Malice in Wonderland - The Royal Brigade

Lang, lang hat es gedauert bis MALICE IN WONDERLAND nach ihrem Debütalbum 2005 wieder mit neuem akustischen Futter aufwarten können, das auf den Namen "The Royal Brigade" hört. Untätig war die Band während der achtjährigen Veröffentlichungspause aber ganz und gar nicht - der norwegische Vierer ließ es auf den Brettern, die die Welt bedeuten ordentlich krachen, und spielte unter anderem bereits als Support von DEF LEPPARD. Szenekennern wird die Band vielleicht auch von den legendären Glam-Rock-Partys des Trash Fest in Helsinki bekannt sein.

Was erwartet den Hörer also auf "The Royal Brigade"? Klarer Fall - Glam, Glam und noch einmal Glam, wie sollte es anders sein in Form von androgyn gestylten Musikern, kiloweise Kajal und streichelzarten Melodien, die gleichermaßen Ohren wie weibliches Gefühlsleben ansprechen. MALICE IN WONDERLAND kredenzen poppige Melodien in solidem Hardrock-Gerüst, getragen von der wunderbar ausdrucksstarken Stimme des Sängers Chris Wicked, der stilistisch auch gerne Anleihen an Darkwave nimmt. Bei all der melodischen Eingängigkeit kommen die zehn Songs in ihrer knackig-kurzen Länge von durchschnittlich drei Minuten schnell auf den Punkt und verzetteln sich nicht mit überkandideltem Arrangementballast. Einzig das bei allen poppigen Anleihen nur noch als peinlich einzuordnende 80er-Synth-Intermezzo auf "New Year's Eve" hätte man sich wirklich sparen können.

Ansonsten glänzt das Album in der ersten Hälfte mit durchaus stadiontauglichen Rock-Hymnen wie "Live For Today" und der gleichfalls rockigen Singleauskopplung "Black Wings". Auf dem Titeltrack "The Royal Brigade" klingen MALICE IN WONDERLAND gar ein wenig nach BON JOVI. Ein Highlight des Albums (ob positiv oder negativ möchte bitte jeder selbst entscheiden) stellt auf jeden Fall die Ballade "Like The Desert Miss The Rain" dar, die an herrlicher Kitschigkeit wirklich kaum noch zu überbieten ist und Zahnärzten wahre Karies-Albträume bescheren sollte.

Nach dem wirklich tollen Auftakt schlägt das Album ab diesem Zeitpunkt um und es regieren poppig-plätschernde Melodien. Leider können die radiotauglichen Stücke ab hier nicht mehr so wirklich mitreißen und eignen sich somit trotz amtlich-erdiger Gitarreneinsätze eher für einen gemütlichen Kuschelabend als für eine AOR-Party. Aufhorchen lassen hier hauptsächlich die düster-melodischen tieferen Gesangsparts, die Sänger Chris Wicked sehr gut zu Gesicht stehen.

Abschließend kann man nur sagen: Diabetiker sollten bei "The Royal Brigade" ihre Insulinspritzen im Anschlag halten, quillt doch kuschelweiche musikalische Zuckerwatte aus allen Ecken und Enden des Albums! Aber bei all der Radiotauglichkeit und dem akustischen Plüsch bewegen sich MALICE IN WONDERLAND auf einer erdigen, handgemachten Rockplattform, an der es weder spieltechnisch noch von der Produktion her etwas zu Raunzen gibt. Dafür gibts einen virtuellen Keks mit Zuckerguss und ich geh eine Runde kuscheln - weiter so meine Herren!

Anspieltipps: "Black Wings", "Live For Today", "The Royal Brigade"