Selim Lemouchi & His Enemies - Earth Air Spirit Water Fire

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VÖ: 06.12.2013
Bandinfo: Selim Lemouchi & His Enemies
Genre: Psychedelic Rock
Label: Van Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Das Ende von THE DEVIL'S BLOOD kam schnell, unerwartet und unwiderruflich. Das Resultat war eine Ansammlung von Demos, Proberaumaufnahmen und Fragmenten, die dem gierigen Fan, der nach dem großartigen “The Thousandfold Epicentre“ nach neuem Material dürstete, als drittes Album untergejubelt wurde.

Entsprechend groß war die Ernüchterung, egal, wie sehr sich mancher Schreiber die Scheibe auch schön geschrieben und so mancher Fan wohl auch gesoffen hat. Zu deutlich hat man das fehlende Fleisch an den klanglichen Knochen bemerkt, schmerzlich wurde einem bewusst, wie gut das Album hätte werden können...

Recht schnell wurde dann bekannt gegeben, dass es nun eine neue Band geben würde, und zwar SELIM LEMOUCHI & HIS ENEMIES.

Nach einer relativ interessanten EP kommt nun also das erste volle Album. Noch psychedelischer sollte es werden, noch spiritueller, auf gut Deutsch also noch verspulter. Was ja auch nicht schlimm ist, wenn die Songs entsprechend passen.

Und ja, „Chiaroscuro“ lässt nach einem seltsamen Intro erstmal in Ansätzen die Genialität früherer TDB-Alben durchblitzen. Auch Farida „The Mouth Of Satan“ Lemouchi ist hier zu hören, so stellt sich sofort ein wohliges Gefühl ein, auch wenn der Song an sich etwas zu lange dauert. Danach wird’s dann etwas seltsam. Das sportliche „Next Stop, Universe B.“ ist mit seinen 3:52 Minuten noch ein verdammt cooler Rocker, danach geht’s direkt ins Pilzeparadies. In „The Ghost Of Valentine“ passiert geschlagene 6:59 Minuten, also die komplette Songlänge, rein gar nichts, über das zu schreiben es sich lohnen würde. Ein Song wie eine Lavalampe. Für 30 Sekunden ganz nett, danach irgendwie vorhersehbar. Das folgende „The Deep, Dark Waters“ lässt dann erstmal wieder Songstrukturen zu.

War „The Ghost Of Valentine“ so etwas wie der einsetzende, erste totale Rausch, befindet man sich nun mittendrin und beginnt langsam, sich mit seinem Zustand zurecht zu finden. Sehr chillig, langsam und repetitiv schrabbelt man vor sich hin, man könnte es fast phlegmatisch nennen, allerdings garniert mit ein paar hübschen Zeitlupenriffs. Was dann folgt, ist wieder ein wenig Lava-Feeling, aus dem heraus aber ein wahnsinnig tolles Solo des Meisters emporsteigt und die restliche Musik aus ihrer Schockstarre reißt.

Astreinen 70er-Spacerock á la HAWKWIND gibt’s dann abschließend in „Molasses“. Unter der funkelnden Discokugel steht Farida und singt zu den dezenten Gitarren und Keys, alles hält ein wenig den Atem an, ein großartiger Moment. Danach rockt man noch die komplette 13 Minuten Distanz gemächlich zu Ende. Rund acht Minuten weniger hätten der Nummer spürbar gut getan.

Licht und Schatten liegen dicht beieinander. Das Album vereint große Momente und Melodien mit sehr langatmigen Klangflächen. Man kann insgesamt sicher 20 Minuten Spielzeit abziehen, die nur aus Gewaber besteht, was eine echte Schande ist, wenn man sich die Gitarrenkünste von Selim vor Augen und Ohren hält.

Für den großen Wurf langt das natürlich nicht, man hätte statt dessen lieber das dritte TDB-Album anständig beenden sollen als seinen Allüren freien Lauf zu lassen und mit fürchterlich geschmacklosen Hemden halbgare Dopemucke zu machen. Dampft man das Album auf seine großartigen Momente zusammen, ist das natürlich immer noch wirklich toll, aber selbst alte TDB-Fans sollten vorsichtig sein, da sich diese stilistisch von den beiden ersten Alben und den EPs sehr unterscheiden und eher in die Richtung des dritten „Albums“ gehen. Und unterm Strich auch leider deutlich zu wenig für ein Vollzeit-Album. Schwierige Sache also.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Alex M. (15.01.2014)

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