Kampfar - Djevelmakt

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VÖ: 27.01.2014
Bandinfo: KAMPFAR
Genre: Pagan Metal
Label: Indie Recordings
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Lineup  |  Trackliste

Mit zwanzig darf man sich gerne erwachsen zeigen, finde ich. Genau das tun KAMPFAR, die 2014 tatsächlich schon zwei Jahrzehnte auf dem Buckel haben und mit "Djevelmakt" das sechste Album auf der Habenseite verbuchen können. Nach dem Ausstieg des langjährigen und für meine Begriffe stilprägenden Gitarristen Thomas war für mich durchaus fraglich, ob die Norweger nach zwei eher mauen Alben noch einmal die Form ihrer ersten beiden Scheiben würden erreichen können. Das hat sich die Band wohl auch gefragt und vorsorglich einige gravierende Veränderungen unternommen: Umzug nach Bergen, Abschied von Napalm Records und Vertragsschluss mit Indie Recordings, Einarbeitung des neuen Gitarristen Ole (zugleich Bassist der übrigens empfehlenswerten MISTUR), Jonas Kjellgren als Hauptverantwortlicher für die satte, zugleich noch kantige Produktion, während Peter Tägtgren nur noch mischen durfte. Alles in allem klingt das nach Aufbruch - und im Gegensatz zu vielen anderen Bands gelingt es KAMPFAR mit viel Fingerspitzengefühl und Talent, daraus auch etwas zu machen.

Deshalb klingt der Opener "Mylder" auch gleich unverkennbar nach KAMPFAR - finsteres Klavier im Intro, Dolks knurriger Gesang, zweckmäßiges, aber grooviges Schlagzeug, präsenter Bass. Und vor allem: Ganz viele tolle, absolut wiedererkennbare Riffs, die trotzdem kein bisschen abgedroschen wirken, verpackt in einem Gitarrensound, der wie der Wind klingt, wenn er durch die Fjorde zieht. Mit gutem Geschmack, viel Erfahrung, aber auch ein bisschen Mut baut das Quartett das Album Stück für Stück auf, und tatsächlich erhält dabei jeder Track seinen eigenen Charakter. Während "Kujon" so oder ähnlich auch auf "Norse" hätte stehen können, ist "Blod, Eder Og Galle" ein verschlagenes, trolliges Stück mit viel Pfeffer, "Swarm Norvegicus" sehr divers, verschroben und keyboardgetränkt, dabei aber gleichzeitig berührend schön, "De Dødes Fane" eher rockig-düster und verstörend, und "Our Hounds, Our Legion" ein großes Abschlussstück mit langem Akustikgitarrenintro.

Trotz der Diversität der Platte schafft es die Band, "Djevelmakt" einen Rahmen zu geben, aus dem kein Stück herausfällt. Sowohl Rückbesinnungen auf die typisch nordischen Songs der Anfangstage, als auch fast progressiv einzuschätzende Experimente, straighte Midtempo-Doublebass genauso wie heftige Ausbrüche - jedem neuen und alten Soundelement haben KAMPFAR behutsam ihren Platz zugewiesen. Tendenziell würde ich die zweite Hälfte von "Djevelmakt" als schwieriger und weniger zugänglich einschätzen, aber nicht unbedingt als schlechter. Insgesamt haben KAMPFAR bewiesen, dass man auch nach 20 Jahren noch richtig gute Alben schreiben kann, wenn der Kern der Kunst nur der gleiche bleibt. Das können sie genauso gut wie HELHEIM, und für meine Begriffe deutlich besser als beispielsweise ENSLAVED.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (20.01.2014)

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