21.04.2011, Arena

PENTAGRAM

Text: Eva Thalhammer | Fotos: bernsen
Veröffentlicht am 28.04.2011

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Alle Uhren und Kalender werden heute schlagartig um vierzig Jahre zurückgedreht. Damals, als der Samen für Heavy Metal ausgesät wurde, waren sie schon vor Ort. Die Rede ist von PENTAGRAM die sich bereits 1971 formierten und seitdem mit vielen Besetzungswechseln und Pausen immer noch existieren. Nachdem das neue Album „Last Rites“ kürzlich erschien ist das Doom- Urgestein wieder auf Tour und gastiert heute in Wien. Doch vorher haben noch drei andere Bands die Ehre den retrospektiven Abend einzuleiten. SOURVEIN aus den Vereinigten Staaten machen den Anfang. Mit Ausnahme des Bassisten bestätigt sich das Klischee der amerikanischen Burger- Fresser Kultur, als die beleibten Musiker die Bühne betreten. Gespielt wird jedenfalls lupenreiner Sludge und die paar Besucher, die um diese Uhrzeit schon in die große Halle der Arena gefunden haben, nicken wohlwollen zu den schweren Akkorden.

Geballte Schweden Power kommt mit den nächsten zwei Bands aus dem musikträchtigen Bereichen Uppsala und Göteborg. Mit flackernden Kerzen wird auf der Bühne für Stimmung gesorgt bevor IN SOLITUDE erscheinen. Das souveräne Auftreten der jungen Musiker beeindruck bereits jetzt. Dargeboten wird Heavy Metal mit okkulter und düsterer Aura. Die Show ist energiegeladen und während Gitarristen und Band Solo auf Solo bringen läuft Sänger Pelle Ahman nervös im Hintergrund auf und ab, wobei er stilecht von einer Wodka- Flasche und einem nerzähnlichen Gehänge um seinen Hals begleitet wird. Rechtzeitig übernimmt der schlaksige Frontmann wieder das Mikro und damit die Oberhand über das Publikum. Die Jungs kommen allgemein gut an und haben auch selbst sichtlich Spaß an der Sache.

Hisingen ist die viergrößte Insel Schwedens, gehört zur Hafenstadt Göteborg und ist namengebend für das neue Album von GRAVEYARD. Das fantastische Machwerk erschien erst im März dieses Jahres doch schon beim Titelsong „Hisingen Blues“ wird im Publikum lautstark mitgesungen. Der psychedelische Hard Rock, der sowohl an frühere Zeiten von DEEP PURPLE oder LED ZEPPELIN erinnert als auch an doomige BLACK SABBATH Riffs kommt auch live unheimlich gut an. Nicht nur die Musik versetzt den Hörer zurück in die wilden Siebziger, sondern auch die optische Erscheinung des Quartetts und die Bühnengestaltung lassen keinen Zweifel an der uhrenparadoxen Zeitreise. Nicht nur das neue Album wird abgehandelt, sondern auch Songs des 2007 erschienenen Albums sind mit im Repertoire. Als die Band meint es wäre genug und die Bühne verlassen will, wird noch einmal lautstark nach „Satan’s Finest“ verlangt. Auch wenn danach leider endgültig Schluss mit Schweden ist, bewegt sich die Zeitkapsel noch keinen Millimeter Richtung Gegenwart.

Der erste Song des Hauptacts erschien bereits 1987 auf dem Gleichnamigen Album „Day of Reckoning“ und erfreut bis heute die Gemüter. Weniger erfreut ist man über den Anblick von PENTAGRAM. Nicht die Musiker oder das Auftreten der Band schockieren, sondern vielmehr der Anblick des Frontmanns Bobby Liebling. Ist der alt ehrwürdige Doom Sänger doch noch keine 60, haben die Jahre sein Aussehen bereits negativ gezeichnet. Wilde Mimik und unschlagbare Gesten lassen jedoch den ruinösen Anblick vergessen und auch die Stimme hält von „Forever My Queen“ über „The Deist“ hin zu „Relentless“ einwandfrei durch. Überwiegend unterhalten altbekannte Songs aus früheren Zeiten das Publikum, unter welches sich jetzt auch die Musiker der Vorbands gemischt haben. Das neue Album wird mit „Into The Ground“ oder „Call The Men” eher nur kurz tangiert.

So schön das Schwelgen in der Vergangenheit und alten Songs auch sein mag, nach der Zugabe wird das Publikum fluxkompensator-artig wieder in die Gegenwart versetzt. Zurück bleibt nur die Erinnerung an einen Abend mit vier großartigen Bands, die trotz ihrer unterschiedlichen Musikrichtungen eine harmonische Einheit bildeten. Es bleibt zu hoffen, dass musikalische Zeitreisen dieser Art keine Ausnahme blieben und, dass das Konzept des „Road Trip To Outta Space“ von der Wiener Arena bis hin zum Restaurant am Ende des Universums basslastige Wellen schlagen wird.


WERBUNG: Hard
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