10.03.2018, Kulturrevier Radbod, Hamm

Ragers Elite Festival

Veröffentlicht am 20.03.2018
Das „Ragers Elite Festival 2018“ – oder je nach Quelle auch „Ragers Elite’s Zombie Attack Metal Clash 2018“ – in Hamm bot für sehr wenig Geld fünf deutsche Metalcombos, die der überschaubaren Menge an diesem Abend einheizten. Wie wieder einmal zu erleben war, muss man sich nicht mit tausend oder zehntausend anderen in eine Arena oder ein Stadion quetschen, wo man für viel Geld in der Ferne oder auf Monitoren die Künstler beobachten kann, um gute Unterhaltung geboten zu bekommen. In kleineren Locations kann man die Acts hautnah und entspannt genießen. 

 
Los ging die Neuauflage des Festivals, nach 10 Jahren Pause, mit EARACLE aus dem Raum Lippstadt. Anders als so viele Opening Acts, hinterließen sie einen bleibenden Eindruck, punkteten vor allem mit der tollen Stimme von Sänger Carsten Hille sowie Gitarrist Patrick Sperling (sehr gute Soli, v.a. bei „Tyranny And Pain“ und „Home“). Die Songs strotzten vor Power und Hille versuchte, unter anderem mit Humor, das Publikum zu motivieren, was zu diesem Zeitpunkt noch besonders schwer war und auch so manche Witze („Der Song heißt „To Hell And Back“, nicht zum Klo“) fielen flach.
 
Tracklist
„Intro“
„Tyranny And Pain“
„Twilights Falling“
„Wings Of Grace“
„Collossus“
„Home“
„The Dark Side Of My Heart“
„Master And Servant“
„To Hell And Back“
 
Als nächstes spielten INSANE MIND aus Ahlen. Die Death Metal Band wurde ausgelassen, aber was  zu hören war klang wie man es von so einer Band erwarten würde, mit echt fiesen Cookie Monster Vocals. Da müsste man schon ein größerer Death Metal-Fan sein, um die Band schätzen zu können. Stilistisch fiel die Band an diesem Abend am meisten aus dem Rahmen.
 
Weiter ging’s mit SAVAGE BLOOD. Deren Set begann mit einem langen Intro. Dieses fühlte sich zu lange an, trotz des guten Inhalts (vom Ende des Klassikers „The Great Dictator“ aus 1940, aber noch immer aktuell), aber der größte Teil des Publikums dürfte den Worten nicht gelauscht haben. Man wartete, bis die Musik endlich loslegte. Frontmann Peter Diersmann erinnert mit seinem Outfit etwas an Rob Halford und Freddie Mercury aus der „The Game“-Ära. Zwar nicht so stimmgewaltig wie die beiden, ist er trotzdem mit einem recht beeindruckenden Organ gesegnet, das ideal zum melodischen aber harten Sound der Band passt. Bassist Markus Weckermann ist nicht nur wegen seiner knallroten Hose eine Eyecatcher auf der Bühne (und im Publikum, unter das er sich auch mischt), während sich die beiden Gitarristen statischer geben und sowohl sprichwörtlich als auch wortwörtlich Randfiguren abgeben. Diersmann rührt auch kräftig die Werbetrommel für den eigenen Merchstand, mit der Conclusio: „Wir wollen natürlich nur euer Geld!“ Damit und dem Satz „Scheiß auf Spotify, kauft euch die Platten!“ trifft er ein gerade mal wieder heiß diskutiertes Thema. Bei „We Sweat Blood“ wird die Stimmung richtig gut vorne. Dafür gibt es auch Lob: „Ihr seid der Hammer!“ Hoffentich hat und wird die Band aber in Vergangenheit und Zukunft noch ein mehr begeistertes Publikum (ge)sehen. Auch gut: „The Fight“, auf dessen YouTube Video auch aufmerksam gemacht wurde. Drei Fünftel der Osnabrücker Band waren früher bei ENOLA GAY, aus dieser Zeit wird zum Abschluss der Song „Rapacious Attack“ gespielt.
 
Tracklist
„Release The Beast“
„Killing The Disease“
„Kingborn“
„Guardian Angel“
„World War“
„Dead Water“
„We Sweat Blood“
„Soul Saviour“
„The Fight“
„Rapacious Attack“

Mit dem idyllischen Vogelgezwitscher von „Invasion Sector 12“ beginnt das Set des Co-Headliners. DARKNESS treten das Gaspedal ordentlich durch und ziehen auch mit ihrer Performance die Blicke auf sich, vor allem Sänger Lee Weinberg, der links und rechts von zwei ebenfalls versierten Showmännern flankiert wurde. Auf der einen Seite der eher chillige Bassist Dirk Hamilton, der sich während der ersten Songs mit aufgesetzter Sonnenbrille gern in Pose setzte (neben ihm Gitarrist Meik Heitkamp, der sich mit seiner Bühnenpräsenz eher im Hintergrund hielt). Und auf der anderen Seite dreht Gitarrist Arnd Klink mit jeder Menge Elan, Headbanging und guter Laune voll auf die 11 auf. Die Spielfreude und positiven Vibes, die von der Bühne ausstrahlen, wirken ansteckend. Weinberg wird seiner Rolle als Frontmann mehr als gerecht und weiß mit dem Publikum umzugehen, das anfangs noch etwas Abstand hielt. „Nur weil wir aus Altenessen kommen riechen wir nicht!“ Mit Humor, der nicht verkrampft rüberkommt und hammerharten Songs in fettem Sound werden die Zuschauer immer mehr für sich eingenommen. Auch das widerspenstige Banner, das sich nach einer Weile ganz verselbstständigte wurde mit Humor genommen und zu dem Zeitpunkt dürfe schon jeder den Namen der Band mitbekommen haben. Spätestens bei dem Titeltrack von „Gasoline Solution“ (dem letzten Studioalbum der Band aus 2016) wird schon fleißig „No More Discussion“ mitgesungen und auch bei „Staatsfeind“ geht das Publikum schon ab, den Höhepunkt erreichte die Show, ja, der Abend, mit „Burial At Sea“. „Ihr seid geil!“, sagt Weinberg zu den Zusehern, nachdem diese sich von ihm willig dirigieren haben lassen. Das Kompliment kann man nur zurückgeben, die Stimmung war am Siedepunkt. Danach war „Schluss mit dem Kuschelkurs“ und Songs wie „Tinkerbell Must Die“ und „This Bullet Is For You“ heizten nochmal ordentlich ein. „Wer hat dir ein Mikro gegeben, Lacky?“ Durch seine Zwischenrufe fristete der Schlagzeuger nicht das Schattendasein vieler seiner Kollegen, wozu er es eigentlich hatte, sah man nachdem nach einer Zugabe verlangt wurde und es die in Form des aus 1984 stammenden Songs „Armaggeddon“, mit ihm an den Vocals, gab.

Tracklist
„Invasion Sector 12“
„Critical Threshold“
„Battle To The Last“
„Death Squad“
„They Need A War“
„Faded Pictures“
„The Gasoline Solution“
„Staatsfeind“
„Burial At Sea“
„Tinkerbell Must Die“
„Iron Force“
„This Bullet Is For You“
„Armageddon“
 
Nach der hammergeilen Show von DARKNESS brauchte es erstmal eine kleine Pause (ideal wäre auch ein frisches Höschen gewesen), aber der größte Teil des Sets der Lokalmatadoren DELIRIOUS, die gleichzeitig die Initiatoren des Ragers Elite Festivals sind, konnte dann doch noch beobachtet werden. Die bereits seit 28 Jahren bestehende Band (offensichtlich nicht in dieser Besetu ist ein ziemlich eklektischer Anblick, da jeder einzelne der Musiker aussieht als würde er aus einer anderen Band bzw. Subgenre des Metals kommen, musikalisch wird hier jedoch eine runde Sache, von der Bay Area geprägter Old-School Thrash, geboten. Den meisten Fans scheint es zu gefallen, vor allem auch jenen, die selbst die Bühne erstürmen und am Ende bei „Ragers Elite“ lauthals mitsingen dürfen. Die ganzen Rauchschwaden der Bühnenshow hätten nicht sein müssen (vor allem bei einer so kleinen Show), aber ansonsten gab es auch hier nichts zu bemängeln. Das Set fiel krankheitsbedingt etwas kürzer aus, dafür gab es das Versprechen, dass es im Anschluss bei einem kleinen Bierchen bereits was von der neuen, im Mai erscheinenden Platte zu hören gibt.

Tracklist
„Drowning In Your Blood“
„Psychotic Dissaray“
„Your Decision“
„Blood Begins To Freeze“
„Troops Of Violence“
„I Am The Enemy“
„Toxic Trace“
„No One“
„Triple Six“
„Ragers Elite“
 
Zombie Attacke gab es am „Ragers Elite’s Zombie Attack Metal Clash“ (wie kommt man bloß auf so einen Namen?) keine, die einzigen scheinbar untoten Gestalten konnte man nachts am Heimweg in den öffentlichen Verkehrsmitteln beobachten.

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