09.10.2021, Kitzmantelfabrik Vorchdorf, Vorchdorf

Metalnight Outbreak Vol. 8 (Tag 2)

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 15.10.2021

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Auch 2021 fand, nach der erzwungenen Pause von 2020, wieder das Metalnight Outbreak Festival in der Kitzmantelfabrik von Vorchdorf statt. Für die inzwischen achte Ausgabe wurde die Festivität kurzerhand auf zwei Tage aufgeteilt – während am Freitag nur die Hauptbühne bespielt wurde, wechselten sich am Samstag wie gehabt die große Bühne im Saal und die kleine im Foyer ab. Insgesamt 13 Bands holten dabei am Samstag die letzten Energiereserven aus den zahlreich, aber doch weniger als erwartet erschienenen Zuschauern. Aufgrund der Terminüberschneidung mit THE WEIGHT in Salzburg, konnte das unermüdliche Schreiberlein leider den ersten Festivaltag mit unter anderem DEATH RISING nicht abdecken – Klonen oder Teleportieren ist bekanntlich noch nicht erfunden. Aber wenn es einmal soweit ist, dann kann der Tatendrang durch nichts mehr gebremst werden! Doch das ist eine andere Geschichte...



ABOUT TOMORROW

Aufgrund einiger kurzfristiger Absagen, hauptsächlich wegen Krankheit (auch der Stormbringer-Berichterstatter hustete sich fast die Seele aus dem Leib – oh Wunder, es gibt noch gewöhnliche Erkältungsviren abseits der weltumspannenden Seuche...), begann das Programm erst eine Stunde später als angekündigt mit ABOUT TOMORROW, die mit ihren fluffigen und melodischen Songs einen runden Auftakt boten. Leider musste der Vierer mit der sympathisch über die Bühne tänzelnden Frontfrau im Glitzerkleidchen mit eher magerer Kulisse zurechtkommen, doch das tat der sichtlichen Spielfreude der Truppe keinen Abbruch.

Direkt im Anschluss lärmten REIGN OF VERMIN auf der kleinen Bühne – was wörtlich zu nehmen war, war doch von den Gitarren und dem wütenden Gekeife des Trios nur wenig zu vernehmen, da der brutale Schlagzeugsound kurzerhand alles in Grund und Boden stampfte. Man hätte hier gerne zugunsten einer etwas aufgelockerten Running Order, die kurze Pufferpausen zwischen den Bands erlaubt hätte, bei der ursprünglichen Beginnzeit bleiben können, das hätte vielleicht auch die Arbeit des Mischers auf der kleinen Bühne (am Vortag noch mit eigener Band selbst auf der Bühne...) ein wenig einfacher und in der Folge besser machen können...

Dafür konnte man am Sound der Hauptbühne zu keiner Zeit meckern, wie man bei der ersten härteren Partie des Abends, DEVOTION OF MINE, die recht kurzfristig für die erkrankten DAZE AFFECT eingesprungen waren, bemerken konnte. Die Salzburger rüttelten mit knackigen, doch auch grundmelodischen Metalcore-Klängen kräftig am Watschenbaum und konnten sich der Aufmerksamkeit des sich zaghaft mehrenden Publikums sicher sein. Zwar gab es keine ausgelassenen Moshpits, wie noch zuletzt in Salzburg, doch dafür konnten DEVOTION OF MINE ordentlichen Applaus einfahren.

Den ersten kleinen Moshpit des Abends konnten OCEAN'S BLACKLIST auf der zweiten Bühne entzünden, die knuffigen Buben stachen mit rabiatem Sound und zwei gut aufgelegten Sängern augenscheinlich voll ins Geschmackszentrum der Besucher in Vorchdorf und konnten sich für ihre vielleicht noch etwas schüchterne, aber durchwegs überzeugende Performance einiges an Beifall einholen.



CROWORD

CROWORD auf der Hauptbühne kickten dann einfach nur mit Anlauf in die Eier und bretterten mit heftig-deathigen Klängen und hingebungsvoller Vehemenz über das Publikum hinweg. Die erste echte Gnackwatschn des Abends strapazierte schon so einige Nacken im schön langsam voller werdenden Auditorium, das die brutalen Klänge der fünf Wiener sichtlich goutierte und ausgiebig Applaus spendete.

Im Anschluss konnte man sich über eine fröhliche Fleischbeschau bei RESKIMO freuen, die kurzerhand ihren Alternative Rock in Unterhosen unter die Leute brachten. Dass sich die Damenwelt dabei uneins war, ob die Burschen sich eher weiter ausziehen, oder doch wieder anziehen sollten, tat der guten Stimmung während des Gigs keinen Abbruch – die in Feierlaune befindlichen Zuschauer und Musiker auf der Bühne harmonierten perfekt, sodass man den Auftritt von RESKIMO, trotz ein paar schiefer Töne, nur als rundweg gelungen bezeichnen konnte.

Die musikalische Schrägheit setzte sich bei CURIOUS auf der Hauptbühne fort – jedoch ohne den Entertainmentfaktor fehlender Oberbekleidung. Augenscheinlich konnten auch die meisten Besucher mit der abenteuerlichen Crossover-Mischung der Band, irgendwo zwischen Nu Metal, straightem Rock und verspielten Progressive-Klängen nicht wirklich viel anfangen und folgten der fokussierten Darbietung von CURIOUS eher höflich, denn wirklich begeistert.



A NEW CHAPTER

Irgendwo zwischen aberwitzigem Djent und gehirnzersetzendem Prog ballerten DARKSTRAND aus allen Rohren und sorgten für temporäre cerebrale Überforderung – den Drummer hatte man zwar weggespart (andererseits, ein humanoides Wesen zu finden, das dieses vertrackte Getrümmer dertreten kann, dürfte ein durchaus herausforderndes Unterfangen sein...) und die Bühnenperformance wirkte noch etwas schüchtern und verhalten, doch angesichts der technischen Fertigkeiten der Burschen und der Tatsache, dass sie in diesem Herbst gerade ihre ersten Gigs spielten, lieferten DARKSTRAND eine überzeugende Darbietung ab, die Neugierig darauf machte, wie sich die Band weiter entwickeln wird.

Richtig zum Ausrasten wurde es erstmalig bei A NEW CHAPTER aus Wien, die mit kernigen Metalcore-Klängen und extremer Hingabe die inzwischen ziemlich zahlreichen Zuschauer auf ihre Seite ziehen konnten. Der erste derbe Moshpit in der Halle eröffnete sich und an der Front flogen die Haare nur so durch die Gegend – der arschtretende Sound der Wiener, die im Übrigen zwischenzeitlich auf der Suche nach einem neuen Schreihals sind, trug sein Übriges dazu bei, dass sich die knackigen Songs schnell in die Gehirnrinde frästen und selbst Genrefremde Leute überzeugen konnten.

Im Foyer auf der zweiten Bühne ging es mit THIS LAST WORLD weiter, die ebenfalls ohne Drummer aufschlugen – dafür aber inzwischen wieder mit zwei Gitarristen und was die Bühnenpräsenz anging, deutlich gewachsen im Vergleich zu Auftritten vor der für alle erzwungenen Live-Pause. Speziell im gesanglichen Bereich wirkten die durchaus corigen, aber auch in den progressiven Bereich schielenden Songs deutlich weniger angestrengt und insgesamt viel lockerer, dass man dazu auch kräftig die Matte kreisen lassen konnte. Aber irgendwie wartete zu diesem Zeitpunkt bereits jeder auf das Hauptprogramm auf der großen Bühne...



WE BLAME THE EMPIRE

… wo Oberösterreichs Finest WE BLAME THE EMPIRE vom Fleck weg das vollständig angetretene Publikum komplett vereinnahmten und eine Show ablieferten, bei der man nur mit den Ohren schlackern konnte. Die aufgestaute Live-Energie der vergangenen eineinhalb Jahre brach innerhalb des ersten Auftrittes auf einer großen Bühne mit derartiger Macht durch, dass man fast Sorgen hatte, es würde Ober-Brülläffchen Borsti den Schädel sprengen. Die Zuschauer fraßen dem Metalcore-Vierer aus Vöcklabruck regelrecht aus der Hand und setzten jede Forderung der Band pflichtschuldig um – von Crowdsurfing-Attacken, die die Leute im Sekundentakt in den Graben regnen ließen, dass die Security beinahe an ihre Grenzen stieß, über tobende Moshpits, hinhock-und-wieder-aufspring-Spielchen bis hin zu einer todesverachtenden Wall Of Death war alles dabei. So mancher Besucher brüllte sich, unabhängig davon, ob er vom entfesselten Fronter das Mikro unter die Nase gehalten bekam, oder nicht, die Kehle wund und wer von diesem Konzert KEINE gröberen Wirbelschäden oder anderweitige Beschädigungen davongetragen hatte, der war verdammt nochmal nicht dabei! Da fehlte eigentlich nur noch eines, was die gut halb volle Halle trotz komplett ausrastendem Publikum nicht erreichen konnte – dass es von der Decke tropfte. Somit vielleicht kein #aufgussbitte (dafür waren auch die Außentemperaturen zu frostig...), doch fraglos eine der verdammt besten Shows dieses Jahres! Chapeau!

Das geplättete Publikum schleppte sich anschließend zu den wunderbaren Anarchos von INSÖRT, die als Höhepunkt auf der kleinen Bühne ihr herrlich absurdes Programm inklusive verstörend-genialen Verkleidungen aus der (bunten) Hölle durchzogen. „Tschü dei Basis“ war hierbei das Motto und die sichtlich erheiterten Besucher ließen sich auch mit Freude von den schrägen Songs mitreißen – bis dass INSÖRT ihr Programm, als Opfer etwas verunglückter Kommunikationsschwierigkeiten mit falschen Spielzeiten informiert, leider früher als geplant beenden mussten, da auf der Hauptbühne noch der letzte Act des Abends in den Startlöchern stand. Zwar konnten INSÖRT noch einen zusätzlichen Song für sich herausschlagen, doch dass sie schon nach etwas mehr als der Hälfte des Sets von der Bühne mussten, war unterm Strich dann doch etwas unbefriedigend und wirklich enttäuschend für die Band...

Doch Programm war Programm, VERTILIZAR hatten die Ehre, das MNO 8 auf der großen Bühne zu beschließen. Trotzdem ein paar Leute aufgrund der Eskalation bei WE BLAME THE EMPIRE die Segel strichen, konnten die vier Welser den prominenten Slot als Rausschmeißer nutzen und noch einmal ein wahres Feuerwerk an ohrwurmigen Alternative-Klängen zünden, die einmal mehr von Olivers wunderbarer Stimme getragen wurden, der trotz Erkältung tapfer und ohne Fehltöne in gewohnt hochklassiger Manier durch die Show führte. So sprang der Funke schnell über zum Publikum, welches VERTILIZAR gebührend abfeierte und die grungigen Hymnen laut, bisweilen falsch, aber immer voller Begeisterung mitgrölte. Es war ein wahrhaft würdiger Abschluss des Festivals, das zwei der aktuell wohl besten Live-Bands Oberösterreichs auf einer Bühne versammelte und den letzten Funken Energie aus den Besuchern quetschte.



VERTILIZAR

Die achte Ausgabe des Metalnight Outbreak konnte nur als rundum gelungen bezeichnet werden, auch wenn zur absoluten Glückseligkeit - abgesehen mal von dem durchaus etwas zahlreicher ausgefallen sein könnenden Besucherstroms – noch ein kleines Quäntchen fehlte, und zwar: Wo war die traditionelle Leberkässemmel?! Meine Herren, so geht das nicht, der Leberkäs gehört zum MNO, also nächstes Jahr bitte wieder einige Strutzen einkalkulieren, sonst könnte es sein, dass sich noch jemand weigert aufzutauchen... (kleiner Scherz, wir kommen natürlich auch nächstes Jahr zur neunten Ausgabe wieder!)

Alle Fotos des Festivals findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure:
2nd Stage – INSÖRT + THIS LAST WORLD + DARKSTRAND + RESKIMO + OCEAN'S BLACKLIST + REIGN OF VERMIN
Headstage – CURIOUS + CROWORD + DEVOTION OF MINE + ABOUT TOMORROW
Headstage – VERTILIZAR + WE BLAME THE EMPIRE + A NEW CHAPTER


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