen Riffings dank dezent technischer Einsprengsel und Rhythmuswechsel überzeugten. Als Encore lieferten POLTERGEIST schließlich noch den geilen Titeltrack des Erstlings, „Depression“, bevor „We Are The People“ zu vorgerückter Stunde dann endgültig den Sack zumachte.

Setlist:
Writing On The Wall
Back To Haunt
And So It Has Begun
Empty Inside
Three Hills
Just Doin' My Job
Those Were Better Days
Patterns In The Sky
Behind My Mask
Pillars Of Creation
Gone And Forgotten
When The Ships Arrive
Nothing Lasts Forever
Depression
We Are The People

Ein weiteres, line-up-mäßig mit feinem Händchen zusammengestelltes und perfekt organisiertes Festival in einer gegen jede Wetterunbill gewappneten Location zu einem fairem Eintrittspreis ging zu Ende. Der Abstecher nach Vorarlberg hatte sich nach dem famosen NIGHT DEMON-Auftritt (zum Livereport) ein weiteres Mal gelohnt und bildete die ideale Warm-Up-Show für das anstehende BANG YOUR HEAD-FESTIVAL.


WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE