14.10.2022, Olympiahalle München, München

AMON AMARTH + MACHINE HEAD + THE HALO EFFECT

Text: manfred
Veröffentlicht am 06.01.2023

Große Anspannung in den Gesichtern am Einlass. Das phänomenale Package will sich heute niemand entgehen lassen und die Vorfreude ist entsprechend groß, als das Licht im Saal ausgeht. Heavy, brachial und doch melodisch legen die Schweden The Halo Effect, die erst vor kurzem ihr Debütalbum veröffentlichten, los. Die Band besteht aus einigen der Pioniere der Göteborger Melodeath-Szene: Lead-Gitarrist Niclas Engelin, Sänger Mikael Stanne, Bassist Peter Iwers und Schlagzeuger Daniel Svensson. Mit Songs wie „Days Of The Lost“ oder „Gateways“ werden die euphorischen Fans gleich gehörig in Stimmung gebracht und die zu Songs wie „Shadowminds“ ausgiebig die Matte kreisen lassen.

Geboten wird wie bei dieser Konstellation nicht anders zu erwarten, klassischer Melo-Death Metal in der Schnittmenge von IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY. Einzige Wermutstropfen sind die etwas zu kurze Spielzeit, sowie das unterirdische Licht beim Fotografieren. Schade auch natürlich, dass Gitarrist Jesper Strömblad aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte, aber von THE HAUNTED  Klampfer Patrik Jensen erstklassig vertreten wurde.

Jetzt folgt Schlag auf Schlag, schon stehen Machine Head, die ich das letzte Mal 1995 im Salzburger Rockhouse gesehen habe, auf der Bühne. Sie starten sogleich mit „Become The Firestorm“ durch und ernten Begeisterungsstürme, die beim nachfolgenden „Imperium“ ungebrochen anhalten. „Old“, „Ten Ton Hammer“, das Münchner Publikum frisst Robb Flynn aus der Hand, textsicher werden alle Songs mitgesungen und mitgeklatscht.

Bei „Davidian“, welches von meterhohen Flammensäulen und fetten Moshpit untermalt wird, werden die Fans zum Shirt Striptease aufgefordert. Mit sichtlicher Freude genießen die Protagonisten die von ihnen erzeugte Stimmung und spielen sich in einen regelrechten Rausch. Die Saitenfraktion ist ständig in Bewegung während Basstier Jared MacEachern fast schon den Ruhepol markiert. Mit „Halo“ beenden Machine Head ihre Machdemonstration und hinterlassen eine durchschwitze Meute, die jetzt so richtig für den Headliner heißgemacht sind.

Schon der Bühnenaufbau steigert die Vorfreude auf den Headliner. Das Drumkit ruht auf einem Hörnerhelm, auf beiden Seiten stehen zwei übergroße Heldenstatuen und als der Vorhang fällt, gibt es gleich die volle, flammenuntermalte Breitseite mit „Guardians Of Asgard“. Mit einem brutalen und mörderisch guten Sound brettert der Fünfer übers Publikum hinweg, das sich von der energiegeladenen Performance schnell mitziehen lässt. Neben hingebungsvollen

Gitarrengeschredder beherrschen die Nordmänner auch die hohe Kunst des Posings perfekt, sodass es richtig Spaß macht, den heftigst bangenden Musikern zuzuschauen. Jocke Wallgren eskaliert permanent hinter seiner Schießbude und spornt seine Mitstreiter zu Höchstleistungen an. Man gewinnt sogar den Eindruck, dass die Herren mit jedem Song besser und ungestümer werden. Erstaunlicherweise kommen die neuen Songs wie „Heidrun“ oder „The Great Heathen Army weniger beim Publikum an, da wäre „Death In Fire“ vielleicht die bessere Alternative gewesen. Aber was soll’s, es muss ja auch das neue Album promotet werden.

Es gibt brennende Runen und Feuerfontänen zuhauf, und gegen Ende des Sets gesellt sich die Midgardschlange auf die Bühne, die dann von Hegg mit Hilfe von Thor‘s Hammer unter heftigem Getöse ins Valhalla befördert wird. Als sich die Schweden mit dem gigantischen Riff-Feuerwerk „Raise Your Horns“ und dem flammenden Inferno bei „Twilight Of The Thundergod“ schon wieder verabschieden, fragt man sich, wo die Zeit schon wieder geblieben ist.

Die fünf Wikinger und auch die beiden anderen Bands haben in München eine Machtdemonstration abgegeben und ließen förmlich die Abrissbirne kreisen. Über drei Stunden blasen die Bands den Fans Headbanging Futter und schwermetallisches Entertainment vom Allerfeinsten um die Ohren. Kein Wunder, dass sich zum Schluss Musiker und Fans gegenseitig zujubeln, als hätte man gemeinsam einen historischen Sieg errungen. Drumsticks und Unmengen an Guitarpicks werden in die Meute geworfen, aber so soll es sein, denn es gibt nichts Schöneres als sein persönliches Souvenir von einem Konzert mit nach Hause zu nehmen.

Frenetischer Applaus und offene Münder überall- das war von allen Bands triumphal.


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