W.E.B. - For Bidens

Artikel-Bild
VÖ: 31.03.2014
Bandinfo: W.E.B.
Genre: Dark Metal
Label: No Remorse Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Endlich – rechtzeitig zum Frühlingsbeginn – erreichen uns neue Klänge aus dem sonnigen Süden Griechenlands! Doch bevor man hier auf eine falsche Finte gelockt wird: Es handelt sich dabei um düstere Klänge aus dem Hause W.E.B., welche sich für ihren dritten Longplayer „For Bidens“ vor allem aus den dunklen Genres Black/Death Metal und einer gehörigen Portion Gothic bedienen. Die fünf Herren aus Athen kann man getrost als Vollblut-Dark-Metaller bezeichnen, was sie auf „For Bidens“ sehr hörenswert unter Beweis stellen.

Mit neuer Plattenfirma im Rücken (No Regrets) legt der Fünfer mit „Let There Be Night“ los. Das enorm düstere industrielle Ambiente, unterstrichen durch Funksprüche, lässt das Intro nahtlos in den ersten „regulären“ Track, „Nightmares In Disguise“, übergehen. Eigentlich eine Black-Metal-Nummer, mit ratternden Gitarrenläufen, bevor in den Strophen lediglich Synthis und Drums auf die tief gesprochenen Lyrics von Darkface treffen. In der Mitte ist ein ziemlich Industrial-lastiger Part, mit Samples und Drumcomputer, der den eigentlichen Opener dann doch noch als ziemlich abwechslungsreich – aber gelungen – aussehen lässt.

Als nächstes ertönt sie schon: Die Leadgitarre in Form eines wunderbaren Sololaufs, bevor die Rhythmusfraktion einsetzt. Im Titelsong begeben sich die Griechen in atmosphärische Black-Metal-Gefilde. Im Chor hört man auch zum ersten Mal Female Vocals, was noch des Öfteren vorkommen wird. Bei „For Bidens“ treten auch die markanten stakkatoartigen Gitarrenparts in der Mitte des Songs auf. Alles in allem eine orchestrale Black-Metal-(Band-)Hymne, die richtig gut ins Ohr geht.

Plötzlich, wie aus dem Nichts: die Trendwende. Beim darauffolgenden „God Plays Dead“ wird man von Gothic/EBM-Klängen aus seinen Black-Metal-Träumen geweckt, ehe die Gitarren mit ihrem Main-Riff wieder die schwermetallische Marschrichtung vorgeben. Trotzdem: Hierbei handelt es sich um die Gothic-lastigste Nummer auf dem Album, welche das Potential zum tanzbaren Hit in jedem düsteren Tanztempel besitzt. Die flotten Beats, der eingängige Refrain und die vielen elektronischen Sequenzen treffen auf die tiefe cleane Stimme des Mannes hinter dem Mikro und verschmelzen so zu einer tollen Einheit.

Spätestens bei „Eligos“ scheinen W.E.B.s Songstrukturen ihren Tribut zollen zu müssen. Durch den ewig gleichen Aufbau der Stücke (überraschender Beginn, Hauptthema, Mittelstück meist mit stakkatoartigen Gitarren) wirken die Südländer etwas berechnend. Noch dazu hat man mit „Eligos“ den mit Abstand schwächsten Song an Stelle Nummer fünf gesetzt. Er geht im Gegensatz zu den anderen Songs etwas in der Menge unter und kann sich nicht aus der Masse hervorheben.

Im Gegensatz dazu hat man mit „The Prince Of 1000 Frozen Suns“ eines der stärksten Stücke am Start. Dieser Titel bietet mit Sicherheit den größten Black-Metal-Bezug mit (Achtung!) orientalischen Parts wieder Mal zu Beginn und am Ende. Doch die Griechen scheinen nun Fahrt aufzunehmen und zünden mit „Malaise“ eine kleines Dark-Metal-Feuerwerk, denn hier wird gekonnt auf das Wechselspiel der Female Vocals und Darkfaces tiefen Gesang gesetzt, was voll und ganz aufgeht. Vor allem die weibliche Komponente lockert die Atmosphäre ungemein auf, während man sich musikalisch eher auf (melodiöserem) Death-Metal-Terrain bewegt. Ein Glockenspiel hingegen leitet den Nachfolger „Night Funeral“ ein, der mit Samples aufzeigt, was ein Amoklauf anrichtet. Der Refrain erweist sich als enorm eingängig und man legt gegen Mitte bzw. Ende des Songs noch mal das Tempo um einiges an.

Als eigenständiger Teil von „For Bidens“ steht am Ende des Longplayers das dreiteilige „Clamour Luna“. Während Part eins und zwei jeweils als Intro bzw. Outro dienen, geht es in „Part II Regina Est“ neun Minuten lang sehr abwechslungsreich zur Sache. Angefangen bei der morbiden Grundstimmung, über die akustischen als auch rasenden Black-Metal-Passagen, bis hin zur geheimnisvollen weiblichen lateinamerikanischen Stimme, welche uns eine Geschichte versucht zu erzählen, ist hier nahezu alles zu finden. Hier kommt auch wieder der weibliche Gesang, dieses Mal in Form von Operngesang, vor. Danach bereiten uns Bläser, Klavier und die weibliche Opernstimme sanft - in Form von „PartIII Regnum Sanguini“ - auf das Ende des Albums vor.

Eigentlich ein sehr gelungenes Stück Dark Metal, das uns W.E.B. hier abliefern. Logisch, dass bei so einer musikalischen Leistung auch die Labels auf die Band aufmerksam wurden. Einziger Wermutstropfen ist die (bereits erwähnte) Berechenbarkeit im Aufbau der Songs. Die Strukturen der einzelnen Stücke (ausgenommen „Clamour Luna“) kann man nahezu schablonartig übereinanderlegen. Somit geht der Überraschungsfaktor zwar etwas flöten, doch es sei dem Fünfer verziehen. Vor allem wenn man die restliche musikalische Seite beleuchtet, vergisst man dieses Manko wieder schnell.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Gunther Starchl (25.03.2014)

ANZEIGE
ANZEIGE