29.11.2019, Rockhouse, Salzburg

SALTATIO MORTIS + INDECENT BEHAVIOUR

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 03.12.2019

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Monatelang vor der Show ausverkauft, die ersten Fans bereits Stunden vor der Show im ekligen Regen in disziplinierter Reihe vor der Halle stehend – SALTATIO MORTIS sorgten schon im Vorfeld für einiges an Rumore im Salzburger Rockhouse. Jedoch auf durchwegs positive Weise, wie der extrem entspannte Ablauf des Abends bescheinigte, der von guter Laune, überragender Stimmung und durchwegs glücklichen Leuten geprägt war. Dass nur zwei Bands am Start waren, gab dem Abend zusätzlich einen ziemlich stressfreien Touch, indem man sich  sowohl auf die Supportshow von INDECENT BEHAVIOUR als auch die zweistündige Headliner-Show von SALTATIO MORTIS fokussieren konnte.


Apropos Support: als solcher machten INDECENT BEHAVIOUR ihre Sache wahrhaft gut! Dass das Publikum in der proppenvollen Halle bereits bei der Supportband so ordentlich mitgeht, das sah man dann doch eher selten – man musste INDECENT BEHAVIOUR aber auch zu Gute halten, dass sie sich auf der Bühne wirklich den Arsch aufrissen und mit ihrem mitsingkompatiblen Material demzufolge schnell bei den Leuten (von denen nicht wenige an diesem Abend nicht zum ersten Mal auf dieser Tour zu Gast waren!) landen konnten. Musikalisch gab es dafür nur wenig Überaschungen: Stark dargebotener, mit ordentlichem Schub aus den Boxen donnernder Punk Rock, der irgendwo zwischen kernigen Core-Eruptionen und faserschmeichelnden Mitsing-Refains die komplette Klaviatur eher modern orientierter Klänge bediente. Den Zuschauern gefiel das starke, an manchen Stellen schon durchaus zwingenden Material sichtlich gut und es folgte den Animationen der Band mit Freuden und ließ sich dann auch zu entsprechend lautem Applaus für INDECENT BEHAVIOUR hinreißen. Stark!


Was vom Fleck weg positiv auffiel bei SALTATIO MORTIS, war die im Vergleich zur letzten Begegnung des Berichterstatters deutlich entschlackte Show. Allzu ausufernde Ansprachen mit erhobenem Zeigefinger suchte man vergebens, nur die eine oder andere (auch politisch) wichtige Botschaft in kurzer, unaufdringlicher Form wurde vorgetragen, ansonsten fokussierten sich die Spielleute auf das was sie am Besten konnten – nämlich zu musizieren! Und das mit einer Freude und Hingabe, dass sie die Zuschauer von den ersten Takten an mitreißen konnten! Klar, über kollektives, Händchenhaltendes von-links-nach-rechts-Gehopse und die trendende T-Shirt-Ausziehen-und-damit-wacheln-Aufforderung ans Publikum (immerhin bekam man dadurch auch den gestählten Oberkörper von Sänger Alea zu sehen, aber das nur am Rande...)  kann man natürlich geteilter Meinung sein, doch wenn es der solcherart überkochenden Stimmung zuträglich ist – was soll's!

Mit Fokus auf die neueren Publikationen ließen es SALTATIO MORTIS so richtig krachen, auch wenn die nicht unbedingt kleine Bühne im Rockhouse für die acht Spielleute, die darauf ein Instrumentenarsenal der breit gefächertsten Seite platzierten, fast ein wenig beengt geraten war. Zwischen Sackpfeifen, Drehleier, Schalmeyen und donnernden stromverstärkten Instrumenten bewies fast jedes Bandmitglied seine Künste an mindestens zwei verschiedenen Instrumenten – da wechselte schon einmal einer der Gitarristen zum mittelalterlich orientierten Mittelteil der Setlist ans Schlagzeug, während Ober-Spielmann und Schlagwerker Lasterbalk stimmungsvolle Percussion beisteuerte und der Schub von vier Sackpfeifen den Zuschauern gehörig den Marsch blies. So mancher Klassiker wie das derbe abgefeierte „Prometheus“ mischte sich in die neuen, eher ein wenig punkig orientierten Songs und machte die von Vorne bis Hinten von den Zuschauern mit lautem Jubel bedachte Setlist komplett.

Dass Fronter Alea, augenscheinlich ein wenig kränklich (was ihn aber nicht davon abhielt, mit vollem Einsatz den Kontakt zum Publikum zu suchen und sich wieder einmal auf Händen durch die Halle tragen zu lassen), sich mehrere Male auf der Bühne beinahe die Lunge aus dem Leib hustete und dafür von seinen Kollegen nur wenig Mitleid erntete („Kannst du bitte später sterben?!“) sorgte höchstens für kleinere Schönheitsfehler in der ansonsten bockstarken Performance, die aber von den mitsingwütigen Zuschauern mit links aufgefangen wurden.

Bei allem Lob ob des äußerst angenehmen, begeisterungsfähigen Publikums, darf auch ein wenig Kritik angebracht sein: Zum einen verstörte es ein wenig, dass der in der Umbaupause aus der Konserve gespielte ÄRZTE-Song „Schrei nach Liebe“ teilweise mehr Leute zum Mitsingen und Applaudieren (!) bewegte, als einige Titel des leibhaftig auf der Bühne stehenden Headliners, zum Anderen ist es leider doch eine gewisse Verantwortungslosigkeit von Eltern, ihre jugendliche, gerade die Höhe des Absperrgitters erreichende Konzertbegleitung ohne irgendeinen Gehörschutz in die erste Reihe zu stellen. Nein, das ist nicht alt und spießig, seine Ohren (besonders das sich noch entwickelnde kindliche Gehör!) zu schützen, sondern in Zeiten des mehr und mehr aufkommenden Nachhaltigkeitsgedankens eigentlich naheliegend – oder?


 

Unterm Strich boten SALTATIO MORTIS an diesem Freitag Abend wohl eine der Shows mit der besten Stimmung, die man in diesem Jahr im Salzburger Rockhouse gesehen hatte. Den tosenden Schlussapplaus hatten sich die Spielleute für ihre zweistündige Show auch redlich verdient! Fast alle Musiker konnte man hernach noch in ihrem natürlichen Habitat (© Lasterbalk) an der gegenüberliegenden Rockhouse-Bar beobachten und begreifen, wo sie den Abend bis zur Abfahrt des Busses noch entspannt ausklingen ließen. Solcherart Shows mit derart sympathischen Protagonisten würde man sich (genreunabhängig) noch viel mehr wünschen!
 

Dürfen's noch ein paar Fotos mehr sein? Ja? Die findet ihr wie immer bei Images Of Pain And Pleasure!


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