04.10.2014, Komma

Wacken Roadshow 2014 - Part1 - Wörgl

Veröffentlicht am 09.10.2014

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"Wacken Roadshow" stand am Samstagsprogramm der sattsam bekannten Konzertlocation in Wörgl, dem Komma. Trotz des illustren und reichlich harten Lineups (u. a. GRAVEWORM und EMERGENCY GATE) hielt sich das Zuschauerinteresse an diesem Abend eher in Grenzen. Auch bedingt durch das abwechslungsreiche Programm das von Oldschool-Thrash bis zu modernem Metalcore fast alle Stilprägungen der härteren Gangart bediente, war durchwegs ein Gutteil des Publikums an der Bar oder im Raucherbereich zu finden, sodass sich die Halle selten zu mehr als einem Drittel füllte. Dementsprechend hoch war dann zu fortgeschrittener Stunde auch der Alkoholpegel bei einigen Anwesenden... Den Reigen aus fünf Bands eröffneten

FADENKREUZ

, die, aus Wörgl stammend, auf den Heimvorteil setzen konnten. So konnte man im Publikum auch so einige Personen mit FADENKREUZ-Shirts ausmachen, die die vier Tiroler nach Kräften unterstützten. Nein, Pardon, es dürfte sich um einen Fünfer handeln, denn der Fotograf der während des Auftrittes ungeniert auf der Bühne herumturnte gehörte wie es aussah ebenfalls zum fixen Lineup dazu... Musikalisch bewegten sich FADENKREUZ weitestgehend im todesmetallischen Bereich, und Fronter Alex grunzte und röhrte sich nebst ultimativ bösen Blicken (dabei ist er eigentlich ganz zahm!) hingebungsvoll durchs Set, sodass man die infernalischen Töne nur noch schwer einer zivilisierten Sprache (in dem Fall: Deutsch) zuordnen konnte. Die Instrumentalfraktion kleidete das Ganze in ein solides und derbes, aber auf Dauer ein wenig eintöniges Gerüst. Ein solider Auftritt der Lokalmatadoren, deren Anhänger auch lautstark applaudierten.

Als nächstes waren

KRYPTOS

dran, die gleich einmal einen Exotenbonus mitbrachten - stammen die Herren doch aus einem Land das man nur wenig mit Schwermetall in Verbindung bringt: aus Indien. Musikalisch haben sich die vier Mannen mit Haut und (langem Haupt-)Haar den 80ern verschrieben, wie man schon anhand der Patches auf ihren Kutten erkennen konnte, wo eindeutig die klassischen Genregrößen aus dem Heavy und Thrash-Bereich dominierten. Entsprechend dann auch die musikalische Kost die den Besuchern von den Indern kredenzt wurde: eine fette Portion Schwermetall der 80er-Prägung mit einer großzügigen Beilage Thrash. Die eingängig-rumpeligen Songs animierten das Publikum auch alsbald dazu genau so kräftig die Matten zu schütteln wie das auf der Bühne vorexerziert wurde. Wirklich Neues fand man bei KRYPTOS nicht, aber das trat angesichts der einnehmenden und hochwertigen Darreichung in den Hintergrund. Zum Abschluss ihres Auftritts zockten die Inder auch noch ein Cover des Priest-Klassikers "Hot Rockin'", das der Meute vor der Bühne so richtig Spaß bereitete. Ein schönes Aufwärmprogramm für den Rest des Abends!

Wieder härter wurde es anschließend mit

TENSIDE

aus Bayern, die sich den modernen metallischen Strömungen widmeten. Hier ein bißchen Trash, dort ein bißchen Core, und das ganze auf einem soliden, höllisch groovenden Grundgerüst. Stilistisch wirklich einordnen ließen sich die vier Bayern nicht, aber dafür gingen sie auf der Bühne mit umso mehr Spaß zu Werke. Der Funke sprang demzufolge auch auf das nicht übermäßig zahlreiche Publikum über, das TENSIDE gleich einige Moshpits spendierte. Überhaupt konnte man den Zuschauern an diesem Abend kein schlechtes Zeugnis ausstellen, denn was an der Anzahl fehlte, das machten die Anwesenden durch Lautstärke und Feierlaune locker wieder wett! So konnten auch TENSIDE, obwohl mit ihrer interessanten, modernen Mischung nicht so ganz jedermanns Baustelle, sich ebenfalls mit einem richtig kräftigen Applaus von der Bühne verabschieden. Noch einmal in die moderne Bresche schlugen dann die ebenfalls aus Bayern stammenden

EMERGENCY GATE

die mit ihrer Mischung aus Melodic Death und Metalcore mit elektronischen Elementen auf den bei weitem eigenständigsten Stil des Abends bauen konnten. Auch beim Publikum kam der melodiöse Mix äußerst gut an, sodass der erkrankte Shouter ab und an seine angeschlagene Stimme schonen konnte. Abgesehen von den stimmlichen Problemen des Fronters präsentierten sich EMERGENCY GATE aber in wirklich bester Laune! Da wurden schon ein mal von der Bühne während der Show Autogramme auf Kutten gekritzelt, sprang der Keyboarder wie ein Gummiball über die Bühne, und der Herr am Mikro ließ es sich nicht nehmen sich auch mal während des Konzertes unters Publikum zu mischen und dort einen Moshpit anzuzetteln. Entsprechend gingen die Zuschauer auch richtig gut mit, sodass EMERGENCY GATE dann auch noch eine hartnäckig geforderte Zugabe geben durften!

Zur besten Sendezeit erklommen schließlich

GRAVEWORM

die Bühne. Die südtiroler Dark-Metal-Institution gab dabei ihr (angeblich) erstes Stelldichein in Wörgl, und wurde auch gebührend empfangen. Dass für gute Stimmung nicht zwangsläufig ein volles Haus vonnöten ist bewiesen einmal mehr die wirbelnden Haarpropeller vor der Bühne, die denen der Musiker auf der Bühne um nichts nachstanden. GRAVEWORM konnten auf wunderbar fetten Sound zurückgreifen, einzig die Keyboard-Samples waren ein bißchen leise eingestellt, sodass die melodiös-erhabenen Kompositionen der Südtiroler bisweilen brachialer wirkten als sie eigentlich waren. Dem Publikum wars zur späten Stunde egal, es feierte trotz schleichend einsetzendem Zuschauerschwund gegen Ende hin ordenlich ab. Besonders das R.E.M.-Cover "Losing My Religion" kam erwartungsgemäß gut an, obwohl einige im Publikum wohl lieber das bekanntere "Fear Of The Dark"-Cover gehört hätten. Doch GRAVEWORM versprachen dafür jenes einfach beim nächsten Besuch in Wörgl zu spielen. Dafür durften sich die Anwesenden auch noch über einen brandneuen Song freuen, ehe das Set von GRAVEWORM mit "Abhorrence" ihr entsprechend umjubeltes Ende fand.

Die Wacken Roadshow in Wörgl war ein durchwegs runder Abend, der trotz der Anzahl von fünf Bands recht zügig über die Bühne ging. Großen Anteil daran hatten die sehr kurzen Umbaupausen die äußerst angenehm auffielen, und auch am Gesamtsound gab es bis auf kleinere Schnitzer nichts auszusetzen. Einziger Wermutstropfen der überschaubare und recht lieblos angerichtete Merchstand der, teilweise auch unbesetzt, nicht unbedingt zum shoppen einlud. Das hat man schon einmal besser gesehen. Und, man muss beinahe schon sagen "wie immer", ein großer Kritikpunkt das mangelnde Zuschauerinteresse. Hier kann man weder Veranstalter noch Bands kritisieren, sondern vielmehr die Leute die zwar pausenlos jammern dass es nur wenige Konzerte gibt, die stattfindenden aber dann auch nicht besuchen. Wir werden wieder und wieder darüber schreiben (müssen) und ausgiebigst darauf herumreiten, doch die einzigen die etwas am schleichenden Konzertesterben - das andernorts übrigens schon Realität ist! - ändern können, das seid IHR. Also hievt euren Arsch von der Couch, und schmeißt euch ins Getümmel! Vielleicht entdeckt ihr dabei auch eine neue Band für euch...


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