23.09.22-24.09.22, frei.raum St. Pölten, St. Pölten

STP METAL WEEKEND 2022

Text: Gregor Eder | Fotos: Gregor Eder
Veröffentlicht am 27.09.2022

» Hier gehts zur Galerie...

Das STP METAL WEEKEND steht mit seinem Namen nun schon über ein ganzes Jahrzehnt für 2 garantiert geniale Abende. Ganz genau genommen gibt es dieses Festival nun schon seit 15 Jahren und somit durfte dieses Jahr das Jubiläum gefeiert werden. Somit wurde am 23. und 24. September losgelegt und das Frei:raum Team, sowie die STP MWE Crew, allen voran Mecki und Reini Reither, standen bereit die Feierwütigen zu empfangen. Das dieses Jahr etwas außergewöhnlicher ist als die anderen zeigte sich schon an dem heftigen Line-Up. Die Antwort der Metalheads in Niederösterreich war sehr deutlich, denn kurz vor der Veranstaltung waren nurmehr ein paar Tickets für Freitag im VVK erhältlich. So wusste ich schon bevor ich die Fahrt zur Location antrat, dass die nächsten zwei Tage gewaltig die Party abgehen würde.

TAG 1:

Kaum in der Location angekommen begegnete ich vielen bekannten Gesichtern und fühlte mich kurzzeitig wie auf einem Klassentreffen der Metalszene. Die vergangenen Jahre hatte man sich ja durch die globale Lage doch nicht so oft gesehen und so plauderte ich mich langsam gen Bühne vor. Gott sei Dank war Richard Metfan, welcher das Event wie gewohnt moderierte, einer der Ersten denen ich begegnet war, und eben jener wies mich mit einem "zärtlichen" "Gleich gehts los!" darauf hin, dass ich meinen Arsch endlich zur Bühne bewegen sollte.

Dort angekommen, stand der Metal-Kabarettist schon auf der Bühne und leitete das Gemetzel mit einer kurzen Begrüßung, sowie einer Vorstellung der folgenden Band ein.

LACK OF PURITY:

Zu Beginn wurde eine Reise durch den "Metal-Gemüsegarten" serviert. Die aus Niederösterreich stammende Truppe LACK OF PURITY startete damit ihre Mischung aus Riffs, welche an METALLICA, MACHINE HEAD, aber auch etwas an klassischen Heavy Metal erinnert, aus ihren Instrumenten zu prügeln. Gitarrist "Huma" überzeugte mit Luftsprüngen, Sänger Raph plärrte die schon brauchbar vorhandene Crowd an und die Rhythmussektion, bestehend aus Specki (Drums) und Matthäus (Bass), gab auch ganz schön Gas. Das Festival wurde mit dem 30-minütigen Set gekonnt eingeleitet und die Band kassierte verdienten Applaus, nachdem der letzte Ton gespielt war.

A NEW CHAPTER:

Nach einer kurzen Umbauphase wurde es dann dezent deftiger, jedoch gleichzeitig softer. Klingt etwas diffus, wird aber gleich verständlich gemacht. Nun stand Melodic Hardcore am Speiseplan! Das bedeutet, dass die eher auf den Rhythmus fokussierten Passagen brutaler durchs Gebein fahren als beim vorherigen Genre, aber auch sehr melodische Refrains geliefert werden, welche wiederum wesentlich freundlicher waren als davor Gehörtes. Wie auch immer! A NEW CHAPTER haben mit ihren Breakdowns gewaltig durchgezogen und auch die melodischen Passagen waren durch die mittigen Vocals sehr beeindruckend. Die 40 Minuten Set wurden auch vom Publikum abgefeiert und auch ich ließ meine Mähne etwas durch die Luft fliegen, bis dann schon die nächste Umbauphase anstand.

WE BLAME THE EMPIRE:

Leider war die Umbauphase auf Grund eines technischen Gebrechens etwas länger als gedacht, doch das schien die Vorfreude vieler Fans der Band vor Ort noch etwas anzuheizen. Kaum legten die 4 Herren aus Vöcklabruck mit ihrem Metalcore los, füllte sich doch sehr geschwind und es brauchte nicht lange, bis Sänger Borsti das Publikum vollends im Griff hatte. Mein "Lieblings-Duracell-Hase" gab wie immer alles, was er hatte, und die Moli verfeinerte die melodischen Passagen mit seinem ruhigen Gesang. Die Rhythmussektion war wie immer "tight" ohne Ende und der Gesamtsound war schon mächtig. Trotz Verzögerung konnten die Herren mit einem deftigen Set begeistern und pünktlich zu einem Ende kommen, denn alles, was nach WBTE kam, war nurmehr "INSANE!".

INSANITY ALERT:

Mit WBTE hatte die letzte Core-Band des Abends gespielt und als Headliner gab es nun eine gewaltige Ladung Old-School-Thrash-Metal! INSANITY ALERT sind mittlerweile eine der größten Metal-Bands Österreichs und zerlegen so gut wie jedes europäische Festival. Selbst auf dem legendären HELLFEST durften die Herren konzertieren. Das Publikum freute sich sichtlich auf die anstehende Zerlegung und kaum die Innsbrucker Truppe die Instrumente und das Mikro in den Händen ging es auch schon los. Die Band schoss einen Hit um den Anderen heraus und natürlich wurde auch etwas gemosht. Heavy Kevin hielt zwischen den Songs seine bekannten Ansprachen, doch alles, was das Publikum wollte, war purer Party-Thrash, welcher schlussendlich auch gekonnt abgeliefert wurde. Spätestens als die Anwesenden lautschallend "Run to the pit, Mosh for your life" plärrten, war klar, dass die Stimmung ihren absoluten Höhepunkt erreicht hatte.

Das Publikum war nach dem einstündigen Set anscheinend etwas erschöpft, denn man sah Einige dahinziehen. Ich schätze einmal, dass sie im allseits bekannten Kultlokal UNDERGROUND die Party fortgeführt haben. Jedenfalls gab es noch einen Special Late Night Act zu bestaunen.

CULT OF THE TRUE LIGHT:

Alle Jahre wieder kommt das Grindcore-Kind! Oder so... Zum Abschluss des ersten Tages gab es noch eine Runde radikalen katholischen Grindcore auf die Ohren. Wie die Meisten konnte ich mir unter dem Begriff genau gar nichts vorstellen. Schlussendlich lässt sich das dargebotene simpel beschreiben. 5 Typen in Pfarrersroben die irgendetwas zwischen Grindcore und Techno-Party von sich geben. An sich sehr erheiternd, doch irgendwie zog die christliche Masche nicht wirklich wie gedacht. Nackte Ärsche ziehen dann im Grindcore so gut wie immer und daher wurde auch ein solcher dargeboten. Wer sich den Anblick gönnen möchte findet das Bild in der Galerie. Mit den Worten: "So! Da hinten könnts euch noch bei der katholischen Kirche einschreiben. Das war es unsererseits!" verabschiedete sich die Truppe nach einigen Minuten des christlichen "Grinderei".

Da mich der Kälteeinbruch der letzten Tage etwas mitgenommen hatte und ich irgendwo auch an die Bearbeitung der Fotos denken musste, fand der Tag nach dieser Darbietung für mein ein Ende. Ich machte mich auf den Heimweg und bereitete mich auf den nächsten Tag vor.

Tag 2:

Der zweite Tag begann nicht viel anders als der Erste. Ich kam an und plauderte so lange bis Meister Metfan wieder zum Rapport rief. Wie auch am Vortag begleitete uns der Herr durch das Genre-Gemenge. Diesmal präsentierte er uns eine Patronenthermoskanne der nun gleich auftretenden Band und wies darauf hin, dass es nun etwas düster werden würde.

SCHWARZKRISTALL:

Düster war etwas minder ausgedrückt. SCHWARZKRISTALL aus Niederösterreich sind für ihren heftigen Black Metal bekannt und dieses mächtige Brett war schon einmal eine gute Einstimmung für den Rest des Abends. Die Mischung aus recht schnellen Blast-Beats und atmosphärischen Passagen kam beim Publikum sehr gut an. Ein großes Lob sei dem Drummer ausgesprochen, da es sich bei diesem Gig um seinen Ersten handelte und er wirklich gewaltig einheizte. Das gesamte Set war enorm solide und alleine der Anblick des Sängers Noctar war schon ein absoluter Augenschmaus. Die Vocals waren für meinen Geschmack etwas zu leise, doch unter dem Getöse der Instrumentalsektion geht gerne einmal die ein oder andere Silbe verloren. Der zweite Tag wurde jedenfalls würdig eingeleitet.

ENDONOMOS:

Nach einer verhältnismäßig schnellen Umbauphase betraten ENDONOMOS die Bühne. Diese Death/Doom-Truppe hatte ich bisher nicht am Schirm und wollte mich bewusst vor Ort vom Sound überraschen lassen. Zuerst verlief Alles relativ ruhig, bis die erste Doom-Passage einsetzte. Ab dem Punkt wurde ich von der Anlage förmlich weggeblasen. Der Sound war derartig fett, dass ich nach dem 2ten Song kurz an die frische Luft musste. Ich wagte mich ein paar Minuten später wieder vor die Bühne und hielt die brachiale Gewalt des langsamen sludgigen Sound der Band wesentlich besser aus. Ich bin ein großer Fan des Doom/Sludge-Genre und der Fakt, dass ich nach den ersten Nummern eine Pause brauchte, zeigt nur, dass die Band einen absolut brutal geilen Sound fährt und die Kompositionen unglaublich mächtig sind. Diese Band wird sich sicherlich des Öfteren in meiner Playlist wiederfinden. Nach dem Set der Band war mein Zeitgefühl dahin und kaum hatte ich mich wieder akklimatisiert stand die nächste Truppe schon auf der Bühne.

JACOBS MOOR:

Die Wiener Thrash/Progressive-Metal-Band JACOBS MOOR liefert seit nun schon 12 Jahren eine interessante Genre-Mischung, welche speziell rhythmisch sehr komplex ist. Ich durfte mir schon einmal mit der Band die Bühne teilen und weiß daher wie professionell da abgeliefert wird. Es gab jedoch Neuigkeiten, denn ich hatte einen Besetzungswechsel verpasst. An der Gitarre sah ich nun einen neuen, sehr jungen, Mann, welcher absolut gekonnt das Publikum mit seinen Gitarrenklängen versorgte. Die Band hatte auch in der neuen Besetzung einen gewaltigen Drive und nach der deftigen Ladung Black/Death/Doom lockerten die etwas melodiöseren Kompositionen der Band die Crowd etwas auf. Nach 40 Minuten verabschiedete sich die Truppe und die Umbauphase begann.

Diesmal schien es so als hätten sich weniger Leute zum Plaudern in den Hof begeben. Vor der Bühne warteten selbst während des Umbaus einige Personen gespannt.

TRASHCANNED:

Als ich mich erinnerte welche Band nun am Plan stand wurde mir klar, warum da einige Personen sehnsüchtig in der ersten Reihe warteten. TRASHCANNED, die von Sagen umwobene Melodic-Death-Metal Band, welche ihre Instrumente niederlegte bevor ich sie sehen konnte, sollte nun nach 10 Jahren und 120 vergangenen Gigs endlich einmal wieder auftreten. Ich muss zugeben, dass ich den Frei:raum noch die so voll gesehen hatte. Die Band sprach sogar zur Sicherheit Englisch, da Personen aus Norwegen und wenn ich mich richtig erinnere Finnland, angereist waren. Die Angereisten grüßten mit Trinkhörnern und danach wurde kräftig zu den mächtigen Songs der lange vermissten TRASHCANNED geheadbangt. Die Show war hitzig, die Crowd war überglücklich und der Sound war enorm fein. Endlich hatte ich auch einmal die Möglichkeit die Songs live zu hören und ich war wirklich beeindruckt. Das Revival gelang auf voller Linie und der kräftige Applaus nach jedem Song war absolut verdient.

Nachdem TRASHCANNED der Crowd mächtig eingeheizt hatte, ging es nicht weniger brutal weiter.

SLAUGHTERDAY:

Nach den "Lokal-Matadoren" wurde es mit SLAUGHTERDAY noch etwas brutaler. Die Niedersachsen zogen dem gut vorhandenen Publikum heftigst einen Scheitel. Währenddem man mythische Texte um die Ohren gehauen bekam wurde man zusätzlich von der brachialen Double-Bass zugerichtet. Der generelle Sound der Band lehnt sich schon sehr stark am klassischen Death-Metal, wenn auch etwas mittiger und weniger Kettensägen artig. Die Gitarrenharmonien waren schön bissig und die Rhythmuspassagen hatten gewaltig Dampf. Satte 50 Minuten dauerte das Gemetzel, welches mein Genick schon gewaltig malträtierte, doch was nun noch kommen würde, sollte meinen Nacken vollends zerstören.

GOD DETHRONED:

Was soll ich sagen! Die Wartezeit war zwar etwas länger als gewünscht, doch schlussendlich glänzten die Augen mancher als GOD DETHRONED die Bühne betraten. Ich selbst hatte schon lange versucht die Band einmal zu sehen, doch ging es sich zeitlich nie aus. Nun hatte ich die legendäre Extreme-Metal-Band direkt vor meiner Nase. Ich musste mich während des Fotografierens absolut zurückhalten nicht zu headbangen. Nachdem ich nach meiner Ermessen genügend Schnappschüsse hatte, lies ich die Kamera ruhen und gönnte mir den feinen Festivalabschluss. Die Band schien bei den Ansagen ihren Spaß zu haben und marterte ihre Songs mit einer unglaublichen Genauigkeit dahin. Nach einem ausgiebigen Set bedankte sich die Band beim Publikum, erklärte, dass sie öfters in Österreich spielen wolle und verabschiedete sich, nachdem noch Drumsticks und Setlists verteilt wurden.

Man sah viele zufriedene Gesichter gen Hof marschieren, als die "Abbaumusik" einsetzte. Die Crew wuselte auf der Bühne herum, währenddem noch Viele im Hof rauchten und sich langsam auf dem Weg zur Aftershow-Party im Underground machten.

Ich hatte mich vollends verausgabt und trat daher, etwas ausgelaugt, aber glücklich, meine Heimreise an. Das STP METAL WEEKEND 2022 war wieder einmal ein absolut gelungenes Fest und ich freue mich schon enorm auf die kommenden Jahre, in welchen ich im Frei:raum derartig deftige Musik genießen darf. Danke an Alle die dieses Event möglich gemacht haben!


WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE