ISVIND - Daumyra

Artikel-Bild
VÖ: 15.08.2013
Bandinfo: ISVIND
Genre: Black Metal
Label: Folter Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Oh mein Gott, ist das finster und kalt. Als Freund der richtig rohen, klirrenden Trve-Norwegian-Black-Metal-Schule bin ich leider um ein gutes Jahrzehnt zu spät zum Metal gekommen. Von kompromisslosen Alben wie sie einst DARKTHRONE, MAYHEM und IMMORTAL erschufen, ist heutzutage nur mehr wenig zu bemerken. Der Markt tendiert mittlerweile auch in Norwegen entweder Richtung Epik, Richtung Melodielastigkeit oder Richtung Post-Hippie-ich-lebe-autark-und-ernähre-mich-von-Wurzelkräutern-aus-meinen-Ackerstauden-Schwarzmetall. Zu den wenigen übrig gebliebenen Exemplaren des rohen Geknüppels zählen aber nach wie vor die Osloer ISVIND, die nach knapp 15 Jahren Pause mit „Daumyra“ jetzt sogar das zweite Album innerhalb kurzer Zeit vorlegen.

Goblin und Arak Draconiiz, das fidele Duo, das die Truppe vor 21 Jahren noch unter dem international tauglicheren Banner ICEWIND ins Leben rief, ist ein besonders fies gepoltes Gespann mit dem untrüglichen Gespür für Tradition. Das lang gezogene Intro des Openers „Kast Loss“ müssen die interessierten Hörer aber schon noch überstehen, bis zu einer wahren Underground-Perle vordringen zu können. Bereits zu Beginn des Albums holzen die Norweger mit Blastbeat-Stakkatos und in die Hirnwindungen fräsenden Gitarrenläufen durch die Arktis und garnieren das kultige Gemetzel mit szenetreuem State-Of-The-Art-Gekeife. Auch „Burn The Kings“ und „Blodstorm“ schlagen in eine ähnliche Kerbe, ohne auch nur eine Sekunde vom Gaspedal zu gehen oder etwas Variabilität einfließen zu lassen.

Die DARKTHRONE-Roots hört man aber spätestens bei „The Dark Traverse“, wo ein arschtrockener Black-n‘-Roll-Teil im Mittelteil für den ersten „Aha“-Moment sorgt. Bei „Myra“ steigen die Jungs schließlich sogar vom Gaspedal und kotzen einfach mir nichts, dir nichts einen richtig intensiven Mid-Tempo-Stampfer aus, der die längst fällige Abwechslung im relativ intoleranten Soundgefüge zeitigt. Die nicht einmal 40 Minuten dieses exzellenten Winter-Soundtracks vergehen viel zu schnell, der einzige Wermutstropfen ist die mehr als nur dürftige Produktion, mit der die ISVIND-Jungs selbst im Nachhinein nicht zufrieden waren. Vor allem das extrem blechern klingende Schlagzeug macht jetzt nicht unbedingt Freude auf einen Nachschlag. Derart rohen Norwegen-Black in derselben Liga spielen ansonsten aber maximal noch TSJUDER, und allein deshalb sag ich artig „danke“. Auch wenn da noch einiges an Luft nach oben ist.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (16.12.2013)

ANZEIGE
ANZEIGE