14.09.2019, 76er Finest Rock Bar, St. Martin

RockShock Theatre '19

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 17.09.2019

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Öfter mal was Neues hieß es für ein kleines Stormbringer-Schreiberlein, so verschlug es einen Samstags Mitte September ins tiefste Mühlviertel, wo das RockShock Theatre seine 2019er-Ausgabe feierte. Nach durchaus abenteuerlicher Anfahrt gleich einmal die erste Überraschung, nicht nur, dass sich statt beengtem Lokal ein geräumiges Gelände mit noblem Zelt auf Asphaltuntergrund präsentiert (geeichte Festivalgänger wissen befestigte Untergründe zu schätzen...), auch der kolportierte Beginn mit 18h stimmte nicht so ganz – es sollte erst ab 20h krawallisiert werden. Alles nicht so schlimm, aber leider war auch die Running Order im Vorfeld nicht so einfach zu finden - ein paar Zettel vor Ort hätten dem Infodefizit auch weitergeholfen – sodass bei den Zuschauern heiteres Ratespiel ob der Bandreihenfolge herrschte und einige Besucher ob der nur kurz zuvor erfolgten Absage von ATHIRIA nicht auf dem neuesten Stand waren. Bis auf diesen kleinen Schönheitsfehler hatte man es aber mit einem fein organisierten Event zu tun, bei dem es den Zuschauern an nichts fehlte.


Für die ausgefallenen ATHIRIA waren VENATOR ins Billing gerutscht, die den Reigen aus fünf Bands auch eröffneten. Und die jungen Buben aus Linz wussten nachhaltig zu überraschen, als sie zum Auftakt das Zelt mit klassischen Heavy-Metal-Klängen ordentlich in Wallung brachten. Ein Bißchen Nervosität, die sich in noch etwas unstrukturiertem Stageacting manifestierte, war bei der noch recht frischen Fraktion war nicht wegzudiskutieren, doch dafür punkteten die sympathischen Burschen mit ihren vielleicht nicht über die Maßen originellen, aber mitreißenden Oldschool-Metalklängen. Dass dann dem Leadgitarristen gegen Ende des Sets noch eine Saite riss, war einfach pures Pech – die Kollegen überbrückten den kurzen Ausfall gut, während der Gitarrist dann auch noch den Stecker an seinem Ersatzinstrument zunächst nicht fand. Trotz Schmunzeln im Publikum – alles gut Burschen, sauberer Auftritt mit hohem Spaßfaktor!


Zum allgemeinen Nackenmuskel-Aufwärmen riefen als nächstes EARTHSPLITTER, die eine ordentliche Thrash-Durftmarke setzten. Leider war der Sound bei den ebenfalls aus Linz stammenden Thrashern vor allem im Bass-Bereich (den Rampensau Hias einmal mehr bearbeitete, als gäbe es kein Morgen) ein wenig arg laut, was das hingebungsvolle Gekeife von Fronter Marvin ein wenig in den Hintergrund drückte. Trotzdem ging die gute Hundertschaft an Anwesenden gut mit und schüttelte zu dem herrlichen Gerumpel ausgiebigst die Mähnen. Irgendwann flog sogar ein Damenslip auf die Bühne, was der allgemeinen Partystimmung noch einen Extra-Boost gab. Im Zeitplan etwas hinterher hinkend, durften EARTHSPLITTER die von den Zuschauern geforderte Zugabe leider nicht mehr liefern und verabschiedeten sich unter lautem Applaus von der Bühne.


Um ein Haar hätte der Ausfallsteufel dann auch bei DEAD KNOWLEDGE zugeschlagen, bei denen auf der Fahrt ins Mühlviertel die Kupplung ihres Bandbusses die Seele aushauchte. Dank Automobilclub-Unterstützung schafften es die Braunauer und ihr die Bühne dekorierender Wolpertinger aber noch rechtzeitig und konnten somit die Gehörgänge der Zuschauer mit ihrem mörderischen Groove kräftig durchmassieren. Mit ihrem neuen Album „Kryll“ im Gepäck konnten DEAD KNOWLEDGE die Besucher kräftig zum Mitnicken animieren, auch wenn der Sound erneut ein wenig zu kräftig aus den Boxen walzte. Vor allem das sympathische Stageacting des bewegungsfreudigen Fronters Sebastian konnte einmal mehr überzeugen, während die Instrumentalfraktion samt Aushilfsbassisten Reini (ex-TUXEDOO) einem den grummelnden Groove dienlich in die Gehirnwindungen drückte, wofür sich DEAD KNOWLEDGE anhaltenden Applaus abholen durften.


Bei CHAINBREÄKER hieß es sodann einfach nur Gaspedal durchdrücken und mit Vollgas durchs Set brettern. Wiewohl die Buben von VENATOR vor der Bühne ihre Kollegen auf Selbiger mit ungebrochener Motivation anfeuerten und sich zu dem Thrash-Gewitter konsequent die Schädel abschraubten, begann ein Teil des Publikum so gegen Mitternacht herum ein wenig zu schwächeln. An dem zwar auch wieder recht lauten, aber inzwischen ausgewogenerem Sound konnte es nicht gelegen haben, dass so einige Besucher den Auftritt von CHAINBREÄKER lieber hinten in der Bar sitzend verfolgten, so war auf amtliche Eskalation ob des Hochgeschwindigkeitsabrisses der blendend Aufgelegten Linzer leider nicht mehr zu denken. Auch die Technik wurde schön langsam etwas müde, was sich dann auch noch in einem kurzen Ausfall eines der Amps manifestierte, was aber von der Band routiniert kompensiert wurde. Trotz Müdigkeit bei den Zuschauern konnten sich CHAINBREÄKER dann doch noch über lauten und hochverdienten Beifall freuen!


Bei KÜENRING präsentierten sich die Zuschauerreihen weit nach Mitternacht deutlich gelichtet, was für den machtvollen Heavy Metal, den die Niederösterreicher mit großem Spaß an der Sache auf die Verbliebenen niedergehen ließen, wirklich, wirklich schade war. Erneut im oberen Lautstärkebereich angesiedelt, aber mit ausgewogenem Sound, stellten KÜENRING den Besuchern einen massiv starken Auftritt vor die Nase, der wahrlich motivierteres Publikum verdient gehabt hätte. Vor allem die extrem tighte Bühnenpräsenz, die von viel Emotion und Interaktion geprägt war, konnte nachhaltig beeindrucken, aber vermochte es dennoch zu später Stunde nicht mehr dafür zu Sorgen, dass die Leute aus sich heraus gegangen wären. Da wäre, unterm Strich, ein etwas früherer Beginn doch ganz gut gewesen , um der fortschreitenden Ermattung des Publikums entgegenzusteuern. Ob KÜENRING den Schluassapplaus bekamen, den sie sich verdienten, darüber kann das kleine Schreiberlein leider nicht mehr berichten, da es ebenfalls, noch während auf der Bühne hingebungsvoll gerockt wurde, die eineinhalb-stündige Heimreise antrat.
 

Trotz ein wenig Informationsdefizits (gibt Schlimmeres, wenn das Drumherum, so wie hier, gut passt) präsentierte sich das RockShock Theatre '19 als gemütliche Veranstaltung, der man nur zu gerne beiwohnte. Besuchertechnisch blieb das Fest zwar überschaubar, doch nicht auf unangenehme Weise – lediglich ein Bißchen mehr Stimmung hätte man sich für die Bands, die sich samt und sonders ordentlich reinhängten, gewünscht.

Weitere Fotos gibt es in Kürze bei Images Of Pain And Pleasure.


WERBUNG: Hard
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