Entrails Out! - Am Puls Der Zeit

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VÖ: 14.03.2014
Bandinfo: Entrails Out!
Genre: Grind Core
Label: Moment Of Collapse Records
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Lineup  |  Trackliste

Dass überlange Songs nicht gerade als Trademark des Grind Cores gängig sind, mag sehr wohl bekannt sein. Jedoch treiben es die Jungs von ENTRAILS OUT! auf ihrem aktuellem Output „Am Puls Der Zeit“ mit schlappen 18 (!!) Minuten Spielzeit (bei zehn Tracks) – mehr oder weniger - auf den Höhepunkt. Mit der - im Promosheet wohl eher rhetorisch gemeinten Frage - „Bist du am Puls der Zeit?“ – erübrigt sich jegliche Form von Antwort. Denn eine gute viertel Stunde lang haltet man ja den einen oder anderen Horror auch einmal zähneknirschend aus. Was hier aber nicht der Fall ist!

Da trifft man den Nagel mit „Hast Du Bock auf Weltraum, Party und den alles wegblastenden Grind?“ schon eher am Kopf. Es passt viel mehr ins musikalische Konzept, dass das Grind Core Quintett, mit dem Opener „Chrome“, einen todbringenden Kometenhagel mit 50 Sekunden Spielzeit ankündigt. Ansonsten stechen hier der Hall, der (gesprochenen) Stimme – wenn nicht gerade gegrowlt wird – und vor allem die ultraschnellen Gitarrenläufe hervor und geben die Marschrichtung von „Chrome“ an.

Doch das ist auch gut so. Denn diese Art von Metal soll und muss kurz, kompromisslos und derb vorgetragen werden. Diese drei Kriterien erfüllen Drummer Gold aka Code Red, Brutal B. an der Gitarre, Jojo der Bassist und Frontshouter Rock Da Grind in allen Belangen.

Obwohl man hinzufügen muss, dass bei ENTRAILS OUT! unter anderem die Death Metal Einflüsse deutlich zu hören sind und man deshalb die Kapelle nicht einfach zur (lupen-) reinen Grind Metal Szene zählen kann. Denn, die hier nicht zu findenden Pig-Squeals, sowie die des Öfteren gehörten eingespielten Samples, welche die Musik um einen ganzen Tick härter und verrückter rüber kommen lassen würden, fehlen nämlich fast zur Gänze.

Eine Ausnahme sind nämlich die Polizeisirenen, welche den Track „Entrails Out!“ einleiten. Hier wird gleichzeitig das erste Mal das deutsche Sprachgut lyrisch verwendet, um die Bandphilosophie dem Hörer näher zu bringen.

Die teilweise gerappten oder gesprochenen (deutschsprachigen) Text-Stellen und melodiösen Mitgröhl-Screams erinnern jedoch eher an Bands wie die MISFITS. Auf eben diesen Zenit des Schaffens begibt man sich vor allem beim Rausschmeißer „Take Care Of Your Life“, der total aus dem Rahmen fällt! Beim ruhigen Beginn, gepaart mit den cleanen Lyrics, erinnert man eher an eine Highschool Punk Band, bei dessen Chor-Elementen man unweigerlich an OI! Punk erinnert wird. Am Ende enttäuschen die Jungs erfahrungsgemäß natürlich nicht und liefern wieder einen Mosh Part ab, der sich gewaschen hat.

Abwechslung scheint bei ENTRAILS OUT! ohnehin das Schlagwort schlechthin zu sein. Die Lyrics mal auf Deutsch („Entrails Out!“, „Am Puls Der Zeit“, „SMS“), dann wieder in Englisch wie zum Beispiel bei „Crusade Of Dismemberment“, das repräsentativ für die musikalische Vielseitigkeit der Band steht. Hierbei handelt es sich – mit einer Spielzeit von beachtlichen 2:56 Minuten - nämlich nicht nur um den längsten Titel (bei einer Durchschnittslänge von 1:30 Minuten), sondern auch um den rhythmisch versiertesten. Man zappt zwischen ultraschnellen Parts, spannungsaufbauenden Bridges, ruhigen und kurzen Entspannungsphasen und dumpfen Geholze, sowie den beliebten Mosh Parts, welche bei wohl keinem der zehn Songs fehlen dürfen.

Als wirklich gut gelungener sozialkritischer Song, entpuppt sich „SMS“. Er beschreibt in musikalischer und lyrischer Gewalt, wie abgestumpft und süchtig unsere Jugend durch die neuen Technologien heutzutage werden (oh mein Gott, ich höre mich ja schon wie mein eigener Vater an!).


Während bereits im Gegensatz dazu nächster Titel, „Sadistic Street“, wiederum mit deutlich mehr Todesmetal Einflüssen aufzeigt und man wie eine Dampfwalze alá BOLT THROWER diese „ominöse Strasse“ in Schutt und Asche legt. Das Gegenstück hierzu wiederum, ereilt uns bereits im darauf folgendem „Corpse Party“, welche als punkige schnelle Nummer mit abgehakten Lyrics laut Band versucht, Hedonismus unter Freunden zu verbreiten.

Um den, nach Einlegen dieser CD, ersten hörbaren Satz zu zitieren: „Wenn man euch getrennt hätte, wäre das eine Katastrophe für unsere Welt geworden“…kann ich nur bedingt zustimmen. Wie bereits erwähnt ist ein klares Plus für „Am Puls Der Zeit“ der große Abwechslungsreichtum, welcher sich aber nach mehrmaligen Durchläufen jedoch genauso abnützt, wie der „intergalaktische“ Humor des Vierers. Meiner Meinung nach wird auf der Scheibe der Schwerpunkt zu wenig auf die traditionellen Grind Trades gesetzt, wodurch die Musik an Härte und Spielwitz verliert.

Wer jedoch auf Blast und Party Mucke steht, sollte unbedingt einmal ein Ohr riskieren und wird es mit Sicherheit nicht bereuen!



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Gunther Starchl (10.03.2014)

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