Caliban - Ghost Empire

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VÖ: 24.01.2014
Bandinfo: CALIBAN
Genre: Metalcore
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

17 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Ich zähle mich zu jener Generation, die einst Ende der 90er-Jahre mit CALIBAN und dem gesamten Metalcore-Boom mit aufgewachsen ist. Eine Generation, die verfolgt hat wie die Ruhrpottler als rumpelige Garagen-Core-Band („A Small Boy And A Grey Heaven“, 1999) begann, sich langsam aber sicher entwickelten („Shadow Hearts“, 2003), ihr unerreichtes Opus Magnum zur Genre-Blütezeit herauspulverten („The Opposite Within“, 2004) und sich dann häufig mit gequälten Innovationsversuchen verzettelten und eigentlich erst wieder mit „I Am Nemesis“ vor zwei Jahren wieder überzeugen konnten. Das werden natürlich alle CALIBAN-Lunatics anzweifeln oder kritisieren, doch seid mal ehrlich – wo sind die knackigen, unverbrauchten und aggressiven Kompositionen der alten Tage? Der Fokus heute liegt auf größtmögliche Kommerzialisierung, ohne dabei völlig aus der Spur des ursprünglich Metalcore rauszurutschen.

So läuft das auch auf „Ghost Empire“, das mittlerweile neunte Studioalbum der bienenfleißigen Deutschen, auf dem sie zweifellos größtmögliches Bemühen in die Waagschale werfen, die meiste Zeit aber einfach nur brutalst langweilen. Der loopende Auftakt zum Opener „King“ und das darauffolgende Stumpf-Geriffe ist dermaßen schablonenhaft gestaltet, dass mir schon zu Beginn die Gänsehaut hochfährt. Dazu kommt relativ schnell eierquetschender Klargesang – und davon gibt es auf „Ghost Empire“ zuhauf. Kaum ein Song, der sich mal richtig durch seine Spielzeit knüppelt, ohne weich zu spülen. Kaum ein saftiges, das nicht durch Rhythmus-zerstörendes Gejaule in Vergessenheit gerät.

Dabei versuchen CALIBAN auf Biegen und Brechen innovativ zu sein – das zeigt der Einbau von Samples, die theatralisch-epische Herangehensweise an den Refrains („Chaos – Creation“, Wolves And Rats“ und das den Fans gewidmete „yOUR Song“) und der erste in der Bandkarriere komplett auf Deutsch referierte Song („nebeL“). Wenn CALIBAN einmal nicht versuchen, die physikalischen Gesetze des Genres auf den Kopf zu stellen, dann mäandern sie in altbekannten Doublebass-Orgien („I Am Ghost“ und „Good Man“ klingen in gewissen Teilen wie ein einziger Song) oder schlüpfen ins bewährte Core-(Halb)Balladen-Kostüm („Cries And Whispers“, „I Am Rebellion“) gewürzt mit massentauglichen Punk-Rock-Zitaten.

Es steht außer Zweifel, dass die Produktion richtig fett aus den Boxen röhrt und sich die CALIBAN-Jünger der aktuelleren Werke einen Ast abfreuen werden, aber wo bitte bleibt hier die Spannung, der Überraschungsmoment? „Ghost Empire“ ist nichts anderes als der Versuch, mit Clean-Vocals und atmosphärisch-dichten Songfragmenten das CASPER-Publikum ins eigene Boot zu holen. Das mag vielleicht sogar funktionieren, doch statt Nova Rock oder Rock am Ring, wird’s in Zukunft wahrscheinlich das Southside oder Lunatic Festival werden. Wann kapieren gewisse Bands endlich, dass ein fetter Sound nicht für Qualität bürgt? Pop-Metal triffts wohl am besten.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (17.01.2014)

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