07.03.2015, Komma

OVERKILL + SANCTUARY + METHEDRAS + SUBORNED

Veröffentlicht am 11.03.2015

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Es sollte ein wahres Killfest werden, das die Ostküsten-Thrash-Legende am heutigen Abend im Komma Wörgl entfachen sollten, begrüßt wurden sie jedenfalls wie verlorene Söhne. OVERKILL wurden ihrer Headlinerrolle mehr als gerecht, vielmehr geriet das Ganze zu einem wahren Triumphzug. Doch lest im Folgenden selbst, vor allem wie es um die Vorband SANCTUARY bestellt war. Den Anfang macht Kollege Laichster mit den Openern des heutigen Abends, SUBORNED und METHEDRAS: SUBORNED Seitdem die wohl behüteten Kids unserer Zeit herausgefunden haben, dass Arbeiterschicht- und Benachteiligten-Image irgendwo cool zu sein scheint, erlebt das Thrash-Genre ein gewaltiges Revival, an allen Ecken und Enden schießen Thrash-Combos aus dem Boden und werden von meist durchgehend dezent alkoholisierten, mit vollgepatchten Kutten, Suicidal-Cap ausgerüsteten und Credibility verfechtenden Spätpubertierenden angebetet, die sich nach dem Gig von Mama im Mercedes abholen lassen. Ok, genug der Seitenhiebe auf die meist etwas ins lächerliche abrutschende Fanschicht der neuen Thrash-Welle, die Frage ist doch viel eher ob SUBORNED zu jener Gattung der neuen Generation gehört, die fette, tighte Musik produzieren um den alten Tagen zu huldigen, oder ob sie in der mittlerweile unüberschaubaren Masse der belanglosen Whorship-Truppen untergehen. Die Schweizer haben auch schon ein Album vorgelegt, "From Space" heißt das Teil, Erich von Däniken hätte seine Freude mit den Lyrics über Aliens als Schöpfer der Menschheit und am heutigen Abend gilt es jedoch nicht, einen obskuren Pseudowissenschaftler zu überzeugen, sondern das durchaus kritische Tiroler Langhaarvolk. Die Band zeigt sich bemüht, man versucht sich im ambitionierten Stageacting und Brüllkatze Lucie schreit sich durchs noch nicht sonderlich gut gefüllte Komma, aber irgendwie wollen die Kompositionen nicht zünden und im Gesamtbild kommt die Sache dann doch recht eintönig rüber, mitreißender Thrash, der doch ein primäres Live-Genre darstellt sieht anders aus. Wer hat´s erfunden? In diesem Fall leider nicht die Schweizer!

METHEDRAS Als nächstes dürfen METHEDRAS ran um die Halle für SANCTUARY anzuheizen, die Italiener bezeichnen ihren Sound selber als Thrash/Death-Metal, was dem Schreiberling jedoch recht unverständlich vorkommt, präsentiert man sich doch als LAMB OF GOD- Imitation und das kann man jetzt gut finden oder nicht. Persönlich ist der Schreiber doch auch untrven Bands wie LAMB OF GOD nicht abgeneigt, diese haben doch einen ordentlichen Schwung technische Raffinesse und Abwechslung im Songwriting zu bieten, von beiden sind METHEDRAS leider doch weit entfernt. Jeder Song des Sets klingt so als wäre es eine Kopie der erwähnten Amis, das nützt sich leider extrem schnell ab, auch wenn Fronter Tito mit seiner Tingeltangel-Frisur und seinem zwanghaften Versuch den Harten zu markieren irgendwo doch unterhaltsam ist. Nun gut, die Kids feiern die Titel vom "System Subversion"-Langholz (zum Albumreview) ab, der Schreiber verzieht sich an die Bar um für die nun folgenden Mitsingchöre gerüstet zu sein und hofft, dass SANCTUARY´s Warrel Dane heute in guter Verfassung ist, darüber berichtet euch jedoch wieder Kollege Patsch, der es sich nicht nehmen ließ, die Helden seiner Jugend persönlich dem Alters-Fitnesscheck zu unterziehen. [Daniel Laich]

SANCTUARY SANCTUARY-Konzerte sind ja immer wie Lotterie-Spielchen. Ist der Meister gut drauf, möge das Ganze gelingen, ansonsten durfte man seit der Reunion nicht immer nur das Beste von den Konzerten der Seattle-Legende vernehmen. Beim letzten SANCTUARY-Gig am Bang Your Head-Festival vermochte das Experiment gut zu gelingen und auch am heutigen Abend mußte man zum Glück keinen Totalausfall miterleben, vielmehr bekam die Clubatmosphäre der Performance bedeutend besser als eine riesige Open Air-Bühne. Viel wurde geschrieben und diskutiert, klar ist aber, dass das einstige, wie immer optisch und outfittechnisch kauzig bis desolat wirkende Goldkehlchen die ehemaligen Gesangshöhen der ersten beiden Alben nicht mehr zu erklimmen vermag und sich in der Livesituation einiger vocal-technischer Überspiel-Tricks und Rettungs-Kniffen bedienen muß, um nicht wie eine "an Keuchhusten leidende Krähe" (wie eine Bekannte meinte) rüberzukommen und sich über die kritischen Gesangspassagen zu retten. Mit einer solchen Erwartungshaltung durfte man zu keiner Sekunde in das Konzert starten. Die Tonlagen der neueren Songs vom Comeback-Album "The Year The Sun Died" (zum Albumreview) lagen ihm bei weitem besser, hier fühlte er sich stimmlich weitaus wohler als bei Klassikern wie etwa "Die For My Sins". Viele Stimmen – aus dem jüngeren wie auch älteren Teil der Zuschauerschaft - waren zu vernehmen, denen der heutige Gig nicht gefallen hatte, weil es Dane "einfach nicht mehr draufhat" und nicht mehr alle Töne traf. Tatsache wird aber sein, dass Dane selbst wohl am meisten unter seinem eigenen Scheitern leidet, der Saal trotz aller Kritik aber ironischerweise trotzdem recht gut gefüllt war und vor allem die Classic-Tunes wie „Future Tense“ oder „Taste Revenge“ gefeiert wurden. Dennoch: SANCTUARY an alten, 90er Maßstäben zu messen, mutet genau so überzogen, ja falsch an, wie "The Year The Sun Died" als eine fulminante Wiederauferstehung über den grünen Klee zu loben. Positiv war, dass fast alles, was auf dem Comeback-Album besser als der Rest gefiel, heute gezockt wurde. Einzig statt dem langweiligen Titeltrack hätte man "The World Is Wired" spielen können, ansonsten gefielen neben dem geilen Opener "Arise And Purify" noch "Let The Serpent Follow Me" und "Frozen". Auf der linken Bühnenhälfte blieb Tourgitarrist Nick Cordle (der ja bis vor kurzem bei den mit dem bärenstarken "War Eternal" und mit neuer Sängerin Alissa White-Gluz voll durchstartenden und auch bald im Komma gastierenden ARCH ENEMY engagiert war) bandfremd und farblos, Stammgitarrist Brad Hull ist ja anscheinend wieder aus der Band draußen. Ein Lächeln huschte dem ex-Meister Dane auch über die Lippen, zu seiner Erquickung wurde dem Geburtstagskind ein Ständchen dargebracht und auch den Jägermeister, den er aus dem Publikum gereicht bekam, wurde artig runtergespült. Es war ein durchwachsener, wie immer von der Gesangsleistung abhängiger Gig einer Metal-Legende, die mit dem ersten, vielmehr noch mit dem zweiten Longplayer wahre Metal-Meilensteine geschaffen hat, deren Haltbarkeitsdatum mit diesen mäßigen Live- und Studioleistungen allerdings nicht ewig währen wird, dies bestätigte der heutige Gig. Übrig bleiben Bands wie der Headliner, der seinen Supportact mit einer solchen Leichtigkeit in die Vergessenheit katapultierte, ja richtiggehend pulverisierte, dass nur mehr offene Münder übrig blieben.

Setlist:

- Arise And Purify - Let The Serpent Follow Me - Seasons Of Destruction - Die For My Sins - The Mirror Black - Frozen - Question Existence Fading - The Year The Sun Died - Future Tense - Taste Revenge

OVERKILL Schon das Ertönen des Intros ließ den SANCTUARY-Gig vergessene Geschichte sein. Und mit welcher Dynamik und Power OVERKILL ihren 90minütigen Headliner-Gig starteten, mutete wie aus dem Bilderbuch an. Nach dem dröhnenden, fetten Intro "XDm" bildete "Armorist" einen explosiven Kick Off. Gleich war klar, dass der Headliner angetreten war, alles wegzufegen. Mit viel Drive, Konsequenz und auch gut bei Laune bretterte der geile Opener des letzten Langholzes "White Devil Armory" über das Komma hinweg. Die immer noch spritzige Band aus New Jersey war seit je her eine Live-Macht, was sie auch am heutigen Abend wieder eindrucksvoll unterstrich. OVERKILL gehen live immer, das letzte Mal gastierte der Fünfer vor fast genau 4 Jahren im Komma, damals mit einem bärenstark besetzten Tourtross (DESTRUCTION, HEATHEN). OVERKILL-Konzerte sind ja auch für die Stormbringer-Kollegen aus Wien gern genutzte Anlässe, das Heilige Land heimzusuchen. War 2011 noch Reini für Interviews am Start, so nützte heuer Kollege Seidinger die Möglichkeit, das winterliche Tirol zu rocken. Die gar nicht mehr so jungen Thrasher (Frontmann Bobby wird heuer etwa 56 Jahre alt) wußten, was sie ihren rund 400 anwesenden Fans schuldeten und zogen auch heute Abend alle Register ihres Könnens. Es folgte ein bunter Strauß aus neuen Killern und über die Jahre immer noch mehr gereiften, unkaputtbaren Thrash-Classix ("Powersurge", „Hammerhead“ und allen voran der unglaubliche Brüller "Rotten To The Core") aus den Achtzigern. Schön durcheinandergewürfelt reichte die Bandbreite vom "Feel The Fire"-Debut bis hin zur Phase nach dem fulminanten Quasi-Comeback 2010, mit dem man in der Qualitätsklasse von "Ironbound" kaum mehr rechnen konnte. Die Band war zwar über die Jahre konstant präsent, doch lag zwischen dem letzten wirklich guten Album ("Horrorscope" von 1991) doch eine fast zwei Dekaden währende Durststrecke, die wie schon auf dem letzten Abstecher hier mit nur einem Song (dem mit den moderneren Sound-Zugeständnissen jener Zeiten offenkundig gekennzeichneten "Necroshine") bedacht wurde. Der Fünfer fand – bei gelungenem Livesound - jedenfalls auch eine perfekte Mischung aus schnell gezockten Thrash-Brettern ("Electric Rattlesnake"), denen der eine oder andere düstere, wuchtige Stampfer ("Horrorscope'") beigemengt wurde, die leicht punkige Note stand dem Quintett ohnehin schon immer gut zu Gesichte. Das Gitarrentandem Tailer/Linsk briet in der gewohnt vielfach in bandtypisches, giftgrünes Licht getauchten Bühne ein knackiges-fettes Gitarrenbrett, Bobby "Blitz" Ellsworth sprintete über die Bühne, beeindruckte zudem mit großem Stimmvolumen und Hi-Screams und gewann mit seinen witzig klingenden Bühnenansagen auf Deutsch zusätzliche Sympathiepunkte. D.D. Verni brüllte im immer wieder gezielt eingesetzten Stroboskop-Gewitter (samt LED´s am Basshals) das eine oder andere Kommando ins Mikro und kam fit und in Würde gereift rüber, während man den Drummer hinter seinem Verbau kaum wahrzunehmen vermochte. Vor der Bühne wuselte derweil ein Moshpit, auch eine Wall Of Death und eine unsanft im Fotograben gelandete Crowdsurferin durfte beobachtet werden.

Der Abend raste wie immer viel zu schnell vor sich hin, im Nu schwörte uns Blitz, nachdem man sich zuvor bei der Hymne "In Union We Stand" die Seele aus dem Leib gebrüllt oder beim punkigen "Bring Me The Night" den Schädel abgebangt hatte, mit dem letzten Song "Ironbound" auf die Band, ihre Konstanz, Authentizität und Fanverbundenheit ein. Warum das meiner Meinung nach belanglose "Bitter Pill" in den Zugaben gelandet ist, war mir nicht ganz klar, im Zugabenblock würde ich schon andere Kaliber der Klassiker-Klasse (wo waren vor allem "Wrecking Crew" oder andere Kracher wie "Coma", "Deny The Cross", "I Hate" oder "Thanx For Nothing") in der ansonsten äußerst gelungen arrangierten Setlist erwarten. "Elimination" machte dies umgehend wieder gut, bevor das unvermeidliche "Fuck You"-Cover ein Hammerkonzert beschloß. Der Saal konnte seine infantile Seite ausleben, die Mittelfinger wurden - angeführt von Blitz auf der Bühne, der mit dem "Fickt euch ihr Luschen"-Aufruf das Publikum noch mehr aufstachelte - zuhauf in die Höhe gestreckt, sodass nach einer vor Dynamik und Energie nur so sprühenden Headlinershow alle glücklich und auch mit dem nötigen Spaßfaktor erfreut von dannen ziehen konnte. OVERKILL sind in unglaublich guter Verfassung, wurden ihrer Headlinerrolle heute Abend mehr als gerecht und lieferten ein weiteres Mal ein Lehrstück in Sachen energetischem Thrash Metal, Headliner- und Tornado-Style ab. Das Beste daran ist, dass man, obwohl der Fan eine gewohnt allerhöchste (aber keineswegs unkritische) Erwartungshaltung hat, diese trotzdem niemals enttäuscht wird, sondern erfüllt bzw. übertroffen wird! So auch am heutigen Tage, als OVERKILL kamen, thrashten und siegten, keine einzige Stimme vermochte Kritik an der mächtigen und eindrucksvollen Performance in feiner Balance aus kraftvoller, schweißtreibender Thrash-Extravaganza und sympathischer Party-Attitüde zu üben. Was die Herren von SANCTUARY und OVERKILL ansonsten noch zu sagen hatten, könnt ihr in Kürze auf diesen Seiten erscheinenden, ausführlichen Interviews, das Kollege Fröwein tags darauf in Wien geführt hat, sehen bzw. lesen.

Setlist:

- XDm - Armorist - Hammerhead - Electric Rattlesnake - Powersurge - In Union We Stand - Rotten To The Core - Bring Me The Night - End Of The Line - Necroshine - Horrorscope - Hello From The Gutter - Overkill - Ironbound --- - Bitter Pill - Elimination - Fuck You Dank für die geilen Pics geht wieder an unsere Fotografin Tina Burgstaller!


WERBUNG: Hard
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