ASS TO MOUTH - Degenerate

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VÖ: 18.02.2014
Bandinfo: ASS TO MOUTH
Genre: Grind Core
Label: Selfmadegod Records
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Lineup  |  Trackliste

Reden wir einmal über Ihre sexuellen Vorlieben.

Sind Sie auch ein kleines bisschen ... anders? Stecken Sie sich gerne beim „Akt der Gefühle“ gebrauchte Tampons in die Nüstern? Darf „Sie“ sich „ein bisschen gehen lassen“, wie es eine meiner Arbeitskolleginnen so schön formuliert, und ein Häufchen auf den Bauch legen? Mögen Sie es, sich in Vodka getränkte Wattebäuschchen in den After zu stopfen? Wie schaut es damit aus, mit Urin zu gurgeln, sich von Erbrochenem berieseln zu lassen? Wie sieht’s aus mit Rudelbums und der – etwas abgewandelten – Frage von Hermes Phettberg nach „Bukkake oder Eierlikör?“ – wobei das nun eigentlich doch fast dasselbe ist? Sind Sie Freund von Haustierchen – ich denke da Hamster im Analkanal und Begattung von einem – nicht allein bildlich gesprochenen – Hengst? Wie schaut’s aus mit einem Stell-dich-ein mit der Omama, auf welcher Skala von 1 (das da heißt „Uärgh!“) bis 5 („Yeah, baby!“) würden Sie sich persönlich eingliedern, wenn er/sie lustvoll stöhnt: „My mouth is to your ass, my tongue is up your crack, my breath it smells like shit, my teeth are stained black“? Ist die „Ass To Mouth Resuscitation“, eine der – auch textlich – grandiosesten Nummern von HATE PLOW, ein No-Go- oder ein Go-Go-Kriterium, das wie auch Ihr Fetisch dem Weltbild „A women’s place is on my face“ huldigt? Auch die grandiosen CROTCHDUSTER vermelden Connaisseure zu sein, wenn es bei „Let Me Into Starfish Land“ heißt, sie seien „headed for your hole“ und seien „lucky“, wenn sie „could cream in your asshole“. „Klopf, klopf!“„Wer da?“„Open up wide, here comes the train!“: „Let me lick your asshole, let me lick it clean! I’ll take you all to starfish land! Let me lick your asshole, let me lick it clean! I’ll suck out all the peanuts, I’ll suck out all the beans! I’ll tongue fuck your rectum, I’ll drive up your dirt road – I’ll fetch out my own semen and spit it down your throat!”

Vögeln Sie gerne ungepflegten Körpergeruch verströmende Sexualpartner und halten es somit mit Napoleon, der aus den Kriegswirren an seine Geliebte schrieb, sie „möge doch das Duschen einstellen”, denn er käme nun bald heim? Ein bisschen Moschus gefällig? Die Dänen CORPSE VOMIT, wiederum, stehen auf „being fucked with a frozen vomit stick“ („Fertigfuck“ als lustvolle Analogie (höhö) zur Fertignahrung) und die Tschechen JIG-AI, die vor allem ob ihrer „Katana Orgy“ ein Begriff sein sollten, proklamieren von „Bonsai Bukkake“ über eine „Samurai Gay Party“ bis zum „Ninja Gangbang“ auch so einige Schmankerl für den netten Zeitvertreib in illustrer Runde. COCK AND BALL TORTURE (an sich schon ein Gustostückerl) wiederum reizen jene Fleckchen auf der Erde, „where girls learn to piss on command“, setzen auf die heilende Wirkung von „Klistier Power“ und freilich „Kamikaze Incest“.
Sofern jetzt noch nicht das Halbverdaute einen reversiblen Abgang bei Ihnen gemacht hat, ist dies nicht nur vermutlich Hauptgrund, warum Sie auf Facebook „0 friends“ haben, sondern dann – und nur dann! – dürfen Sie auch weiterlesen, Sie kleiner verfickter Dirty Sanchez, Sie! Sie „G-Spot-Gigolo“, Sie „Enema Bulldozer“, Sie wohlgeborener „King Anus III“! Los geht’s mit „Panda Penis“ und „Koala Cunt“ (wunderbare Alliterationen), du Ausgeburt – „du“ nicht, weil wir nun beim schwedischen Möbelhaus in der Matratzenabteilung eingekehrt sind, sondern mittlerweile doch ziemlich intim wurden – der „Fist Fuck Family“, dem versauten Gegenstück zur Familie Lutz: Wir haben hier die kleine Schwiegertochter, „Juicy Lucy“, Mama „Anna’n’Ass“, Oma „Rosetta Twist“, und freilich auch die Herren der Schöpfung – Papa „Aphrodisianus“ und Jungspund „Bi-Bee“.

Keine Frage, in so einer Familie wird zu Weihnachten kein „Stille Nacht“ geträllert, zu Ehrentagen kein „Happy Birthday“ – da werden Gustostückerl aus dem Fundus des Ostblockes hervorgekramt, so zum Bleistift die vier Herren des Kollektivs ASS TO MOUTH, die nach „Kick Ass“, dem Debüt, Gregor Mendels Theorien mit „Degenerate“ widerlegen. Aber Achtung vor einer Fehlleitung, primitiver Humpa-Dumpa-Grind mit simplem „Tschechen-Beat“ und ein paar vereinzelten Rülpsern ist hier nicht. Sind sie immerhin aus Polen, dort, wo Ihr Auto schon vor Ihnen Urlaub macht (und woher jene Leute stammen, die während Ihrer Abwesenheit auf Ihr Heim und Gut Acht geben)! Hier schielt man noch gern gegen Westen, hier gibt es – im Gegensatz zu Remarque – durchaus Neues: GOREROTTED standen, insbesondere mit ihrem Debüt „Mutilated In Minutes“, Pate, derart gut zelebrierte „Double-Vocal-Orgasm“ gab es schon lange nicht mehr.

ASS TO MOUTH sind Grindcore Superior, kein derbes, tumbes Geholze, Lach-und-Krachgeschichten, die ein Neugeborenes in seine Windel zaubert, sondern durchaus bodenständiger Todmetall, der kracht wie Lieschens Hinterausgang nach einem Bohnen-Kohl-Eintopf von JAKAs Bony. Die wackeren und munteren Kackspechte huldigen dem Herrn Kilmister, nur einem, der nicht ein paar Whiskey-Cola, sondern Whiskey-Urin intus hat. Sie lassen, spielerisch, Death Metal und Grindcore, Hardcore und Punk kopulieren, tänzeln auf einem überraschend hohem Niveau den Tittentango – Monotonie? Vergiss es!

Das Zeug geht ins Ohr gleichermaßen wie in die Genitalien, „Sing und schwing das Bein, lass die Sorgen Sorgen sein!“ sangen schon die Fraggles, und hier schwingen auch Penis und übergroße Schamlippen munter im Takt. Inhales, Exhales, Piq Squeals – you name it. Da kommt Stimmung auf, das ist keine schnöde „Kinderjausn“, wie ALKBOTTLE urteilen würden, sondern „Mr. Pig’s Birthday Party“, so auch ein Titel des Debüts, der durchaus an die „Bitte mit Sahne“-EP von SODOM denken macht. „Degenerate“ macht gute Laune, sorgt – wie die Ü-Eier in Form von Winterkirscherln – für „Spiel, Spaß und Spannung“, in etwa so, wie wenn man nach einer guten Wagenladung Bier mit lauter perversen Ferkerln Twister spielt.

Was lernen wir also daraus? Die neuen zehn Gebote, sie heißen reduziert – denn neben all der Schweinerei bleibt nur mehr wenig Zeit für knabenhafte Liebelei – frei nach DRAHDIWABERL wie folgt:

1. A Futbindn is ka Brotrindn.
2. A Eiersackerl is ka Weihnachtspackerl.
3. In Ewigkeit, Samen.

Dies, dies ist die heilige Dreifaltigkeit nach ASS TO MOUTH. „Cock-a-doodle-doo!“



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Stefan Baumgartner (11.02.2014)

WERBUNG: Hard
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