BASEMENT TORTURE KILLINGS - A Night Of Brutal Torture

Artikel-Bild
VÖ: 27.01.2014
Bandinfo: BASEMENT TORTURE KILLINGS
Genre: Death Metal
Label: GrindScene
Lineup  |  Trackliste

Erst neulich kaufte ich mir im Neocitran-Taumel unabsichtlich eine Ausgabe vom Bravo. Kollege Fo traf ich wenig später am Heimweg am Karlsplatz, der sich für wenige Gramm jenes schmackhaften Grippemittels – war es doch weitläufig vergriffen – gerade prostituierte, und somit aus jenem Thema, das die Titelseite der Bravo zierte, aus der Not eine Tugend machte: „Justin Bieber: Tödliche Sex-Sucht! Schock! Hat er sich bei einer Porno-Bitch angesteckt?“

Auch das britische Trio, bis vor kurzem noch um einen Bassisten reicher, teilt sich mit JUSTIN BIEBER jene Sucht. Nach ihrem „First Cumming“ (2009) folgte mit kurzem Abstand schon das „Second Cumming“ (2011), sie sind also, wie auch einer der Insassen im Briarcliff Mental Institution der „American Horror Story“, zwanghafte Wixer. Wixer, die sich den absonderlichen Genüssen widmeten: „Gore Bukkake“ heißt einer der Titel, „Drill Bit Erotica“ ein anderer. „Foetus Eater“ ist spätestens seit Ian Watkins nicht mehr ganz so witzig, wenngleich jener nicht gegessen, viel mehr vergenotwutzelt hat (Aber „Eat me!“ kann ja divers aufgefasst werden.). Auch „Severed Head Fellatio“ fällt unter die Kategorie „sollte man bei parship.at nicht gleich erwähnen“, wie auch die „Crucifix Sodomy“ maximal wenn bei jungen Knaben vollzogen von der katholischen Kirche positiv aufgenommen wird.
JUSTIN BIEBER jedenfalls, um auf jenes Knäblein zurückzukommen, zeigt sich im Bravo ganz arm: abgemagert, verheult, am Ende. Seine Sex-Sucht treibt ihn sogar ins Puff, frei nach dem Motto „Rumvögeln – egal mit wem!“ – und zwar ausgerechnet in Brasilien, wo 460.000 Menschen HIV-Positiv sind. Hoffentlich hat Justin daran gedacht, einen Gummi zu verwenden – nicht, dass er sein Äffchen etwas später während eines unachtsamen Moments auch noch angesteckt hat, der WWF tanzt ob seiner tierrechtlichen Fehltritte ohnehin schon Ramba-Zamba.
Etwas Gutes hat aber die Medienpräsenz seiner Sex-Sucht: BASEMENT TORTURE KILLINGS haben sich besonnen. Auf ihre eigentlichen Wurzeln. Auf Dennis Rader, den „BTK-Strangler“ aus Kansas. Jener hinterließ zwar nahe bei oder auf seinen Opfern Spermaspuren – seine gesellschaftlichen Fehltritte waren also nicht gänzlich sexfrei, Hauptaugenmerk lag jedoch auf „Bind, Torture, Kill“. Zehn Personen, vorwiegend Frauen, finden sich in seiner Statistik, die Stephen King übrigens zur Novelle „A Good Marriage“ inspirierte.

Zu einer guten Ehe also, da gehören natürlich – in einem gesunden Ausmaß – auch die „ehelichen Pflichten“, also Sex, mit Maß und Ziel. Daneben sollte man aber auch gemeinsam Dinge unternehmen können, in trauter Zwei- oder Mehrsamkeit, ohne gleich körperlich über sich herzufallen. Dies ist den einst kranken, nun halbwegs geheilten BTK mit „A Night Of Brutal Torture“ gelungen. Bereits das Covermotiv deutet einen Trip zu den Horrorklassikern aus den Achtzigern an, ähnliches wird auf den zehn Stücken – zumeist im Keller, zumindest aber im Dunklen – zelebriert. Zähne und Zehen werden gezogen, lustvolle Momente an Erstickungsanfällen evoziert, im Namen Satans das Leben genommen. Zwischendurch darf sich natürlich auch wieder der kleine Freund – beispielsweise bei „Basement Bitch“ – aufrichten.

Untermalt werden jene „Szenen einer Ehe“, die aber nun doch weniger mit dem Ingmar-Bergmann-Klassiker zu tun haben, von Vintage-Todesblei, der sich aus dem kleinsten gemeinsamen Nenner von Schweden und Florida genährt hat. AMON sowie deren Nachfolger DEICIDE, CARNAGE und NIHILIST dürfen als primäre Bezugspunkte herhalten, wie auch Freunde von GENERAL SURGERY oder BEHEADED nur zu gern ein Nächtlein mit BTK verbringen wollen würden: „Würge mich romantisch, du Sau!"

Gequälte Soli, rudimentäres Brachial-Schlagwerk und doppelstimmige Vocal-Orgasmen (beinah so gekonnt zelebriert wie bei EXHUMED und IMPALED) lassen an einen Bastard aus „Scream Bloody Gore“, „Necroticism“ und „The Bleeding“ denken, mit ein bisschen „Into The Grave“ hier und da, ganz klar: Irgendwohin müssen die Leichenteilchen ja dann auch verschwinden, selbst die aggressivste Penetration pulverisiert Fleisch nicht ins Nirwana. Das Resultat, und es dürfte vielleicht bereits durchgeklungen sein, eignet sich perfekt für einen gemütlichen Filmeabend bei ein paar Bier, Popcorn und Snuff-Filmchen, anschließend wird gekuschelt.
Es ist dies das akustische Dokument, das Abscheu und Ekel vereint, absonderliche Triebe in Töne transportiert und Sadismus im blutigen Schleim und Geifer dem geneigten Hörer entgegenschlatzt. „Ich kann es nicht aufhalten, das Monster in mir macht weiter und fügt mir und der Gesellschaft Schmerzen zu“, schrieb der BTK-Strangler 1974 an eine örtliche Tageszeitung, und angelehnt an jenes Zitat hoffe ich, dass BTK niemals das (akustische) Morden sein lassen – und somit vielleicht JUSTIN BIEBER, immerhin ein Fan von METALLICA, runter vom Sex-Trip holen. Von Leichen holt man sich wenigstens kein Aids – und mit abgeschnittenen Fingern hat auch SIE mehr von „one in the stink, two in the pink“.

The Boogeyman Is Real.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Stefan Baumgartner (18.01.2014)

ANZEIGE
ANZEIGE