12.07.2013, Liqueur Company R. Jelínek

MASTERS OF ROCK FESTIVAL 2013 - Tag 2

Veröffentlicht am 19.07.2013

» Hier gehts zur Galerie...

Alle Jahre wieder – beinahe könnte man meinen, es sei schon ein regelrecht religiöses Fest für die STORMBRINGER-Gemeinde geworden, das kleine aber feine Festival in Tschechien, nahe der polnischen Grenze; denn bereits seit vielen Jahren (beinahe unglaublichen neun im Falle von Kollege Reini - acht Herr Kollege, acht sind es! - Reini- ) ist das STORMBRINGER-Team in Vizovice vertreten, und auch 2013 ließ es sich unsere Crew – diesmal verstärkt durch die Neuzugänge Herbert Glos und Sabine Böhm (moremetal.org)– nicht nehmen, unseren tschechischen Freunden einen Besuch abzustatten. Und alles, was es abseits von Bier, Bands und Bangenden Heads am diesjährigen Masters Of Rock zu sehen gab, das gibt’s nun hier zur Nachlese.

Donnerstag, 11.7.2013

Nach unserer Ankunft im nahen Zlín und einem kurzen Zwischenstopp im Hotel ging’s für das STORMBRINGER-Team auch schon aufs Festivalgelände der R. Jelinek Destillerie, und mit TROLLFEST stand auch schon unsere erste Festivalband in den Startlöchern. [-Dragonslayer-]

TROLLFEST

Wie schon im Review zur nach wie vor aktuellen TROLLFEST-CD "Brumlebassen" angemerkt, wissen wir, dass Selbiger des Dorfes Bienenzüchter ist und alle mit Honig und Met versorgt. Das führte dann auch dazu, dass die verrückten Norweger quasi als Bienen verkleidet die RONNIE JAMES DIO-Stage enterten um die nächsten 50 Minuten für allerlei Chaos zu sorgen. Wobei bei TROLLFEST mittlerweile der Abnutzungsfaktor extrem hoch ist. Dies zeichnete sich am letzten Album bereits ab und auch die Live-Performance der zu Bienenzüchter mutierten Trolle lies definitiv zu wünschen übrig: Zehn Minuten lang (also zwei Songs!) ist das ja noch OK, nach 20 Minuten macht sich definitiv Langeweile breit und jeder, der die kompletten 50 Minuten aushielt verdient sich meiner Meinung nach eine Tapferkeitsmedaille. Daran konnten Songs wie eben „Brumlebassen“ bzw. „EssenFest“, „Die Verdammte Hungersnot“ oder „Der JegerMeister“ genau nichts ändern. [-reini-]

ARKONA

Für mich begann das diesjährige MASTERS OF ROCK mit den Russen von ARKONA, die mit ihrem gutgelaunten Pagan Metal bereits zu früher Stunde für Bier- und Feierlaune sorgten. Sängerin Masha "Scream" agierte gewohnt energiegeladen, auch dem Rest der Band sah man die Spielfreude an. So recht wollte die fröhliche Stimmung lange Zeit nicht auf das Publikum überspringen, was vermutlich an dem arg verwaschenen Sound lag, mit dem Band und Technik die erste halbe Stunde zu kämpfen hatten. Sobald sich das eingepegelt hatte verliehen die Zuschauer ihrer Begeisterung lautstark Ausdruck. Vor allem der Stampfer "Arkona" und der Partysong "Yarilo" konnten bei den Tschechen punkten. Die Songauswahl konzentrierte sich auf die letzten 3 Alben, und so verging die knappe Stunde wie im Flug. [-Herb-] Setlist ARKONA: Kolo Navi  Zakliatie  Goi, Rode, Goi!  Sva  Ot Serdtsa k Nebu  Slovo  Pamiat  Slav'sja, Rus'!  Arkona  Stenka na Stenku  Yarilo  Kupala i Kostroma 

PRIMAL FEAR

Gleich darauf kam mit leichter Verspätung das erste Highlight des Festivals für mich, PRIMAL FEAR. Ich durfte die Mannen rund um Mat Sinner schon öfters live erleben, enttäuscht haben sie nie. So auch nicht am MASTERS OF ROCK 2013.Wo PRIMAL FEAR draufsteht, ist Ralf Scheepers drin, und so beherrschte der Sänger das Publikum von der ersten Minute an. Mit Songs wie dem atemlos dargebrachten "Nuclear Fire", Hymnen wie "Seven Seals" und Hits wie "Metal is Forever", Ralfs starker Stimme und einer exzellenten Performance der Band ist das auch kein Wunder. Trotz dem relativ neuen (und starken!) Album "Unbreakable" im Gepäck wurde den alten Hits genug Zeit eingeräumt, die zahlreich versammelten Tschechen dankten es der Band. Aber auch neuere Songs wie "Bad Guys Wear Black" und "Unbreakable Pt. 2", dem überraschenderweise der Vorzug als letzter Nummer gegeben wurde, konnten überzeugen. Leichte textliche Unsicherheiten Ralfs fielen fast nicht auf, die Doublebass rollte munter vor sich hin, der Sound war laut aber klar, Wetter sonnig und warm, aber nicht heiß, so soll es sein. Dies war zwar nicht ihr erster Auftritt am MASTERS, wird aber hoffentlich auch nicht ihr letzter gewesen sein. Eine Stunde Spielzeit ist für einen Sangesgott wie Ralf Scheepers fast zu wenig, und so verging diese viel zu schnell und die Bühne wurde an GRAVE DIGGER übergeben. Nach dem fulminanten Auftritt von PRIMAL FEAR konnte ich lange durchschnaufen - bis DRAGONFORCE spätabends die Bühne stürmten. [-Herb-] Setlist PRIMAL FEAR: Unbreakable Pt. 1 Strike Nuclear Fire Seven Seals Bad Guys Wear Black Chainbreaker Fighting the Darkness Angel in Black Metal Nation Metal is Forever Unbreakable Pt. 2



GRAVE DIGGER

Zugegeben, zu Chris Boltendahl und seinen Totengräbern habe ich ja ein etwas gespaltenes Verhältnis: Klar, sie sind ein Urgestein der teutonischen Metal-Szene, und mit Alben wie „Tunes Of War“ und „Knights Of The Cross“ hat man auch ein paar richtige Klassiker im Backkatalog stehen. Und auf Platte sind sie ja auch richtig geil, mit der knarzigen Stimme von Meister Boltendahl, und den dicken Chören und drückenden Gitarren. Alleine, das Problem ist: Live kommt das dann leider immer nur halb so gut rüber. Vor allem nach dem Abgang von Manni Schmidt fehlt ein zweiter Mann an der Gitarre schmerzlich, und Mr. „Ironfinger“ Axel Ritt kann in seiner Funktion nur bedingt überzeugen: Die Flitzefinger-Soli klappen ja meist noch ganz gut, bei den Riffs ist der gute Mann aber gelegentlich etwas schlampig, und der verwaschene Sound tut sein Übriges, um den Totengräbern ein bisschen den Groove zu nehmen. Pluspunkte gibt’s dafür für Bandchef Chris Boltendahl – der ist zwar immer noch kein Göttersänger vor dem Herren, dafür aber immer noch ein unheimlich sympathischer Frontmann, der mit breitem Grinsen von Song zu Song springt, und neue Songs wie den Opener „Clash Of The Gods“ genauso würdig zelebriert wie Klassiker der Marke „Excalibur“. Die breiten Chöre der Alben fehlen natürlich auch heute, aber immerhin hat mein ein paar tausend begeisterte tschechische Fans im Rücken, die zumindest ein bisschen am Gesang unterstützen – vor allem bei dem Abschluss-Triple aus „Rebellion“, „Killing Time“ und natürlich dem unvermeidlichen „Heavy Metal Breakdown“ ist das ein dankenswerter Support. GRAVE DIGGER bleiben bei ihrem Masters-Debüt also Kult – performance-technisch muss man sich aber den Vorläufern PRIMAL FEAR doch deutlich geschlagen geben, die mit mehr Spielfreude, Genauigkeit, besserem Sound und natürlich einem überragenden Sänger stärker punkten konnten. [-Dragonslayer-] Setlist GRAVE DIGGER: Clash of the Gods Death Angel & The Grave Digger Hammer of the Scots Knights of the Cross Wedding Day Ballad of a Hangman The House Excalibur The Last Supper The Piper McLeod Highland Farewell Rebellion (The Clans Are Marching) Killing Time Heavy Metal Breakdown

LENINGRAD COWBOYS

Dass der musikalische Spaßfaktor auf diesem Festival nicht fehlte, dafür sorgt die finnische Band Leningrad Cowboys. Mit ihren spitzen Haartollen (Eine Hommage an den King Elvis), den spitzen langen Schuhen und ihrer trachtigen Bekleidung sorgen sie für einen absoluten Hingucker. Musikalisch werden vorwiegend Coversongs aus dem Rock - und Popbereich verwendet und mit russischen Folkloreelementen vermischt. Songs wie “Gimme all your loving“ (ZZ TOP), “Delilah“ (TOM JONES) oder „Those were the days“ (MARY HOPKIN) werden hier teilweise bis zu Unkenntlichkeit verwurstet und mit verschiedenen Instrumenten, wie Ziehharmonika, Posaune und Tuba präsentiert. Ein Elvis-Klon, flankiert von zwei Frauen in russischer Armeebekleidung, welche anschließend in exaktem militärischen russischen Stechschritt über die Bühne stolzieren, sorgte für Lacher im Publikum. Mein Ding ist diese Art von Musik nicht, da ich eher die Originale bevorzuge, jedoch hat der Auftritt dem tschechischen Publikum offensichtlich gefallen. PS: Wie die mit diesen Schuhen gehen und tanzen können ist mir ein Rätsel! [-Walter Thanner-]



ACCEPT

Zu fortgeschrittener Stunde stand dann auch schon das erste große Festival-Highlight an: Wolf Hoffmann und seine Mannen von ACCEPT fuhren die teutonische Metal-Dampfwalze wieder in Zlín ein, und erneut sollte es ein Siegeszug werden. Und auch wenn Neo-Sänger Mark Tornillo zunächst bei Songs jüngerer Generation wie dem Opener „Hung, Drawn and Quartered“ teilweise schlecht hörbar ist – spätestens bei „Restless And Wild“ geht auch in Zlín die Luzi ab. Die Herren Hoffmann, Hermann und Baltes liefern sich abwechselnd geschmeidige Duelle auf ihren jeweiligen Äxten, Brian Johnson – Look- und Soundalike Mark Tornillo zerschneidet mit seiner Sägeblattstimme auch die dickste Gitarrenwand, und die klassischen ACCEPT-Mitgrölchöre tönen natürlich lautstark aus dem Publikum; und schnell ist klar: ACCEPT sind wieder da! Und wie soll’s auch anders sein – mit Songs wie „Breaker“, „Princess Of The Dawn“ und „Fast As A Shark“ hat man Metal-Geschichte geschrieben; mit Songs wie „Stalingrad“ singt man Metal über Geschichte, und der mächtige Zugabenblock aus „Metal Heart“, dem jüngsten Hit „Teutonic Terror“ und „Balls To The Wall“ war ohnehin eine Geschichte für sich. Und auch wenn ihr Triumphzug diesmal nicht ganz so fulminant ausfiel wie anno 2010, so waren ACCEPT auch auf dem diesjährigen Masters Of Rock beinahe eine Klasse für sich, und wurden ihrem Headliner-Status absolut gerecht – niemand zelebriert klassischen deutschen Metal so gekonnt wie die germanischen Altmeister, und da muss einfach ein jedes „Metal Heart“ höher schlagen. [-Dragonslayer-] Setlist ACCEPT: Hung, Drawn and Quartered Hellfire Restless and Wild Losers and Winners Stalingrad Breaker Shadow Soldiers Bucket Full of Hate Bulletproof Pandemic Princess of the Dawn Up to the Limit Fast as a Shark ------------------ Metal Heart Teutonic Terror Balls to the Wall

DRAGONFORCE

Spannend wurde es für mich mit DRAGONFORCE, denn ich konnte ihren neuen Sänger zum ersten Mal live sehen. Hier stehen ja seit jeher die Gitarren im Vordergrund, und so war ich besonders gespannt, wie durchsetzungsfähig Marc Hudson singen würde, und ob er gegen die irren Soli und Blastbeats bestehen kann. Antwort: ja, er kann! Und den "Power-Metal-Scream", den hat er drauf! Ob seine manchmal etwas monotone Gesangsleistung am Songmaterial oder an ihm lag lässt sich schwer feststellen, hörbar und verständlich war er allerdings jederzeit. Das ist bei der Instrumentalfraktion von DRAGONFORCE ja schon eine Leistung für sich! Um ein Uhr Nachts enterte die Drachenmacht die "Ronnie James Dio" Stage um die von ACCEPT angeheizten und recht zahlreich gebliebenen Besucher noch ein bisschen länger wach zu halten. Nach einem von coolen 80er-Synthie-Sounds getragenen Intro legte die Band mit "Holding On" vom 2012er Album "The Power Within" los, gefolgt vom Kracher "Fury of the Storm". Anfangs fiel es schwer, den gespielten Song zu erraten, da vom unglaublich laut gemischten Sound nur das Schlagzeug übrig blieb. Diese Probleme waren spätestens beim gekonnt dargebrachten "Soldiers of the Wasteland" behoben. Sam Totman und Herman Li ließen ihre Finger über ihre Gitarren flitzen und spielten die Songs und Soli so gut sie konnten. Ein perfektes Spiel kann man bei Songs wie "Operation Ground and Pound" nicht erwarten, aber verglichen mit Auftritten in den letzten Jahren haben sich die Jungs stark gesteigert. Die Spielfreude merkte man ihnen an, die Müdigkeit nach der (nach Eigenangabe) 30-stündigen Busfahrt zum MASTERS OF ROCK war nicht zu sehen. Trampoline gab es zwar keine, dafür kleine Zusatzpodeste auf denen sich die Musiker austoben konnten. So viel Bewegung auf der Bühne war auf diesem MASTERS selten zu sehen. Obwohl Keyboarder Vadim Pruzhanov mit seiner Keytar öfters nach vorne kam um die Menge anzuheizen, wurde diesmal auf Showeinlagen wie wir-stehen-im-engen-Kreis-und-jeder-spielt-das-Instrument-des-anderen verzichtet. Machte alles nichts, denn trotz Spielzeit bis knapp nach 2:00 Uhr früh und leichtem Sommerregen zeigten die Tschechen Stehvermögen und feierten DRAGONFORCE bis zum bitteren Ende.  DRAGONFORCE bewiesen wieder einmal, dass ihre hoffnungslos überdrehten Studioaufnahmen live nicht perfekt spielbar sind, aber diese Wildheit und Geschwindigkeit können wohl eh nur DRAGONFORCE selbst ansatzweise rekonstruieren. Müde und zufrieden machte sich dieser Schreiberling nach einem tollen ersten Festivaltag auf den Heimweg. [-Herb-] Setlist DRAGONFORCE: Holding On Fury of the Storm Heroes of Our Time Seasons Soldiers of the Wasteland Die by the Sword Operation Ground and Pound Cry Thunder Valley of the Damned Through the Fire and Flames

Freitag, 12.7.2013



NEONFLY

Den STORMBRINGER-Bandberichtsreigen dürfen am Freitag NEONFLY eröffnen, eine junge Band aus England, die sich allen Widrigkeiten der englischen Szene zum Trotz dem melodischen Power Metal verschrieben hat. In schrillen Outfits und mit doch sichtbarer Nervosität entern die Jungs um Fronter Willy Norton um kurz nach 14:00 Uhr die Bühne, doch die Nervosität sei ihnen verziehen: Ist es doch der erste Gig des Fünfergespanns auf der großen „Ronnie James Dio“-Stage, denn im Vorjahr hatte man am Masters Of Rock noch die kleine Second Stage bespielt. Schnell findet die junge Truppe aber ihren Groove, und legt mit viel Spielfreude und Einsatz los – das schmucke neue Backdrop scheint da auch einem Flug mit „Broken Wings“ nochmal ordentlich Auftrieb zu geben, und insbesondere Sänger Willy gibt ordentlich Gas – der läuft und trippelt nämlich nicht nur beinahe konstant von einem Bühnenende zum anderen, sondern erklettert auch schon mal in bester AIRBOURNE-Manier die seitlichen Bühnengerüste (freilich nicht ohne anschließende „Don’t try this at home“-Warnung). Erstaunlicherweise geht ihm dabei kaum die Puste aus, und so bringt er auch Songs wie „Ship With No Sails“ oder den neuen Song „Heart Of The Sun“ mit erstaunlich klarer Stimme. Man merkt der Band auch die Routine an, die man auf den jüngsten Touren mit MAGNUM und SONATA ARCTICA gewinnen konnte – denn selbst als der Gitarrenfunk von Gitarrist Frederick Thunder zwischenzeitlich kurz den Geist aufgibt, lässt sich die Band davon nicht beirren, und startet übergangslos in ein gelungenes Mitsing-Spielchen. Ebenfalls zu gefallen weiß die Singleauskopplung „A Gift To Remember“, und auch das folgende „Morning Star“ – ob jedoch die Einlagen der mitgebrachten „Cyanide Girls“, die mit ihrer Feuershow die Jungs performancetechnisch unterstützten, wirklich notwendig war, daran scheiden sich die Geister; denn eigentlich hatten NEONFLY dank ihres eigenen Einsatzes und der Qualität ihres Songwritings das gar nicht mehr nötig. Das tschechische Publikum dankt’s, und verabschiedet NEONFLY mit lautstarken Sprechchören in den verdienten Feierabend – und das bereits am frühen Nachmittag. So soll’s sein. [-Dragonslayer-] Setlist NEONFLY: Broken Wings Ship With No Sails Heart Of The Sun The Enemy A Gift To Remember Morning Star I Think I Saw A U.F.O.

ELVENKING

Nach den spielfreudigen jungen Burschen von NEONFLY ging es mit den schwer klassifizierbaren ELVENKING weiter. Die Band kümmert sich nicht viel um Genres, was sich in ihrem bunten Power Folk Metal mit punkigen Elementen bemerkbar macht. Die Zuhörer schien das nicht zu stören, und so wurden die zahlreich versammelten Fans nicht enttäuscht. Mit schwarzen Umhängen und venezianischen Masken kamen die Italiener zu einem kraftvollen Intro auf die Bühne, um diese dann abzuwerfen und mit "Trow's Kind" loszurocken. Die Band gab sich motiviert und wusste mit dem Publikum umzugehen. Besonders "The Loser" und "Through Wolf's Eyes" taten es den Zuschauern an. Sänger Damna passte optisch zwar nicht wirklich zum Rest der Band, die vielen weiblichen Fans, gerade in den ersten Reihen, dürfte das allerdings wenig gestört haben. "The Winter Wake" verabschiedet nach einem soliden Gig ein gutgelauntes Publikum zu den Norwegern von AUDREY HORNE. [-Herb-] Setlist ELVENKING: Intro Trow's Kind  I Am the Monster  Runereader  The Loser  To Oak Woods Bestowed  Pagan Purity  The Divided Heart  Through Wolf's Eyes  Neverending Nights  The Winter Wake 



AUDREY HORNE

Seit ihrem „Youngblood“ Album sind AUDREY HORNE so richtige Good-Time-Rock’n’Roller geworden. Gerade on Stage versprühen die Norweger eine unbändige Energie. Da wundert es dann auch kaum, dass gleich sieben Tracks des aktuellen Chart-Breaker-Albums den AH-Set eröffneten. Dabei durfte man – erneut – feststellen, dass Thomas Tofthagen und Ice Dale die derzeit wohl am besten eingespielte Twin-Guitar-Mannschaft im Rock-Zirkus darstellen und Sänger Toschie noch immer ein Faible für den Fotograben hat. Diesen erklomm er nicht nur bei „Threshold“, sondern auch beim abschließenden, mit DEEP PURPLE-Harmonien versehenen, „Straight Into Your Grave“. In dieser Form sind AUDREY HORNE auf jeder Bühne dieser Welt (fast) unschlagbar: Energie-geladen, voll Bewegung geradezu übersprudelnd, Action-behaftet und noch dazu mit endgeilen Songs gesegnet… Hammer Auftritt, Hammer Band! [-reini-] AUDREY HORNE Set List: Redemption Blues Youngblood Show And Tell Pretty Little Sunshine Cards With The Devil There Goes A Lady This End Here Firehose Threshold Blaze Of Ashes Straight Into Your Grave

PRONG

Wer jetzt dachte er hätte mit AUDREY HORNE schon die ultimative Dampfwalze erlebt, der machte die Rechnung ohne Tommy Victor. Der Rausche-bärtige PRONG-Masterer-Mind überfuhr das Publikum gleich einmal mit zwei „Beg To Differ“-Klassikern, bevor „Unconditional“ auch dem Rezensenten nahezu alle Sinne raubte. Spannend war die Frage, wen den Mr. Victor diesmal als Bassisten mit dabei hätte? Die Antwort: Jason Christopher, den man wohl hauptsächlich durch seine „Aushilfe“ bei STONE SOUR im Jahr 2011 kennen dürfte, der aber ansonsten bei BLACK PRESIDENT, einer Punk-Combo rund um CIRCLE JERKS/BAD RELIGION-Gitarrist Greg Hetson aktiv ist. Das Schlagzeug verdrischt nach wie vor Alexei Rodriguez und in den folgenden 70 Minuten pflügte sich das Trio durch einen Best-Of-Set, der dreimal auch das aktuelle „Carved Into Stone“ Album und mit dem zuletzt rausgehauenen Titel-Track das 2007er „Power Of The Damager“ Werk huldigen durfte. Der Rest war eine Lehrstunde an Druck, Energie und Hammer-Riffs wohin das Auge nur reichte. Schön, dass das schwungvolle „Revenge...Best Served Cold“ auch live einen superben Eindruck machte und mit Jahrhundert-Tracks der Sorte „Whose Fist Is This Anyway?“ bzw. „Snap Your Fingers, Snap Your Neck“ stand dann auch das Areal der R. Jelinek-Destillerie endgültig Kopf. In dieser Form sind PRONG nichts anderes als eine gnadenlose Wand, ein nahezu unzerstörbarer Energie-Klumpen… Echt geil! [-reini-] PRONG Set List: For Dear Life Beg To Differ Unconditional Eternal Heat Lost And Found Cut-Rate Rude Awakening Revenge...Best Served Cold Broken Peace Carved Into Stone Whose Fist Is This Anyway? Snap Your Fingers, Snap Your Neck Power Of The DamagerQ



THE 69 EYES

Bei leider noch zu viel Sonnenschein wurde es nach den genialen PRONG Zeit für THE 69 EYES, denn die Gothic-Fraktion der Festivalbesucher brauchte schließlich auch ihr Futter. Von Kopf bis Fuß in enges schwarzes Leder gekleidet, mit Sonnenbrillen geschützt und mit Armani-Gürteln im Gepäck, ließen die selbsternannten Helsinki Vampires nicht lange auf sich warten. Das wieder einmal mit überdurchschnittlich vielen Mädels gesegnete Publikum ließ sich gerne von Sänger Jyrki 69 motivieren, auch wenn sein Gesang manchmal vom etwas zu lauten Bass niedergedrückt wurde. THE 69 EYES eröffneten mit "Love Runs Away" ihres aktuellen Albums "X" ein sehr kurzweiliges, wenn auch musikalisch leicht eintöniges Set. "Gothic Girl" wurde ebenso bejubelt wie "Dead Girls are Easy" und "The Chair", auch das letzte Album kam mit "I Know What You Did Last Summer" und "If You Love Me The Morning After" nicht zu kurz. Von da an ließ THE 69 EYES nichts mehr anbrennen, und Jyrki 69 brachte das Publikum mit "Under the Charm" in ihren Bann. Der Glam/Gothic Rock der Finnen wurde dank Jyrki 69 laut bejubelt, der nicht müde wurde, das Publikum anzufeuern, während er die etwas steife Performance seiner Bandkollegen auszugleichen versuchte. Das Highlight des Sets bildete schließlich, wie gewohnt, bei endlich einsetzender Dunkelheit das abschließende Cover "Lost Boys". [-Herb-]

RAGE + LINGUA MORTIS ORCHESTRA

Zwar hatten sie nichtmal den Headliner-Slot an ihrem Spieltag inne, dennoch sollte sich die Performance der RAGE-Jungs mit der neuen Auflage des LINGUA MORTIS ORCHESTRA zu einem der Festivalhighlights schlechthin entwickeln, und damit RAGE wohl einmal mehr zum geheimen Headliner machen. Denn es ist schon ganz großes Kino, was das Dreiergespann rund um Bandchef Peavy Wagner und Saitenzauberer Victor Smolski hier auffährt: Nicht nur orchestrale Unterstützung durch ein talentiertes Ensemble aus Barcelona hat man sich geholt, sondern auch noch drei mehr als formidable Gastsänger und –innen, darunter niemand geringerer als der frühere METALIUM-Shouter Henning Basse, der für sich ja schon eine ganz eigene Klasse an Sänger ist. Die Zeichen standen also auf Sieg, und so blieb der Triumphzug ja eigentlich nur noch Formsache, oder? Nun, ganz so einfach war es nicht – man kennt ja RAGE, und weiß um die Klasse dieser Band… dass die Jungs aber dann nochmal so eins drauflegen, und ihr eigenes, ohnehin schon hohes Level – nicht zuletzt dank der erstklassigen Gastmusiker – nochmal so steigern können, das hätte wohl niemand erwartet. Egal ob mit Songs des kommenden „LMO“-Albums wie „Cleansed By Fire“, „Scapegoat“ oder „Witches‘ Judge“, die den Hauptfokus der Setlist bildeten (und dabei trotz völliger Unbekanntheit beim Publikum unfassbar begeistert aufgenommen wurden), früheren orchestralen Werken wie „Emtpy Hollow“ und der „Suite Lingua Mortis“ oder alten RAGE-Gassenhauern wie dem fast etwas überraschenden „From The Cradle To The Grave“ – das LINGUA MORTIS ORCHESTRA konnte auf ganzer Linie überzeugen, Victor Smolski spielt noch immer wie ein Gott, Peavy Wagners Gesangsleistungen waren selten besser, und auch die neuen Songs von „LMO“ funktionieren, wie man eindrucksvoll bewies, auch live brillant. Das Duett „Lament“ vom kommenden Album sorgte dann nochmal für den Gänsehaut-Moment, und als zum Abschluss noch die orchestrale Version von „Straight To Hell“ rausgefeuert wird, bleibt wohl kein Haupthaar ungeschüttelt, und keine Pommesgabel ungezückt. Nach dieser musikalischen Großtat ist ein Besuch des LMO-Konzerts im September in Oberwaltersdorf bei Wien wohl absolute Pflicht – wer das nicht sieht, ist selber schuld. Eine Performance zum Niederknien! [-Dragonslayer-] Setlist RAGE + LINGUA MORTIS ORCHESTRA: Cleansed by Fire From the Cradle to the Grave Scapegoat The Devil's Bride Empty Hollow Lament - Suite Lingua Mortis - Prelude of Souls Innocent Depression No Regrets Witches' Judge Straight to Hell

DEVIN TOWNSEND PROJECT

DEVIN TOWNSEND als Headliner des zweiten Tages war gewagt, hat aber dennoch einigermaßen gut funktioniert. Dabei waren die Umstände der Europa-Tournee für den Hevy-Devy gar nicht so rosig: Gitarrist Dave Young musste auf Grund familiärer Probleme zu Hause bleiben, dennoch entschloss sich der Kanadier die Euro-Festivals als Trio durchzuziehen. Dass dabei mehr vom Band kam als so manch einem Townsend-Freak lieb war, liegt irgendwie auf der Hand. Warum allerdings einige (Background)-Gesänge noch immer vor sich hin dudeln durften, obwohl der Meister sich längst anderen Aufgaben widmete, war nicht ganz nachvollziehbar. Für kollektives Staunen sorgte einmal mehr Drummer Ryan Van Poederooyen, der die an sich nicht gerade einfachen DT-Kompositionen mit einer Leichtigkeit und Präzision in seine Felle gerbte, was so manch einen Nachwuchs-Trommler wohl zum Auffressen der eigenen Sticks animierte. Cool wie immer Langbart-Basser Brian Waddell, der im weiß/roten Outfit den farblichen Kontrapunkt zu Devins Holzfäller-Hemd setzte. Musikalisch war das erste Drittel eher sphärisch, Devin wies des Öfteren darauf hin, dass die versprochene Metal-Show eh noch kommen würde und geizte auch vor tschechischem Publikum nicht mit seinen gewohnten und berüchtigten Grimassen und/oder absolut kultigen und zumeist auch spaßigen Ansagen… Natürlich waren die aberwitzigen, dann wieder großteils sphärischen Videoproduktionen ebenso vertreten wie ein vom Meister aus vollem Herzen intoniertes „From Vancouver To Vizovice“! Mir persönlich gefiel ja der Teil rund um „Planet Of The Apes“, „Supercrush“, „Kingdom“ und Devins Alter Ego Ziltoid („Juular“) am besten, das Publikum feierte den Exzentriker von der ersten bis zur letzten Sekunde ab und im Endeffekt darf man festhalten, dass DEVIN TOWNSEND auch als Trio (mit einigen wenigen Abstrichen) vorzüglich funktioniert. [-reini-] DEVIN TOWNSEND PROJECT Set List: Truth By Your command Life Deadhead Where We Belong War Planet Of The Apes Supercrush! Kingdom Juular Liberation More! Grace Bad Devil Nach einem sehr langen ersten Festivaltag und einem kaum kürzeren zweiten schenkte sich das STORMBRINGER-Team dann die Begutachtung von DEATH CERTAIN, die für die leider ausgefallenen THE EXPLOITED eingesprungen waren. Denn nicht der Tod war sicher an diesem Abend, sondern es war auch sicher, dass das Masters Of Rock 2013 erst zur Hälfte gelaufen war, und noch das eine oder andere Highlight (und auch Lowlight) für uns bereithalten würde. [-Dragonslayer-]


ANZEIGE
ANZEIGE