Graveborne - Through The Window Of The Night

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VÖ: 20.01.2014
Bandinfo: Graveborne
Genre: Black Metal
Label: Seance Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn mich jemand fragen würde, was ich mit finnischem Black Metal verbinde, dann wären da zwei mögliche Antworten: Die typische melodische, melancholische Version, wie sie in den 90ern ...AND OCEANS oder DARKWOODS MY BETROTHED gespielt haben - und dann die Die-Hard-Old-School-Schiene mit HORNA als Galionsfigur.

Und jetzt GRAVEBORNE, die ich mir mit Hoffnung auf einen Vertreter der erstgenannten Stilistik unter das Nagelarmband gerissen habe, die aber weder wirklich in die eine noch in die andere Schublade passen. Was für eine Unverschämtheit, da muss man die Platte sogar wirklich von vorne bis hinten hören. Freundlicherweise haben sich die Finnen für ihr zweites Album gegenüber ihren Rezensenten eine andere Nettigkeit einfallen lassen, um der schreibenden Zunft nicht zu viel Arbeit aufzuhalsen - sie klauen einfach ganz ungeniert bei GORGOROTH. Das Riffing und die langgezogenen Keifattacken mit mächtig Verzerrung sind genauso unverkennbar aus der Trademark-Schatzkiste der Norweger geklaut, wie das polternde Drumkit und der grummelnde Basssound.

Kann man "Through The Window Of The Night" also fix als unnötiges Plagiat abtun und 35 Minuten seines Lebens besser nutzen? Nicht unbedingt. GRAVEBORNE klauen nämlich mit Geschmack und haben sich aus allen Schaffensperioden ihrer Vorbilder die Leckerlies herausgesucht. Sowohl die fantastischen Melodien und gegenläufigen Gitarrenfiguren von "Pentagram" und "Antichrist" ("Misericordia", "Men Behind The Sun"), als auch die ungestüme Wildheit von "Under the sign of hell" und "Zerstörer" ("Into The Abyss") sind vertreten. Selbst aus den meiner Ansicht nach zunehmend mauer werdenden Alben ab "Incipit Satan" haben die Finnen noch die gelungenen Elemente extrahiert und sich davon inspirieren lassen ("Burn The City Of God"). Und, selten, aber immerhin, bauen GRAVEBORNE auch durchaus eigene und recht gefällige Elemente ein, kratzen aber bisher leider nur an einem eigenen Stil. Nicht zu vergessen auch: Die Produktion ist knallig, richtig finster und mühelos gelungener als der unsägliche Soundschrott, den Infernus mit der grauenvollen 2011er- "Under..."-Neueinspielung und im Grunde sogar schon mit "Quantos..." abgeliefert hat. Kein Innovationspreis für GRAVEBORNE, aber doch eine kurzweilige Unterhaltung bis zum Release von "Instinctus Bestialis".



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (14.01.2014)

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