22.10.2021, Stadtwerkstatt, Linz

PORN TO HULA Farewell Show

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 25.10.2021

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Kennt ihr das? Ihr wollt mit irgend etwas aufhören, aber eine höhere Macht hat etwas dagegen und ihr könnt für dieses Kapitel eures Lebens nicht und nicht einen Abschluss finden? So ging es jedenfalls PORN TO HULA aus Linz, die schon im Juli beschlossen, die Strapse nach 20 Jahren an den Nagel zu hängen und ihre musikalische Karriere zu beenden. Alleine... die immer wieder angesetzten Abschiedsshows der im Lokalkreis kultigen Weirdos konnten einfach nicht stattfinden. Ursprünglich auf Oktober 2019 (!) angesetzt, kam es erst mehr als zwei Jahre später und nach vier Einläu... äh, ANläufen zum finalen Coitus Interruptus – das Durchhaltevermögen muss man auch erstmal haben.

Ein bunt durchmischtes Publikum aller möglichen Szenen fand sich so an einem herbstlich-frostigen Freitag in der proppenvollen, ausverkauften Stadtwerkstatt ein, um den Abgesang auf die Lokal-Kult-Truppe gebührend zu feiern. Bereits am Nachmittag gab es an gleicher Stelle einen großen Flohmarkt, auf dem alle möglichen PORN TO HULA Devotionalien verhökert wurden – was am Nachmittag nicht über den Ladentisch ging, durfte Abends in der Wühlkiste wartend auf einen Besitzer hoffen. Zum Grabbeltisch aus allen Epochen, respektive Veröffentlichungen der Band, geriet auch das über drei Stunden (!) lange Konzert, in dem Band und Besucher, angeheizt von immer wieder aufbrandenden „Hula! Hula!“ Chören, sich wirklich konsequent den Rest gaben.


Kennt ihr übrigens noch dieses Meme mit dem Schild „Bitte während der Show nicht am Sänger lecken?“ Das wurde vermutlich für PORN TO HULA erfunden, lutschten sich doch nicht nur die Musiker untereinander ausgiebig auf der Bühne ab (oder schoben sich auch mal die Zunge in den Rachen, aber das nur am Rande...), sondern auch so einige Zuschauer bereitwillig die in den Zuschauerbereich gereckten Schuhe und Körperteile... Jegliche Arten von homophoben Existenzen mögen sich bitte schleunigst aus dem Saal (und diesem Bericht) entfernen, wenn sie nicht ohnehin schon die Flucht ergriffen hatten, als Sänger(in) Phil Sicko mit graziler Eleganz in sexy Strapsen und auf hochhackigen Schuhen über die Bühne tänzelte und mit der Persiflage der Maskulinität so manche Dame im Publikum ob seiner wohlgeformten Beine vor Neid erblassen ließ.

Auf drei Blöcke aufgeteilt, die jeweils von Kostümwechseln der Band (oder eher, der schleichende Verfall hin zu immer weniger und immer freizügigerem Stoff...) begleitet wurden, ackerten sich PORN TO HULA mit ungebrochener Spielfreude und einer gewissen Urgewalt durch ihren kompletten Backkatalog – ein steter Quell der Freude für alle Conaisseure musikalischer Randgruppenerscheinungen mit gewissem sozialkritischen bis hin zu überzeichnet-absurdem Inhalt.  Trotz der mäßigen Außentemperaturen (und wohl auch aufgrund der knappen Outfits, *räusper) begann es bereits gegen Mitte des Sets von der Decke der Stadtwerkstatt zu tropfen und während die Zuschauer im proppenvollen Saal gegen Ende des zweiten Teils des Sets ein wenig schwächelten, brachen dann mit dem dritten Teil, in dem sich die bekannteren, besten, aber auf jedenfall von Publikum am meisten erwarteten Songs tummelten, alle Dämme. Nüchtern waren zum diesen Zeitpunkt nur noch die wenigsten, so rasteten die Leute entsprechend aus und flogen in wildem Getümmel durch die Gegend, während mal ein Crowdsurfer vorbeihuschte, oder sich ein begeisterter Zuschauer kopfüber von der Bühne ins Getümmel stürzte und dabei unsanft mit dem klatschnassen, klebrigen Boden Bekanntschaft machte.


PORN TO HULA zeigten vor, wie man mit einem Knall abtritt! Das über zweijährige Warten auf die endgültige und wirklich wahre Abschiedsshow der Linzer Weirdos mit dem extravaganten Klamottengeschmack (hej, wenn man's tragen kann...) hat sich gelohnt! Es war einfach nur die totale enthemmte Party, die auch nach der Show (Gerüchten zufolge... der Berichterstatter war natürlich nicht dabei und hat nichts gesehen...) nahtlos weiterging.

Sollte PORN TO HULA jemals wieder der Hafer stechen und sie ihre dann womöglich schon faltigen Körper in Hotpants, Korsage und Strapse (oder gleich Stützstrümpfe, wer weiß das schon...?) quetschen und ein Comeback wagen – wir werden da sein. Egal wo, egal wann und egal in welchem körperlichen und geistigen Zustand. Bis dahin - macht's gut, ihr Verrückten! Wir werden euch vermissen!
 

Zur Feier der ausufernden Show, gibt es auch eine entsprechend ausladende Galerie bei Images Of Pain And Pleasure, als Abgesang auf eine der wunderbar schrägsten Bands Oberösterreichs.


WERBUNG: Hard
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