THE CRIMSON PROJEKCT - Live In Tokyo

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VÖ: 03.03.2014
Bandinfo: THE CRIMSON PROJEKCT
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

Es ist mittlerweile eine Sysyphus-Arbeit, sämtliche KING CRIMSON-Inkarnationen der letzten 45 Jahre festzuhalten, die einzelnen Line-Ups würden wahrscheinlich einen ganzen Wikipedia-Server füllen, selbst eingeschworene CRIMSON-Maniacs haben da längst den Überblick verloren, wer wann mit wem unter welchem Namen das Erbe der Prog-Vorreiter verwaltet oder nicht. Also erst mal zum Wesentlichen: THE CRIMSON PROJEKCT ist nun auch schon wieder das siebente oder gar achte Side-Project der ehrenwerten Herren, und featured mit Bass-Gott Tony Levin, Adrain Belew und Pat Mastoletto zumindest drei Mitglieder der einen oder anderen KING CRIMSON-Version. Band-Capo Robert Fripp hat dem Touren mittlerweile altersbedingt abgeschworen, aber seinen Segen hat er erteilt, und so ist "Live In Tokyo" bereits das zweite Live-Album dieser Ausgabe der blutroten Königskinder.

Natürlich sollte man sich ein wenig mit dem Schaffen dieser wegweisenden Band auseinander gesetzt haben, um zu verstehen warum das neunminütige Instrumental "B'Boom" und das nicht minder sperrig arrangierte "THRAK" erst mal eher nach Impro-Jazz und Noise-Kaskaden tönen als nach geordneter Musik. Es war immer die Seele von KING CRIMSON, sich einen Gutteil der Kompositionen nach oben offen zu halten, und demnach ist "Live In Tokyo" ein anspruchsvoller Live-Set und nichts für musikalisch schwache Nerven. Neben dem späten "THRAK"-Album (1995) liegt der Schwerpunkt hier interessanterweise auf dem 1981er-Werk "Discipline", das mit vier Songs vertreten ist. Von den wirklich ganz großen Klassikern wird bloß "Larks' Tongues In Aspik Part II" dargeboten, und wahrscheinlich auch nur deswegen, um Uralt-Anhänger der Band nicht kollektiv Amok laufen zu lassen.

Das machen die Protagonisten nämlich eh selber auf der Bühne, obwohl das Chaos am Ende sehr wohl geordnete Bahnen zu haben scheint. Das schräge "Frame By Fame" oder der hibbelige 80er-Rocker "Sleepless" konterkarieren mehr oder minder perfekt mit Prog-Eruptionen wie "Red" (außer "Larks' Tongues" das einzig wirklich alte Stück hier) oder dem überragenden "Industry". Fast schon versöhnlich entlässt man ein hörbar gefordertes, sehr wohl auch begeistertes japanisches Publikum mit dem Funk-Mantra "Thela Hun Ginjeet" in die Nacht und auch als entfernter Zuhörer an den heimischen Laser-Abtastern weiß man wieder mal nicht, ob man sich mit dieser Band intensiver auseinander setzen möchte, und wenn ja, warum. Für den Neuling ist "Live In Tokyo" ein denkbar schlechtes Album für den Einstieg, für Freaks die wirklich alles haben müssen, wahrscheinlich wieder mal unerlässlich. Deshalb auch ohne Benotung.



Ohne Bewertung
Autor: Mike Seidinger (26.02.2014)

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