22.08.19-25.08.19, Spital am Semmering, Spital am Semmering

Kaltenbach Open Air 2019 - Tag 1

Text: Gregor Eder | Fotos: Gregor Eder
Veröffentlicht am 30.08.2019

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Jedes Jahr ruft der unglaublich geile Metalberg in Spital am Semmering!

Mittlerweile darf ich mich seit 3 Jahren als fester Bestandteil der Crew sehen und freue mich daher riesig darüber, dass ich euch da draußen jetzt darlegen darf, was sich am 14ten KALTENBACH OPEN AIR alles zugetragen hat. Vorab sei noch erwähnt, dass ein jeder Tag, auf Grund der jeweiligen Geilheit, einen eigenen Report bekommt, doch kommen wir direkt einmal zu Tag Nummer 1.

Kaum im wunderbaren Spital am Semmering angekommen, galt es einer mir sehr wohlbekannten Band zu huldigen. RICHTHAMMER standen zur Eröffnung des Festivals an und als ich im Backstage ankam, wurde ich direkt von der schon fein vercorpspainteten Truppe herzlichst begrüßt. Die 2009 gegründeten Band aus Waidhofen an der Ybbs ist für ihren heftigen Deathmetal bekannt und dass die Herren nun nach einem gelungenem Auftritt am MetalDays auch noch das Kaltenbach eröffnen durften war natürlich eine Feinheit sondergleichen.

Die Crowd war trotz der doch recht frühen Uhrzeit schon zahlreich zugegen und RICHTHAMMER leiteten gekonnt die 3 Tage der vollen Dröhnung ein. Das 30minütige Set war wirklich ein guter Einstieg und machte Laune auf mehr. Abgesehen davon, dass die Herren die Leute mit ihren Klängen anlockten, war auch ihr Bühnenoutfit wahrscheinlich eines der spektakuläreren die es auf dem Festival zu sehen gab.

Hier der Beweis:


Wie es am Kaltenbach so ist, geht es von einem Moment auf den Andern mit der nächsten Band weiter. Dies ist den Drum-, sowie Gitarren-Techs, und den Stage-Hands geschuldet, welche so gut und schnell wie möglich den Umbau vonstatten gehen lassen. Somit hier schon ein großes Dankeschön an die Kollegen, welche mir genug Zeit zum Fotografieren verschafft haben!

CARNIFLIATE:

Die aus Slowenien stammende Band CARNIFLIATE war mir noch nicht bekannt und daher war klar, dass ich mir die Truppe genauer reinziehen musste. RICHTHAMMER hatten schon sehr deftigen Death Metal aus der Anlage geschossen, doch der Death-Grind der Slowenen war dann noch um einen Ticken heftiger. Der Menge, welche brav am Wachsen war, gefiel anscheinend die Keule, mit welcher sie hier verdroschen wurde und ich kann mich jener nur anschließen. Der Deathmetal der Band ist schon sehr knapp an der Slam-Grenze und die Vocals müssen einem auch liegen, da man ohne Lyric-Video so gut wie nichts versteht. Dies tut der Brachialität mit welcher die Herren werkten nichts ab.

Kaum hatten die Slovenen ihr Set beendet, ging es mit altbekannten Gesichtern weiter.

INTERREGNUM:

Mit Joey (Vocals), Kris (Guitar), Stef (Guitar), Pat (Bass) und Thomas (Drums), durfte ich schon des öfteren die Bühne teilen und freute mich daher schon auf den Melodic Death Metal der Grazer, welche sich auf Grund ihrer lokalen Bekanntheit über eine doch schon recht große Crowd freuen durften. Joey's Vocals waren wesentlich verständlicher als jene der vorherigen Band und auch der Instrumentalpart ließ neben drückenden Rhyhthmus-Passagen auch einige sehr eingängige Melodien zu Gehör kommen. Die sozusagen Lokalmatadore hatten die Crowd bis zum Schluss des Sets sehr gut im Griff und unter beachtlichem Applaus verließen die Herren die Bühne.

THEOTOXIN:

Weiter ging es mit wienerischem Black-Death Metal von der 2016 gegründeten Band THEOTOXIN. Nach ihrer Tour mit SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH, CARNATION und IRDORATH war der Name der Band vielen schon zu Ohren gekommen und aus den Berichten über die Shows war ich natürlich auch neugierig geworden, da ich mir die Herren leider noch nicht zu Gemüte führen konnte. Also war der Gig sozusagen mein THEOTOXIN-Debüt und, meine Fresse, ich hatte viel erwartet, doch was geliefert wurde übertraf meine Erwartungen. Flo Musil zerlegte die Drums, dass er einem mit der Kick so richtig schön den Magen durchmassierte. Ebenso druckvoll wie Flo lieferte der Rest des Instrumentalparts ab und Sänger Ragnar motivierte mit seinen eindrucksvollen Gesten die Crowd. Ich war jedenfalls bedient und meiner Meinung nach hätten die Herren noch etwas mehr Zeit verdient, doch sehen wir einmal wie es in den kommenden Jahren aussieht.

Rachsüchtiger fucking Metal stand direkt nach THEOTOXIN am Plan. VENDETTA FM, bei welchen sich jeder am Anfang wunderte was das FM zu bedeuten habe, betraten nach einer kurzen Umbauphase die Bühne und als ich dann das Banner erblickte war klar, wofür FM stand = FUCKING METAL! Die Spanier Jacob (Vocals), Koto (Drums), Disi (Guitar) und Diego (Bass), sahen unscheinbar aus, lieferten dann aber eine doch sehr heftige Mischung aus Groove-Metal und Hardcore. Gegenüber meinem Drumtech-Kollegen Sascha Zeisler (VEINS OF SUFFERING) ließ ich nur folgenden Kommentar ab: "Dude! Das sind ja die spanischen PANTERA", worauf jener etwas schmunzelte und nickte. Drummer Koto war schon nach dem zweiten Song von Schweiß durchnässt, was veranschaulichen sollte, mit welcher Brachialität der Herr bzw. alle Bandmitglieder die Bühne am Zerlegen waren. Die Crowd feierte richtig fein mit, bis der letzte Ton verklungen war.

UNFATHOMABLE RUINATION:

Kaum waren die Spanier verschwunden, betraten die Engländer von UNFATHOMABLE RUINATION die Bühne. Schon vor dem Auftritt der Band, sorgte deren Name für lustige Momente, da jener doch etwas schwieriger für die ansässigen Metaller auszusprechen war. Ich vernahm einige interessante Versionen der möglichen Ausprache des Namens und war schon erheitert als ich mich im Bühnengraben einfand. Der brutal schnelle Death Metal der Band ließ dann die Erheiterung sehr schnell schwinden, da man sich vor lauter Blast-Beats kaum mehr auf die eigenen Gedanken konzentrieren konnte. Die Band zog einen mit ihrer mächtigen Drescherei in ihren Bann und sorgte weitergehend dafür, dass sich der Pit langsam vergrößerte. Ich selbst musste mich das Set über zusammenreißen, um nicht alle Bilder die ich schießen wollte durch Headbangen zu verwackeln. Ein wirklich mörderisches Set wurde hier geliefert und UNFATHOMABLE RUINATION ruinierten somit schon um 18:00 einige Wirbelsäulen!

AZAGHAL:

Kaum hatte ich meine Bilder von UNFATHOMABLE RUINATION geschossen, sah ich, als ich in den Backstage-Bereich kam, ein paar düster gekleidete Herren sich gegenseitig Kunstblut übers Gesicht giesen. Nach einem kleinen Blick auf den Timetable war klar, dass es sich um die 1995 gegründete Black Metal Band Azagahl aus Finland handelte. Da bisher noch kein wirklicher Black Metal vorgetragen wurde, war ich gespannt was die Herren Narqath (Guitar), Niflungr (Bass & Vocals) und Lima (Drums) so zu Gehör bringen würden. Mit einem am Anfang recht alleine wirkendem Gitarrenintro legten die Herren los und kaum hatte sich die Sonne genug verdunkelt, brach das Blast-Gewitter los. Das ein dementsprechendes finnisches Urgestein des Black-Metals hart liefern würde war mir klar, doch überraschte mich der wirklich fette Sound der da aus der PA kam. Zur Erklärung: Manchmal ist mir der Gitarrensound bei Black Metal einfach zu dünn, doch bei Azaghal kann ich das nicht behaupten. Die Band brachte ihr 50 minütiges Set mit vollem Elan vor und nachdem die Herren die Bühne verlassen hatten, zerlegten sie sich noch selbst ordentlich, sodass man sie zu früher Uhrzeit noch schlafend im Backstage vorfand. Gelungene Zerstörung meine Herren!

DORNENREICH:

Die nach AZAGHAL folgende Band war mir zwar namentlich bekannt, doch war ich zur Zeit der Gründung der Truppe noch nicht einmal geboren. 1996 begab es sich, dass Eviga (Vocals, Guitar), Inve (Violin) und Gilvan (Drums, Percussion) sich zur Band DORNENREICH formierten. Ich hatte zwar gehört, dass es sich um Black Metal handeln soll, doch in welcher Art und Weise war mir nicht klar. Schon beim ersten Track wurde mir klar, dass mir da etwas immens Geiles bisher entgangen war. Die Musik der Herren würde ich als Avantgarde-Metal bezeichnen, da es sich um wirklich ausgeklügelte Riffs und Rhythmen handelt, welche man nicht einfach so im Black Metal findet. Die Bühnenperformance war enorm mitreißend und spätestens beim Track "Wer hat Angst vor Einsamkeit" stand ich mit etwas tiefhängendem Kiefer vor der Bühne und bewunderte das Vorgetragene. Normalerweise gefallen mir deutsche Lyrics sehr selten im Metal, doch die poetische Vortragsweise gefiel mir außerordentlich gut. Es ist eine wirkliche Schande, dass ich DORNENREICH erst jetzt wirklich auf dem Radar habe, doch die Herren können sich sicher sein, dass ich sicherlich nicht das letzte mal vor ihrer Bühne gestanden habe!

VOMITORY:

Als ich mich aus dem hypnotischen Bann DORNENREICHs herausgerissen hatte, baute schon eine mir doch schon eher bekannte Band ihr Equipment auf der Bühne auf. Wenn es um deftigen Death-Metal geht, ist Schweden in meinen Augen ungeschlagen und die von dort stammenden VOMITORY sind seit 1989 eine der unumgänglichen Helden auf diesem Gebiet. Dementsprechend versammelte sich eine immense Meute an motivierten Metalheads vor der Bühne um den Herren Erik Rundqvist (Bass/Vocals), Tobias Gustafsson (Drums), Urban Gustafsson (Guitar) und Peter Östlund (Guitar) zu huldigen. Die Crowd war recht textsicher und die "Hey Hey Hey's" ließen nicht lange auf sich warten. Die wallenden Mähnen flogen nur so durch die Gegend und auch ich stand hinten auf der Bühne und malträtierte mein Genick. Eine ganze Stunde zerlegten VOMITORY in feinster Manier und wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich noch etwas Power für die folgenden Bands brauchen würde, hätte ich mich bei dieser Show absolut verausgabt.


CARPATHIAN FOREST:

Wenn ich mich auf eine Truppe gefreut habe, dann war das CARPATHIAN FOREST. Da ich die Norweger noch nie live gesehen hatte standen sie ganz groß auf meiner Liste. Mit ihrem feinsten Black'n'Roll legten die Herren Nattefrost (Vocals/Harp), Malphas (Guitar), Gamle Erik (Guitar), Vrangsinn (Bass) und Audun (Battery), eine richtig fette Show hin. Ca. zur Mitte des Sets kam es dann aber zu einer unerwarteten Pause. Anscheinend hatte der Schlagzeuger so derartig Gas gegeben, dass die Feder des Fußpedals aufgegeben hatte. Ich scherzte noch mit einem Kollegen: "Soll er halt das Set mit einem Fuß fertig blasten". Als Tech wurde ich etwas nervös, doch als ich meine Drum-Tech-Kollegen eingreifen sah, wusste ich, dass es gleich weitergehen würde. Während der Pause gab es noch ein kleines Mundharmonika-Solo von Nattefrost, welcher nur über das kleine technische Problem lachte und sobald Alles wieder einsatzbereit, war wurde weitergemetzelt. Während des Sets zauberte Nattefrost hier und da eine finnische Flagge hervor, welche er, wohlmöglich um seine Liebe zu Finnland klar zu stellen, sich mit voller Freude zwischen den Füßen rieb und dann in die Crowd pfefferte. Das mag wohl den anwesenden Finnen nicht ganz geschmeckt haben, wobei jene ja ohnehin schon Großteils im Backstage weggenickt waren. Musikalisch waren CARPATHIAN FOREST jedenfalls top, wenn auch das Auftreten recht provokant war.

DISTILLATOR:

Nachdem die Norweger die Crowd schon wirklich hart durchgearbeitet hatten, legten die Holländer von DISTILLATOR mit ihrem interessanten Progressive Old-School Thrash Metal noch eins drauf. Schon bevor die Band die Bühne betrat, musste ich die wirklich genialen Mikrophonständer bewundern, welche aus alten Autodrom-Karts gebaut wurden, wie mir der Sänger im nachhinein erklärte. Kaum auf der Bühne angekommen, begann die enorm energiegeladene Show, welche selbst nach den sehr starken vorherigen Shows noch die Anwesenden motivierte. Das Trio lieferte eine interessante Mischung aus Thrash, älterem Heavy und hier und da schon fast Speed-Metal, währenddessen Gitarrist und Bassist nur so über die Bühne flitzten. Die Vocals waren zur Abwechslung recht clean gehalten und mitunter waren auch sehr hohe, klare Schreie dabei, wie man sie aus dem frühreren Thrash-Metal der 80er kennt. Die 40 Minuten Set holten aus so gut wie jedem noch den letzten Tropfen Energie heraus. Ich spürte mittlerweile auch schon eine leichte Welle an Müdigkeit, wobei mich der Alkohol noch halbwegs auf den Füßen hielt, denn eine Band gab es dann doch noch, die es zu genießen galt!

LEHM:

Mit einem 30minütigen Set der Grazer Band LEHM wurde dann der erste Festivaltag beendet. Nun fragt man sich, wie man nach so einem Haufen an deftigen Bands noch einmal die Wellen hoch gehen lassen soll, doch LEHM hatten ganz andere Sachen im Kopf. Anstatt noch einer Ladung an schnellen Metal, gab es nur einen Weg, die tapferen Übriggebliebenen schlussendlich zu vernichten: DOOOOOOOOOOM!  {{D}}, [[L]] und ((P)) traten bei fast finsterer Bühne und gut verhüllt vor die Crowd, welche gespannt wartete was nun passieren würde. Geliefert wurde eine heftige Mischung aus Doom und Atmosphärischen Black Metals, wobei die Band ihr Genre selbst als Post Doom bezeichnet. Jedenfalls waren die Riffs mächtig genug um die Crowd noch ein letztes mal zu hypnotisieren bevor sich Alle den nächtlichen Alkoholexzessen hingaben. Die melancholische und etwas getragene Show weckte in mir komischerweise wieder versteckte Energien, da ich nach dem Gig wieder putzmunter war. LEHM haben den ersten Tag würdig abgeschlossen und ich bin schon gespannt, was von der jungen Band noch so kommen mag.

Nachdem somit der erste Tag vorübergegangen war, machten mein Zimmerkollege Sascha und ich uns mit Bier bestückt auf den Weg ins Hotel, da unser noch unbekannter dritter Zimmerkamerad anscheinend schon dort zu sein schien. Jener schlief auch schon tief und fest, da wir ihn weder mit Anruf noch per Klopfen wecken konnten. So begaben wir uns auf den Rückweg zu unseren Autos und trafen dadurch noch auf den lieben Herrn Haidinger (NERVCELL, ULTRAWURSCHT uvm.), sowie auf Marrok von HARAKIRI FOR THE SKY und ANOMALIE, welcher mitunter als Sound-Techniker vor Ort tätig war. Ich verplauderte mich noch etwas mit den Herren, bevor ich schlussendlich um 4:00 herum in mein Auto fiel.

So ging Tag 1 zu Ende. Tag 2 folgt!


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