ALTERBEAST - Immortal

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VÖ: 18.03.2014
Bandinfo: ALTERBEAST
Genre: Death Metal
Label: Unique Leader Records
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Lineup  |  Trackliste

Was ist das für eine zaghafte Symphonie, die „Immortal“ eröffnet? Beinahe schüchtern klimpert sich ein Flügel durch sanfte Streicher – möchte wohl nicht stören, lediglich hinterrücks berieseln, als wäre man an einen barocken Königshof mit dem Behufe, dem Mahl eine akustische Würze zu verleihen, ohne dabei jedoch die angeregten, hochgeistigen Gespräche zu stören, geladen. Doch der Dirigent, er dürfte Bugs „Leopold“ Bunny sein.

Denn gerade in jenem Moment, in dem man ein weiteres Fläschchen Dom Perignon entkorken möchte, zeigt die muntere Musikantentruppe ihr wahres Gesicht, da platzt der Kummerbund, rollt sich die Hemdbrust bis zum Bartansatz auf, das nach hinten gegelte Haar wirbelt plötzlich luftig-locker im Takt, und jener ist kein dreiviertel. Reihenweise kippen Damen Willendorfscher Statur in Ohnmacht, den feinen Herren der Schöpfung rollt sich der Schnauzer ängstlich in die Nüstern ein, feines Glas berstet, teures Gesöff ergießt sich über die Tafel: Die Amerikaner ALTERBEAST haben sich eingeschlichen, und trachten danach, Nägel mit Köpfen zu machen.

Bezugspunkte jener Mission? SPAWN OF POSSESSION, THE BLACK DAHLIA MURDER und ein Touch DECREPIT BIRTH, ohne dabei Copy Cat zu sein. Leichte Kost ist nicht. Ganz gleich, ob man sich der Lead-, oder der Rhythmusfraktion widmet: Die Herren, die erst letztes Jahr den bisherigen Namen GARY BUSEY AMBER ALERT einer Schlangenhaut gleich abstreiften, wissen: Mit dem Debüt muss ein bleibender Eindruck hinterlassen werden. Und jener wird gleich mannigfaltig aufgebaut: Seien es die komplexen, aber durchaus melodiösen Lead-Strukturen, die den (neo)-klassischen Stil des Intros wieder aufnehmen, oder die rasenden Schlagzeuggeschosse, die auf höchst professioneller Ebene dem einstigen jugendlichen Übermut von gar DECAPITATED Konkurrenz machen, dabei aber überraschenderweise eben nicht so klinisch wie bei beispielsweise BENEATH THE MASSACRE klingen. Aber auch: diese Stimme! Das Aushängeschild einer jeder Band, nicht selten finaler Entscheidungspunkt ob hopp oder dropp – Cameron Rodgers ist ein Biest, das sowohl Panzerglas zum Bersten bringen vermag, als auch noch aus seinem Enddarm die Reste des Mahls zurück in den Schlund zu würgen versteht.

Überraschend ist an „Immortal“ vor allem, dass die zahlreichen Breakdown- und Slam-Parts nicht anbiedernd zelebriert werden, sondern vielmehr den Reiz versprühen, wie bei Referenzkünstlern wie DYING FETUS und SUFFOCATION zu ihren Hochzeiten: Das hier sind keine Emo-Jungspunde, die mit Müh und Not grimmig einen Grashalm entzwei brechen, sondern gestandene Herren, die den Terminator in seine Einzelteile zerlegen, als wär er aus Legosteinen zusammengesetzt.

Dass bei diesem technisch versierten Hochgeschwindigkeitsinferno die Eingängigkeit und ein organischer Charakter nicht zu kurz kommen, ist eine große Kunst, die die Fünf tadellos beherrschen – auch geschuldet der glasklaren, wuchtigen Produktion, die insbesondere auch den letzten Werken von CANNIBAL CORPSE gehörig Konkurrenz macht. Unique Leader haben sich mit ALTERBEAST jedenfalls einen „quick fix“ gesichert, der für gehörig frischen Wind in der Szene sorgt und – wenn man zahlreichen YouTube-Dokumentationen Glauben schenken darf – insbesondere live noch das letzte i-Tüpfelchen dem Wahnsinn aufsetzt.

Die Selling Points von ALTERBEAST? Ein hässlicher Beuschel aus Gier, Geifer und bulligem Gehabe.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Stefan Baumgartner (29.03.2014)

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