14.11.2018, Olympiahalle München, München

NIGHTWISH & BEAST IN BLACK

Text: manfred
Veröffentlicht am 19.11.2018

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Mit großer Vorfreude reise ich mit meinem Kollegen Manfred nach München und freue mich auf einen Abend mit zwei Female-fronted-Bands, nämlich BEAST IN BLACK und Hauptact NIGHTWISH. Für alle, die jetzt aufschreien, dass bei BEAST IN BLACK doch ein Mann singt: Abwarten. Es geht früh los. 19:00 Uhr und die Finnen fegen über die Olympiahalle hinweg. . Die Tatsache, dass sich die Band bei ihrem Auftritt mit einem Backdrop und ein paar Roll-Ups als Bühnendekoration begnügen müssen, tut der Wirkung ihres durchgehend starken Songmaterials keinen Abbruch. Wer so starke Songs wie „The End Of The World“ oder den Überhit „Blind And Frozen“ im Gepäck hat, der hat auch gar keine optischen Ablenkungen nötig. Und obwohl in der anfangs nur zu zwei Dritteln gefüllten Münchener Olympiahalle lediglich Männer auf der Bühne stehen, hat man mit Yannis Papadopoulus quasi auch eine weibliche Sängerin mit an Bord. Wenn es sowas wie eine stimmliche Persönlichkeitsspaltung gäbe, dann wäre das wohl die passende „Diagnose“ für ihn. Von der Kombination aus kernigen Vocals und den stark an weiblichen Gesang angelehnten Passagen, lebt die Band für mich aber auch zum guten Teil. Dazu kommt noch eine Reihe von geilen Screams, die ein gewisser, kahlköpfiger Oberpriester schon lange nicht mehr hinbekommt. Beleidigen kann man  die Skandinavier sicher auch mit dem Begriff „Poser“ nicht. Im Gegenteil: So oft wie man hier synchron gen Himmel gestreckte Klampfen zu sehen bekommt, meint man, die Achtziger wären auferstanden. Ich hätte mir im Endeffekt zwar einen oder zwei Songs des kommenden Albums gewünscht, dafür hätte die Band aber aufgrund der relativ knappen Spielzeit von etwa 45 Minuten auf ein paar aktuelle Kracher verzichten müssen, also sei es drum, geil war es trotzdem.

   

NIGHTWISH machen ihren Status schon klar, bevor sie überhaupt die Bühne entern. Als der Vorhang fällt, fällt auch mein Blick. Und zwar auf eine riesige LED-Wall, die seitlich und vorne von jeder Menge Nebelmaschinen und Pyro flankiert wird. Das lässt schon mal auf einiges hoffen. Und ich kann euch sagen: Man wird nicht enttäuscht. Ein auf die „Decades“-Tour abgestimmtes Videoprogramm begleitet die Songs und gleich zu Beginn der Show wärmen nicht nur Nummern wie „Dark Chest of Wonders“ und „Wish I had an Angel“ mein Metal-Herz, sondern auch eine ganze Menge an Flammensäulen, die den Audio-Bombast visuell gebührend unterstützen.

 

    

 

Mittlerweile ist auch die Halle ganz ordentlich gefüllt. Mir war bis dato gar nicht bewusst, wie extrem massentauglich  Nightwish mittlerweile bei der Generation 60+ sind. Ein so breit gefächertes Publikum habe ich selten bei einer Metal Show erlebt. Und wer meint, die älteren Semester würden eher bei den ruhigeren Nummern mitschunkeln, der hat sich getäuscht. Bei einer älteren Dame beobachte ich so des Öfteren Bewegungsmuster, die stark an Headbangen erinnern.(Anmerkung der Red .. Und ich habe geglaubt die Dame neben uns ist eingeschlafen und hat sich nur erschreckt ,weil die Pyros explodierten ) . Kein Wunder, denn vor allem Floor, die schon alleine aufgrund ihrer körperlichen Größe, eine dementsprechende Bühnenpräsenz hat, ist heute Abend auch stimmlich und tänzerisch ganz groß. Ich habe Stimmen gehört, die meinten, sie würde sich bei einigen Songs aus der Tarja-Ära abquälen. Diesen Eindruck teile ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Für mich ist Floor die universellste, souveränste und deshalb auch beste Nightwish Fronterin aller Zeiten. Und der Rest der Band macht genau das, was man von einer Welttruppe erwarten darf. Dezent im Hintergrund hält sich dabei wie gewohnt Tuomas. Dieser hat durch sein Songwriting ohnehin seine Schuldigkeit getan und genießt mit einem Glas Rotwein neben den Keyboards sichtlich den frenetischen Jubel, den seine Kompositionen auslösen . Es geht also heiß her an diesem Abend, der gespickt ist mit einem zweistündigen Querschnitt aus acht Alben, gekrönt von „The Greatest Show On Earth“ und „Ghost Love Score“ als Rausschmeißer-Duo. Natürlich  das Grande Finale nicht ohne  ein richtiges Flammeninferno . Zu guter Letzt gibt es noch eine Dusche aus schätzungsweise zwei Milliarden Stück rotem Zuckerlpapier, leider ohne Zuckerl drinnen. Ich bin glücklich, Kollege Manfred auch, was will man mehr?  Eine Show der Superlative.

 

TEXT:  ALEXANDER KOLLER


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