Rauhnåcht - Urzeitgeist

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VÖ: 17.03.2014
Bandinfo: RAUHNÅCHT
Genre: Ambient Black Metal
Label: Hammerheart Records
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Lineup  |  Trackliste

"Riff des Jahres!" ist das erste, was mir beim Opener des zweiten RAUHNÅCHT-Albums "Urzeitgeist" durch den Kopf schießt. "Einsam ist's übers Moor zu gehen" steigt aber auch dermaßen hoch ein, dass alles, was sich Melodic Black Metal schimpft, am besten einmal tief Luft holt und für eine Weile abtaucht. Straighter Blast Beat, simple Gitarrenfiguren und majestätische Keyboardmelodien erschaffen hier gemeinsam einen Gänsehautmoment, der noch für den Rest des Albums nachhallt.

Obwohl ein solcher Glanzmoment in den sechs größtenteils recht langen Songs der Platte leider so nicht mehr aufscheint, ist "Urzeitgeist" trotzdem eine gelungene und atmosphärisch konzeptionierte Platte. Stefan Traunmüller, der auch hinter GOLDEN DAWN steckt, lebt mit RAUHNÅCHT seine Vorliebe für etwas aus, das er vermutlich mit etwas Gletscherschmelzwasser "Alpine Black Metal" getauft hat und das etwas profaner auch einfach als melodischer, deutlich von den 90ern inspirierter Midtempo-Black-Metal mit Elementen aus Doom Metal und Ambient bezeichnet werden könnte.

Konzeptionell geht es um alles, was irgendwie mythologisch aufgeladen, latent esoterisch und schwer zu greifen ist. Da wimmelt es nicht nur von schwurbeligem Vokabular wie "Urzeit", "Geist", "Geisterreiter", "Moor", "Rauhnacht", "Zeitentor", "Tiefe des Seins", "unsichtbar", "Magie" und dergleichen. Auch musikalisch herrscht die Schummrigkeit vor. Wer da an ältere HELRUNAR oder die Mittelphase LUNAR AURORAs denkt, liegt gar nicht verkehrt, auch wenn RAUHNÅCHT insgesamt weniger verschroben, deutlicher strukturiert, im Tempo dynamischer und auch im Sound moderner ausgerichtet ist.

Die Stärken des Albums liegen eindeutig in seiner atmosphärischen Geschlossenheit, an der alle Elemente von den ganz klar an alte GOLDEN DAWN erinnernden Gitarren über das großartige Didgeridoo in dem ohnehin hervorragenden "Zeitentor" bis hin zu den geraunten Chören ihren Anteil leisten. Richtig große Momente sind leider Mangelware, und über die Spielzeit von fast einer Stunde schleicht sich nicht selten die eine oder andere Länge ein. Leichte Abstriche muss man zudem bei dem tadellos programmierten, aber doch immerhin benutzten Drumplugin machen, das den Sound etwas steril wirken lässt. Auch der kehlige Kreischgesang wirkt emotional etwas zurückgenommen und eindimensional. Alles in allem aber eine gelungene Platte für die Nostalgischen unter uns - Neues darf man hier nicht erwarten.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (23.03.2014)

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