26.11.2011, Zenith

MOTÖRHEAD

Text: Reini | Fotos: Reini
Veröffentlicht am 01.12.2011

» Hier gehts zur Galerie...

MOTÖRHEAD sind in aller Munde und erleben gerade ihren x-ten Frühling, das beweist auch die Tatsache, dass das Münchner Zenithh an jenem 26. November 2011 wirklich rappelvoll ist. Alle wollen SIR LEMMY KILMISTER die Ehre erweisen. Bis es jedoch soweit ist, darf sich der geneigte Besucher noch an den schwedischen Überfliegern von GRAVEYARD und an G’n’R Überbleibsel DUFF MCKAGAN laben. GRAVEYARD, die meiner Meinung nach mit ihrem „Hisingen Blues“ Album eines DER Highlights des hiesigen Jahres abgeliefert haben, meisterten auch die Hürde um kurz vor sieben Uhr auf einer riesigen Bühne ihren Mann stellen zu müssen. Gewohnt energisch und punktgenau zockten die Schweden ihr schwer LED ZEPPELIN inspiriertes Rockgebräu in die Menge und ernteten zu doch recht früher Stunde einen ansehnlichen Höflichkeitsapplaus, der – so sollte sich beim zweiten Aneizer feststellen lassen – nur mehr von den mighty MOTÖRHEAD übertroffen wurde. DUFF MCKAGAN und seine LOADED Mannschaft hat mich an selbiger Stelle schon im Sommer 2009 im Vorprogramm von MÖTLEY CRÜE zu Tode gelangweilt und viel anders verhielt es sich als direkter Support von Lemmy & Co. auch diesmal nicht. Vom Publikum nicht einmal ignoriert, agierte der ex-GUNS’N’ROSES und immer noch VELVET REVOLVER Mann zwar energiegeladen und agil, happern tut es bei dem in die Jahre gekommenen Sleaze-Veteranen allerdings an den Songs. Sei es jetzt der Opener „Sick“, das etwas träge „New Rose“, oder „Cocaine“ – der gute Duff sollte entweder Axl und Slash die Friedenspfeife in die Hand drücken, oder schauen, dass VELVET REVOLVER endlich Ersatz für Scott Weiland finden, denn nichts ist peinlicher, als wenn ein an sich wirklich guter GUNS’N’ROSES Track wie „It’s So Easy“, einerseits komplett verhunzt wird und noch dazu von der Menge nicht einmal beachtet wird. DUFF MCKAGAN'S LOADED Setlist : Sick Seattlehead Sleaze Factory New Rose Executioners Song We Win Dead Skin Cocaine Your Name Lords of Abbadon Attitude It's So Easy

21:00 Uhr, es rumort schön langsam, Intro oder ähnlichen Schnick Schnack brauchen MOTÖRHEAD nicht – auf die Bühne gestapft, kurz ins Mikro gerotzt und den „Bomber“ ausgepackt. Sicher, ich gebe meinen Kollegen Markus Mairhofer recht, die zweite Hälfte des Auftritts war magisch hoch zehn, deswegen aber den Beginn abzuqualifizieren ist schlichtweg töricht. Nebst dem alles niederreißenden „Bomber“ überzeugten auch „Damage Case“, das live erprobte „The Wörld Is Yours“ Dingens „I Know How To Die“ und natürlich die Evergreens „Stay Clean“, „Metropolis“ und „Over The Top“. Dass Lemmy mit bald 66 Lenzen seine Pausen braucht ist logisch, Phil Campbell gönnte sie ihm mit einem atmosphärischen Gitarrensolo, welches weitab von solistischem Gewixe mit Gefühl und Ausstrahlung glänzte. Eingepackt war die Geschichte in den „One Night Stand“. Auch die zweite, nun auch schon erprobte, neue Nummer „Get Back In Line“ gefiel, bevor Sir Lemmy die schon fast vergessene „Overkill“ Kamelle „I’ll Be Your Sister“ zurück in die Setlist bugsierte. Nach dem ebenso wieder gefundenen „The One To Sing the Blues”, mit eindeutig zu langem Schlagzeugsolo von Mikkey Dee, begannen dann die magischen Momente dieses Auftrittes.

An sich müsste man nur die Songtitel der nächsten sieben Nummern verlesen um klarzumachen was hier abging. Ein „Orgasmatron“, der böser nicht hätte sein können, ein „Going To Brazil“, welches rockiger nicht hätte rüberkommen können, ein „Killed By Death“, welches lediglich durch das dämliche Herumgehopse von Duff McKagan (wer ließ bitte den Affen samt Gitarre auf die Bühne ?) ein wenig an Flair verloren hatte und eine „Iron Fist“ die – Nomen est Omen – schlagkräftig den regulären Set beendete. Die Zugaben? Drei an der Zahl, der akustisch performte „Whorehouse Blues“, den gab’s auch schon 2007 und er profiziert noch immer Gänsehaut und über „Ace of Spades“ und „Overkill“ braucht man sowieso keine Worte verlieren.

Auch wenn ich mich wiederhole: MOTÖRHEAD erleben ihren x-ten Frühling und irgendwie hat man das Gefühl, dass es gerade bei unseren Bundesdeutschen Nachbarn schon zu einer liebgewonnen Tradition geworden ist, dass man Ende November Lemmy schauen geht. Lemmy komm bald wieder möchte man da fast singen, in dieser Form kann man sich MOTÖRHEAD eigentlich immer anschauen… MOTÖRHEAD Setlist: Bomber Damage Case I Know How to Die Stay Clean Metropolis Over the Top One Night Stand (with Guitar Solo) The Chase Is Better Than the Catch Get Back In Line I'll Be Your Sister The One To Sing the Blues (with Drum Solo) Orgasmatron Going to Brazil Killed by Death Iron Fist Encore: Whorehouse Blues Ace of Spades Overkill Dass man so einen Gig auch ein wenig differenzierter sehen kann, beweist die Niederschrift unseres Kollegen Markus Mairhofer…

26.11.2011 – alte Herren rocken! Und anscheinend lebten die Fans auch nach diesem Motto, denn der Altersdurchschnitt von circa 35-40 Jahren ist meiner Meinung nach auch nicht von schlechten Eltern. Vor den Pforten regierten die bekannten „Motörhead“ T-Shirts mit Sprüchen wie „everything louder than everything else“ oder „you son of a bitch”, die uns den Abend versüßen sollten. Um 17:30 Uhr war es soweit – die Türen wurden geöffnet. Viele Besucher, die noch keine „Motörhead“ Mitbringsel hatten, stürmten als erstes zum Merchandising Stand und erschraken förmlich an den Preisen, die man für zum Beispiel einen Hoodie (60,00 €) oder ein T-Shirt (30,00 €) verlangte. Kurze Zeit darauf begann die erste Band „Graveyard“ mit ihrem Auftritt, der an sich nicht schlecht war, jedoch an fast allen Zuschauern vorbeischlitterte. Ähnlich war es auch bei „Duff McKagan’s Loaded“. Die Jungs konnten musikalisch teilweise sogar überzeugen, wurden aber von der Menge nicht akzeptiert, wenn nicht sogar ignoriert. Ein für meinen Geschmack relativ unpassender Support für die Briten. Leider war ich noch etwas enttäuscht, als der Gig von „Motörhead“ begann. Meine bereits vorhandene Enttäuschung setzte sich bis zum neunten Song „Get Back In Line“ fort. Das zwischenzeitlich vorgeführte Schlagzeugsolo von „Mikkey Dee“ zeigte zwar seine Klasse und Individualität, jedoch fiel das zu meinem Bedauern viel zu langwierig aus. Das Gesamtpaket bis zu diesem Zeitpunkt war, um es vorsichtig auszudrücken, nicht wirklich überzeugend. Weiter möchte ich auf diesen Abschnitt des Konzerts nicht eingehen, denn wahrscheinlich wissen die Bandmitglieder selbst, dass das nicht ihre Qualität widerspiegelte. Ab der „zweiten Konzerthälfte“ konnte man jedoch deutlich hören, dass der Sound perfektioniert wurde. Das hatte logischerweise enorme Auswirkung auf die Stimmung unter den Fans, also sah man komischerweise sogar kleinere Moshpit‘s, an denen sich sogar die „Oldies“ beteiligten. Ab diesem Zeitpunkt wurde den Fans ziemlich eingeheizt und der am Anfang sehr dürftige Auftritt wendete sich zum Guten. Von den folgenden sieben Songs möchte ich jedoch „Orgasmatron“ und „Iron Fist“ hervorheben, denn diese zwei Songs waren für mich die besten Songs der regulären Setlist. Nach diesen insgesamt 15 Liedern kamen „Lemmy“, „Phil“ und „Mikkey Dee“ noch einmal auf die Bühne. Alle guten Dinge sind drei – deshalb wurden den knapp 7.500 Fans noch drei ihrer größten Hits präsentiert. Mit dem 16. Lied „Whorehouse Blues“ konnte die Band endgültig alle Zuschauer auf ihre Seite ziehen. Darauf folgte der absolute Höhepunkt des Konzerts. Wie konnte man sich auch einen Gig ohne „Ace Of Spades“ vorstellen? Für eingefleischte Fans dieser Band ist dieser Titel der Inbegriff des Heavy Metal und so wurde es uns auch präsentiert. „Overkill“ hieß der letzte Song der Urväter dieser Musikrichtung. Dieser schloss an die nahe zu perfekte Performance der Zugabe an, konnte sich aber aufgrund des Vorgängers kaum noch durchsetzen. Fazit: Der Titel „lauteste Band der Welt“ gebührt diesen Jungs wirklich, jedoch kamen die Änderungen des Sounds etwas zu spät, denn so kann man von einer schlechten- und einer guten Hälfte sprechen. Leider war auch die Spielzeit mit knapp 1:30:00 Stunden relativ knapp bemessen. Wer aber absoluter Fanatiker der Briten ist wird auch in Zukunft über solche Patzer hinwegsehen, denn wenn man diese besagten Änderungen früher vorgenommen hätte, wäre dies ein tadelloses Konzert geworden. Alles in allem war dieses Konzert nicht schlecht, aber man konnte auch nicht von einer perfekten Leistung sprechen. [Markus Mairhofer]


WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE