9.6.2018, Sölvesborg, Sölvesborg

SWEDEN ROCK 2018 - TAG 4

Text: manfred
Veröffentlicht am 29.06.2018

Tag 4, Samstag

Der vierte Tag des Festivals und die Kräfte schwinden schön langsam. So machen wir uns erst rechtzeitig zu PAIN auf den Weg zum Festival.

Peter Tägtgren hat natürlich Heimvorteil und so wird es proppenvoll vor der Rock-Stage. Der schmissige Metal-Mix mit Industrial Anleihen geht sofort ins Bein und in die Birne. Bei „Monkey Business“, „Just Hate Me“ oder „End of the Line“ gibts für viele kein Halten mehr. Als Zugabe darf dann „Shut Your Mouth“ natürlich nicht fehlen.

          

Amtlichen Rock für den frühen Nachmittag bieten die kultigen Damen von GIRLSCHOOL. Die Ladies sind noch immer gut beieinander und wirklich gut drauf. Vielleicht liegts auch an der 4Sound Stage, aber hier ist das Publikum zu Beginn immer etwas verhalten. Erst bei „Hit And Run“ und „Screaming Blue Murder“ kommt etwas mehr Stimmung auf. Weitere Highlights sind „Yeah Right“ und „Emergency“.

                              

STEELHEART performen solide, Songs wie „ I`ll Never Let You Go", „She`s Gone" oder „We All Die Young" sind natürlich erstklassig, aber das sichtlich arrogante Gehabe von Sänger Michael Matijevic gefällt mir gar nicht .

               

 

Was gibt es schöneres, als an einem Nachmittag bei den Klängen von STRATOVARIUS seine Reserven aufzufüllen? Dazu sind die neu installierten Sitzgelegenheiten im hinteren Bereich des Sweden-Stage-Areals ideal. Die Finnen erleben großen Zuspruch. Kein Wunder, bei solchen Livegranaten wie „Forever Free“ ,“Speed Of Light“ oder „Hunting High And Low“.

                       

Nach der coolen Performance von STRATOVARIUS heißt es schnell zurück zur Festival Stage, wo mit YES gerade Klassiker-Alarm herrscht. Die Amerikaner haben mit Jon Anderson einen verdammt guten Sänger an Bord und mit Trevor Rabin einen absoluten Ausnahmekönner an der Klampfe. Sie decken das Publikum mit einem wahren Trommelfeuer an Klassikern ein. Bei Songs wie "Owner Of A Lonley Heart" schnalzt das Stimmungsbarometer ordentlich in die Höhe, aber vor allem bei den finalen „Perpetual Change“ und „Roundabout" tobt das begeisterte Publikum.

                     

 

Schon irgendwie funny, wie heuer keine einzige Schwarzwurzelband im Schutz der Dunkelheit den Massen das Fürchten lehren durfte. Das Schicksal, sich einen Sonnenbrand zu holen kann Alan „Naihmass Nemtheanga“ Averill, seines Zeichens Sänger der irischen Pagan-Institution PRIMORDIAL, auch nur mit dick aufgetragenem Corpse-Paint abwenden. Nichts desto trotz ist die Laune der Dubliner und des Publikums aber ausgelassen. „To Hell Or The Hangman“, „Upon Our Spiritual Deathbed“, „Empire Falls“ – ein unterhaltsamer theatralischer Gig!

                

Zeitgleich mit TARJA musste das Deutsche Abrisskomando von DESTRUCTION ran, um dem schon beängstigend prall gefüllten Moshpit vor der Bühne den Marsch zu blasen. Mit “Curse The Gods“ wird der Gig gleich mächtig eröffnet. Auch im weiteren Verlauf ist Aggression pur angesagt. Unglaublich, wie Fronttier Schmier in unnachahmlicher Weise den Fans einheizt. Klampfer Mike und Ex-ANNIHILATOR Schlagzeuger Randy Black  fügen sich perfekt ins Gesamtbild ein. "Tormentor“, „Nailed To The Cross“ oder „Mad Butcher“ kommen mit der Präzision einer überdimensionalen Abrissbirne daher und schlagen wie Granaten ein. Hammer!!

                        

Aber auch bei TARJA herrscht untadelige Stimmung. Die ehemalige NIGHTWISH Diva bietet außer einem Medley mit NIGHTWISH Songs und „Over The Hills And Far Away“ von GARY MOORE hauptsächlich Songs von „The Shadow Self“ und „Colors In The Dark“. Alles in allem ein sehr guter Auftritt, der die gar fürchterliche Darbietung von AC/CD’s „Thunderstruck“ im letzten Jahr wieder vergessen macht.

                   

 

Jetzt wird’s noch einmal ernst! 22.30 Uhr Ortszeit, die Menge wartet gespannt, das Licht geht an und "Priest! Priest! Priest!"-Rufe erschallen von der ersten bis weit in die hinteren Reihen.

Zu den Klängen von "Firepower" kommt der Metal-God Rob Halford auf die Bühne. Er ist in einer großartigen, lange nie dagewesenen Form – fegt unermüdlich von einer Seite der Bühne zur anderen - und ist auch stimmlich topfit. Der Sound ist glasklar und die Gitarristen Richie Faulkner und Andy Sneap sind nahezu ständig cool am Herumposen. Neben aktuellen Material wie "Lightning Strikes", „Rising From Ruins“ (spitze!!)  befinden sich mit "Tyrant" und "Saints In Hell" zwei Song auf der Setlist, die es eher selten ins Live-Repertoire schaffen. Zu „Hell Bent For Leather" kommt Rob Halford mit einer fetten Harley auf die Bühne und fährt sie bis an den vordersten Rand der Bühne. Zum Ende der Show gibt’s wie fast immer "You've Got Another Thing Comin‘“, und "Painkiller". Bei den Zugaben kommt dann der sichtlich von seiner Krankheit gekennzeichnete Ex-Gitarrist Glenn Tipton auf die Bühne und zockt bei "Metal Gods“, „Breaking the Law“ und „Living After Midnight“ mit. Ein ganz feiner Zug der Band, die dann unter tosendem Applaus verabschiedet wird. Ein grandioses Konzert, auch dank einer herausragenden Stimmung im Publikum.

 

                  

Schwedischen Glamrock gibt es dann noch von den BACKYARD BABIES als ultimativen Rausschmeißer am letzten Abend. Die Schweden sind eine eigene Nummer, die hier in ihrem Heimatland erwartungsgemäß richtig gut ankommt. Fetter Sound und eine schweißtreibende Performance sorgen für Bombenstimmung vor der Sweden-Stage. Insgesamt liefern die BACKYARD BABIES einen souveränen Gig ab, der beim Publikum so richtig einschlägt und die Vorfreude fürs nächste Jahr steigert.

 

Zusammenfassend kann festgehalten werden: vier turbulente und ereignisreiche Festivaltage sind wie im Flug vergangen. Jeden Tag ca. zwölf Stunden Festivalbetrieb mit ausgezeichneter Musik und spitzenmäßiger Organisation, das artet fast in Arbeit aus. Aber entgegen aller Anstrengungen, kann Arbeit auch Spaß machen! 

Musikalisch brillierten die "alten Haudegen" wie ROSE TATOO, URIAH HEEP, Yes u.v.a.m. genauso wie "jüngere" Semester. Die Headliner waren sowieso TOP.

Wenn jemand ein relaxtes Festival besuchen will, dann kann man das Sweden Rock nur empfehlen. Bloß betrinken kann man sich hier nicht, dazu müsste man sich erstmal einen Kredit aufnehmen. Ehrlich gesagt habe ich noch nie gesehen, dass bei einer Wall Of Death Leute mit Helmen, auf denen Action-Cams angebracht waren, alles aus den Weg geräumt haben, was sich in den Weg gestellt hat. UNFASSBAR. Dennoch an dieser Stelle ein ganz dickes Lob und Kompliment an das Orga-Team und das Presseteam, für die erneut starke Durchführung dieses großen Events. Danke, wir kommen sehr gerne wieder!

 

 

 

 


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