Nasheim - Solens Vemod

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VÖ: 14.02.2014
Bandinfo: Nasheim
Genre: Black Metal
Label: Northern Silence Productions
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Lineup  |  Trackliste

Trotz der Übermacht des Internets gibt es gelegentlich noch Bands, die es schaffen, sich den Anstrich des Undurchschaubaren zu erhalten und die deshalb das Attribut "kultig" durchaus verdient haben. NASHEIM aus dem nordöstlichen Teil Schwedens - keine Band, aber ein Soloprojekt von Multiinstrumentalist Erik Grahn - haben das geschafft. Zum einen durch eine strikte Kommunikationssperre mit der Außenwelt (Facebook? Aber nicht doch!), zum anderen durch eine minimalistische Veröffentlichungspolitik. "Solens Vemod" ist nach über einem dutzend Jahren das Debütalbum des Projekts und etwas, auf das nicht wenige Depressive-Black-Metal-Anhänger lange gewartet haben.

Ob es sich gelohnt hat? Kann ich nicht sagen. Ich weiß doch nicht, was sich die Leute so unter der Platte vorgestellt haben! Was sie ist, das kann ich allerdings beschreiben: Ein Album aus einer anderen Zeit, abseits irgendwelcher Trends entstanden. Vier Stücke, die die Abgeschiedenheit ihres Schöpfers fast sichtbar ausdünsten. Für sich funktionierende Universen, die sich mit dem Ausdehnen fast immer weit mehr als zehn Minuten Zeit lassen und auf deren Zusammenfallen man noch eine Weile wird warten müssen. Durch getragene Stücke, die von ihrer simplen, aber packenden Motivik und dem schichtweise wachsenden Arrangement leben ("En Nyckel Till Drömmars Grind"), eher wütend-wehmütige Ausbrüche wie in der ersten Hälfte von "Jag Fyller Min Bägare Med Tomhet" bis hin zu fast Postrock-sphärischen Ruhepolen ("Vördnad") führt die knapp 50-minütige Reise, vorbei an zwischendurch immer wieder aufblitzenden Sternen wie den Akustikinterludien, dem völlig verhallten cleanen Hintergrundgesang, den ausleitenden melancholischen Violinen- und Celloakzenten.

Wird das den Erwartungen gerecht, die Erik Grahn (wenn überhaupt) an sich gestellt gefühlt hat? Selbst wenn nicht, ist "Solens Vemod" für mich - nach einer sehr langen Phase des Gewöhnens aneinander - immer noch eines der überzeugendsten Werke des Depressive Black Metal, die ich je in die Finger bekommen habe. Zum Beispiel, weil es mit wenigen Mitteln viel erreicht, pfiffig komponiert ist, weil der großartige Gesang, ohne pathetisch zu sein, echte Emotionen versprüht, weil ich die überpräsenten Basslinien verehre. Dass man auf diesen relativ eng umrissenen Stil stehen muss, um an NASHEIMs Debüt wirklich Gefallen zu finden, ist einleuchtend. Dass wir es hier mitnichten mit der Neuerfindung eines Genres zu tun haben, natürlich auch. Dass es "Solens Vemod" ohne die frühen SHINING-Alben nicht gäbe, ist genauso offensichtlich. Dann bleibt immer noch ein authentisches, sehr direkt emotionales Album, das nicht für die Hörer, sondern für den Musiker aufgenommen wurde.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (07.02.2014)

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