19.06.2018, Music Hall, Innsbruck

BILLY TALENT & ITCHY

Veröffentlicht am 26.06.2018

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Obwohl BILLY TALENT ihre ersten Hits wohl im Geburtsjahr vieler Anwesender hatten, sorgten sie am lauen Sommerabend des 19.06.2018 für eine ausverkaufte Music Hall in Innsbruck. Und meine Kollegin und ich sorgten dafür, dass der Altersdurchschnitt ein wenig angehoben wurde… Da man aus den Ankündigungen nicht so wirklich schlau wurde, ob es eine Support Band geben würde, waren wir gespannt, was uns diesbezüglich erwartete.

Um 20 Uhr sollte das Konzert starten, die Music Hall füllte sich zusehends und ich war sehr froh, einen Platz auf der Galerie ergattert zu haben, von wo aus man einen perfekten Blick auf das ganze Geschehen hat. Natürlich entgeht einem dort das Feeling, Bierbecher oder einen Stagediver auf den Kopf zu bekommen, aber ab einem gewissen Alter kann man (ich) dies durchaus verschmerzen.

   

Pünktlich um 20 Uhr begann das Spektakel mit der Support Band ITCHY. Meine Kollegin, dieser Fuchs, wusste sofort, dass sie diese Jungs früher schon einmal gesehen hatte, als sie sich noch ITCHY POOPZKID nannten. Mir sagte die dreiköpfige Punkrock-Band aus Deutschland bis dato noch nichts, aber meine Recherche hat mich beeindruckt, zumal die Jungs über 900 Konzerte in ganz Europa gespielt haben, ein eigenes Plattenlabel gegründet, sieben Studioalben eingespielt und ein Buch geschrieben haben. Und von Live-Auftritten verstehen sie ganz definitiv etwas! Bereits ab dem zweiten Song hatten sie das Publikum im Griff. Mich faszinierte wirklich, dass sie es schafften, nicht nur die vordersten fünf Reihen zum Klatschen und Hüpfen zu bewegen, sondern - wie ich von der Galerie ganz gut sehen konnte - den Mitmach-Effekt auch bis nach hinten in die letzten Reihen zu bringen. Sänger Sebastian verlagerte auch kurzerhand seinen Auftritt mitten in die Fanmenge, indem er darauf vertraute, dass die Fans ein Brett festhalten würden, das er kurzerhand samt Gitarre erkletterte. Sein Vertrauen wurde übrigens belohnt. Sogar die Ansage, man möge bei einem der Songs den Arm um die Schultern des Nebenmanns legen, ob man ihn/sie kennt oder nicht, und gemeinsam in die Höhe zu springen, funktionierte auch in einem Bundesland, das nicht gerade für seine überschwängliche Ausgelassenheit berühmt ist. Respekt. Nach einer guten halben Stunde des Einheizens machte ITCHY dann Platz für die Kanadier von BILLY TALENT.

2016 ist das letzte Studioalbum „Afraid of Heights“ erschienen, seit 2017 startet die Band live wieder total durch, spielte auf vielen Festivals und deponierte nebenbei ein wenig Unmut über die Präsidentschaft von Donald Trump. Während in Alben wie „Billy Talent II“ noch vor allem der Punkrock steckte, sind die Songs auf „Afraid of Heights“ stilistisch unterschiedlich einzuordnen. BILLY TALENT enttäuschten jedoch ihre Fans nicht und präsentierten natürlich auch Songs wie „Red Flag“, „Fallen Leaves“ und „Devil in a Midnight Mass“, mit denen sie sich bereits vor über zehn Jahren in die Herzen gespielt haben.

  

Es war beruhigend zu sehen, dass, vor allem an Sänger Benjamin Kowalewicz, die Jahre ebenfalls nicht spurlos vorübergegangen sind, zumindest die Optik betreffend. Die charakteristische schrille Stimme wirkt vielleicht im ersten Moment ein wenig gewöhnungsbedürftig, zieht einen aber definitiv in den Bann. Und so wurden wir zwei Stunden bestens unterhalten, die Stimmung im Publikum war grandios und es bleibt zu hoffen, dass die Kanadier noch lange Lust auf Liveauftritte und Alternative Rock haben.

  

Übrigens hätte ich mir am Merch-Stand ja gerne ein T-Shirt gekauft, aber 30 Euro fand ich dann doch definitiv übertrieben, auch wenn ich es toll finde, dass BILLY TALENT immer wieder Erlöse in die kanadische MS-Stiftung stecken (aufgrund des an MS erkrankten Schlagzeugers Aaron Solowoniuk, der seit 2016 nicht mehr auftreten kann und von Jordan Hastings ersetzt wurde).


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