01.08.2019, Wacken Festival Area, Wacken

Wacken Open Air 2019 - Chroniken des Krachs - Kapitel 2

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 07.08.2019

Na, ist denn heut schon Donnerstag? Dann öffnen ja die großen Kampf-Arenen, die Mainstages! Kommt, eifrige Recken, lasset uns die Wacken-Welt erobern! Oh. Nicht? HP-Balken auf Minimum? Streitaxt stumpf? Mana leer? Ukulele verstimmt? Der Glücksdrache kotzt einen Regenbogen? Die Elfenprinzessin hat sich einen Nagel eingerissen?

Na, dann eben erst einmal heilen und dann mehr Erfahrung vor den kleineren Bühnen farmen! Schnell wurde gemeinsam ein Portal in die Außenwelt geöffnet und in einem wunderschönen Garten ein vielseitiges Frühstück genossen. Aber dann ging es auch zurück auf den Holy Metal Ground – zurück zum Wacken Open Air!

Dort überfiel gerade eine kleine Armee von rattigen Leprechauns das Wackinger Village – zu besiegen nur durch reichlich Tanz, Met, Erdbeer-Bowle und Liebe zu Irland. PADDY AND THE RATS bringen eine volle Dröhnung Irish Folk mit, haben aber auch viele russisch anmutende Einflüsse in ihrem Klang. Entschieden wird die Schlacht vom „Drunken Sailor“, der aus tausenden und abertausenden Kehlen heraufbeschworen wird und die „Riot City Outlaws“ (2017) wieder aus dem Dorf treibt.

Doch es gibt keine Zeit zum Verschnaufen. Nicht weit entfernt wütet ein Elementargeist im post-apokalyptischen Wasteland. Zwischen bemalten Schönheiten und gruseligen Schlachterbeilschwingern dröhnen die Gitarren einer mächtigen WINDHAND. Mit rauchiger Stimme passt sie perfekt in diese staubige Ecke von Wacken: Rost, Dreck, Wildheit bei gleichzeitiger Ruhe und Schwere, kein Gesetz, keine Zukunft und erst recht keine Nostalgie für die widerliche Vergangenheit vor dem Untergang. So dröhnt, rauscht, berauscht, hypnotisiert der verzerrte Krach – fast bis zum Noise. (2018er Album: „Eternal Return“)

Schnellreisefunktion! Gibt es nicht? Na, dann flinken Fußes zurück ins Lager, ausruhen, essen, Tränke nachfüllen, bevor es wieder los geht, weil ein Event namens FIDDLER'S GREEN ruft. Dabei haben große Massen an Freunden des Violinistengrüns das Wackinger Village überrannt. Schnell stellen der Tank, unsere Mage und ich, die Elfenprinzessin, fest, das es keinen Zauber, keine Streitaxt und auch kein diplomatisches Wort gibt, um dieses Problem zu lösen. Die Devise heißt „Aushalten“. Das klappt am besten, indem man fröhlich das Tanzbein schwingt. Genau das macht einem der Irish Folk Rock von FIDDLER'S GREEN allerdings auch sehr leicht. Besonders schön ist, wie die Violinistin der punkigen Irenimitate auf einem Boot über das Meer der Metalheads fährt. (2019er Album: „Heyday“)

Danach spaltet sich die Gruppe. Dr. DK nimmt sich den Blackened Hardcore von SIBIIR ganz alleine vor. Beeroy und Jazz suchen sich schmackhafte Fleischspieße und Fuchur und Iceburner mischen sich unter die unglaublichen Massen, die sich SABATONs epischem Power-Metal-Krieg ("The Great War") stellen.

Bald aber muss sich das mittelalterliche Dorf schon wieder einer großen Gefahr stellen. Piraten bedrohen die Wackinger. Jedenfalls ein bisschen. Naja, eigentlich sind sie gar nicht bedrohlich. MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN scheitern schon daran, ein schlechtes Vorbild zu sein. Daher hat sich die Truppe aus dem osnabrückischen Tortuga zum Ziel gesetzt, uns alle abzufüllen und zum Tanzen zu bringen. Frechheit! Allerdings gelingt diesen Schwerenötern das vortrefflich. Wenn es nicht so wundervoll amüsant wäre, würde ich den Verrückten ja das berufliche Umsatteln nahelegen. Als Unterhaltungsgruppe würden sie sich bestimmt besser machen, denn als Freibeuter. (2019er Album: „Leviathan“)

Da schimpfe ich die Piraten noch harmlos und merke dann aber, wie anstrengend das Tanzen und das Saufen sein kann. Somit bietet es sich an, nicht auch noch die zweite Hälfte der Nacht zum Tag zu machen. Gute Nacht, Wacken!

 

Die Chroniken des Krachs (Festival-Berichte zum W:O:A 2019):
Prolog
Kapitel 1 (Mittwoch)
Kapitel 2 (Donnerstag)
Kapitel 3 (Freitag)
Kapitel 4 (Samstag)


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