28.11.2022, Wiener Stadthalle (Halle D), Wien

ALTER BRIDGE + HALESTORM + MAMMOTH WVH

Veröffentlicht am 05.12.2022

Nachdem bereits am 24.11. beim CLUTCH Konzert ein lässiges Bandpaket geboten wurde und ich tags darauf mit ATLANTEAN KODEX und u.a. CHAOS INSIDE eine meiner aktuellen Lieblingsbands live erleben durfte, wurde bei ALTER BRIDGE mit HALESTORM und MAMMOTH WVH mein Mainstream Geschmack bedient.

Von der ausverkauften Arena (ca. 1.000 Besucher), über die Underground-Veranstaltung in der Szene (ca. 200 Fans) ging es am Montag den 28.11. in die Wiener Stadthalle mit ca. 3.500 Leuten, wo noch viel mehr Platz gewesen wäre. Für mich war die gemütliche Atmosphäre vor einer großen Bühne aber ein Traum, lediglich der zwar halbwegs differenzierte aber viel zu laute Sound trübte das Erlebnis ein wenig.

MAMMOTH WVH sind die Band von und mit Wolfgang Van Halen. Seines Zeichens Sohn der im Jahr 2020 verstorbenen Gitarrenlegende Eddie Van Halen, (der nie in Österreich ein Konzert gespielt hatte!) zeigte als Opener mit einer perfekt eingespielten Band sein stimmliches, als auch instrumentales Können an Gitarre und Keyboard. Der Alternative Rock Sound geht auch frappant ähnlich in Richtung des Headliners des heutigen Abends. Beim TREMONTI Konzert 2015 spielte er noch Bass, nun mimte „Wolfi“ den Sympathikus und übertrug seine gute Laune mit seinen guten Laune Songs auch ans Publikum.

Schon beim Opener „Mammoth“ ging der Refrain „…Anything is possible…“ gut ins Ohr. Neben weiteren gelungenen Songs war das emotionale Highlight „Distance” mit seiner Hommage an seinen Vater, wobei den repetitiven Chorus auch jeder beim Erstkontakt mit dem Künstler nach der ersten Wiederholung „…No matter what the distance is,...“ die restlichen fünfzehn Mal einwandfrei mitsingen konnte. Zum Finale fetzte „Don’t Back Down“ extrem groovig über die Bühne und die Band konnte sich über starken Applaus des Publikums freuen.

Gesangsvorzeigefrau Lzzy Hale merkte man danach gleich beim Opener „The Steeple“ an, wie sehr sie auf die Bühne gehört. Heavier wurde es mit dem Grammy-Gewinner „Love Bites (So Do I)“ und erstmaligen Geschrei, der teilweise im Stadthallen-Sound ziemlich übersteuert ankam. Weitere gut produzierte Hits wurden mit „I Am The Fire“ mit einer weißen Doppelhalsgitarre und „I Get Off“ vom Debütalbum geboten.

Das fünfminütige Drum Solo vom Bruder Arejay im neonfarbenen Pullover und neonfarbenen Haaren war dann für mich nicht so spektakulär, was ich aber generell als „Nicht-Fan“ von Drum Solos nicht erwartet hatte. Die Mega Drum-Sticks, die mehr wie Baseballschläger anmuteten, gefielen dem Publikum zumindest.

Der überraschend harte Titeltrack des aktuellen Albums „Back From The Dead“ gefiel mir dann schon besser und motivierte mich zum kurzzeitigen Headbangen. Der größte Hit „I Miss The Misery“ entließ das begeisterte Publikum von einem kurzen energetischen Konzert von HALESTORM, die wohl als Headliner mit einer längeren Spielzeit auf kleineren Bühnen noch besser rüberkommen.

ALTER BRIDGE verfolge ich schon seit Anfangstagen, nachdem mich CREED in meiner Jugend sehr geprägt hatten. Im Februar 2008 fand meine erste Livebegegnung mit meinem Gitarrenhelden Mark Tremonti und „Rockstar“- Miles Kennedy in der Arena Wien statt. Was ist das doch für ein erhebender Moment, wenn man eine seiner Lieblingsbands zum ersten Mal live sieht? Die Band gab den Fans danach mehrmals die Chance auf ein Live-Konzert in Österreich entweder am Nova Rock (3x), im Linzer Posthof (2x) oder im Wiener Gasometer (7x!).

Nun wurde also die Hürde genommen, die Stadthalle zu füllen, da der Gasometer für über 3.000 Besucher aus allen Nähten geplatzt wäre. Wie schon erwähnt, war die Stadthalle aber nur sehr gemütlich gefüllt, was der entspannten Stimmung aber keinen Abbruch gab. Beim Bühnenaufbau mit fünf Videowalls machte der Sprung in höhere Gefilde jedenfalls Sinn. Für den Sound hatte es eher suboptimale Auswirkungen, zumindest konnte man die Songs erkennen und lautstark mitsingen.

Interessant auch der Fakt, dass Myles seinen Geburtstag am 27.11. schon zwei Mal auf Tour in Österreich (2008 und 2010) und auch 2022 einen Tag davor auf einem Day-Off feiern durfte. Während der spärlichen Ansagen ließ er sich jedoch zu einer Liebeserklärung an Wien hinreißen und das Wiener Publikum dankte es ihm mit einem Geburtstagsständchen.

Sonst regierte die Musik, wobei sich die Songauswahl neben dem neuen Album „Pawns & Kings“ wieder verstärkt auf das Debüt „One Day Remains“ als auch auf das Meisterwerk „Blackbird“ konzentrierte. Die mitsingtauglichen Rockhymnen, denen Myles Kennedy gesangstechnisch die Krone aufsetzte, kombiniert mit dem genialen Gitarrenspiel eines Mark Tremonti und dem tighten Rhythmusfundament des Bassisten Brian Marshall und des Schlagzeugers Scott Phillips stellen für mich die Königsklasse im Modern Rock dar.

Vom Opener „Silver Tongue“ über „Isolation” und dem von Mark Tremonti selbst gesungenen „Waters Rising“ jagte ein Höhepunkt den nächsten. Dramaturgisch ging die Ballade „In Loving Memory“ ganz tief unter die Haut und das Opus Magnum „Blackbird“ zwang mich wiederholt zum geistigen Niederknien. Nach dem richtig heftigen Headbanger „Metalingus“ forderte der Sänger das Publikum bei „Rise Today“ wirklich zum Niederknien oder in die Hocke gehen auf. Der Frontmann hatte die Menge wie immer gut im Griff, was bei der obligatorischen Zugabe „Open Your Eyes“ mit dem „Oh, oh, oh“ Publikumschorus für die Ewigkeit nochmals unterstrichen wurde.

Dass der auf der Setlist geplante Song „Cry Of Achilles“, einer der besten Songs der Truppe, leider vermutlich aus Zeitgründen nicht mehr zum Zug kam, trübte das Konzerterlebnis, das bis dahin makellos war, nur wenig. Ich hätte jedoch nichts dagegen gehabt, wenn die Band noch eine halbe Stunde länger gespielt hätte. Die Wartezeit bis zum nächsten ALTER BRIDGE Konzert ist aber gottseidank selten lang.


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