BRDigung - In goldenen Ketten

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VÖ: 21.02.2014
Bandinfo: BRDIGUNG
Genre: Punk Rock
Label: Rookies & Kings
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Lineup  |  Trackliste

Jabadabadu – die Nachfolge der HOSEN ist geregelt! Endlich wieder junger, deutscher Punk mit einer schönen Prise Metal, cooler Grundstimmung und interessanten Texten.

BRDigung spielen mit Freude, Wut, Ironie und viel Witz. Ein Beispiel als Kommentar zur CD:
„Unglückliche Sklaven sind schlecht für die Herrschenden. Sie rotten sich zusammen, sie stiften Unruhe. Doch sind die Ketten aus Gold sieht es anders aus. Willig und dankbar geben Menschen weltweit ihre Rechte und Freiheit auf. Der große Bruder sieht alles. Er beschützt. Er ist ein Segen für uns! Denkt nicht! Hinterfragt nicht!“

Gesellschaftspolitisches Engagement wird oft bitter, verbissen, tödlich ernst. Das geschieht BRDigung nicht, selbst jene Themen oder Formulierungen, bei denen einem das Lachen im Hals steckenbleibt, bringen sie mit einer Leichtigkeit, die Freude macht. Und trotzdem geht damit die notwendige Ernsthaftigkeit einher, die es braucht.

Dann klär ich hier noch den Hinweis auf die HOSEN; die Punkmetaller vom Niederrhein klingen wie die jungen Hosen, einfach noch knackiger. Und sie bringen die aktuellen Themen, sind modern und haben noch keine Vergangenheit, die belastet oder in eine Schublade schiebt. Was nicht heisst, dass sie keine Vergangenheit hätten, „In Goldenen Ketten“ ist bereits ihr viertes Album.

Den Einstieg gestalten die Metalpunker mit einer Art Ballade, einem Stimmungsbild mit einer herrlichen-schönen Gitarreneinlage, mit Cello und Geige. Die Instrumentalnummer hat Klasse.

Anschliessend ist es mit der Sanftheit aber vorbei. Was nun kommt sind volle Power, hohes Tempo, das Beste aus zwei Welten.

„In Goldenen Ketten“ ist mehr Metal als Punk und setzt sich mit der schweigenden Masse auseinander, deren sozialpolitisches Engagement durch den Wohlstand gekauft wurde, die aufgegeben haben mit der Entschuldigung „Man kann eh nichts machen“. Und es fragt sich, ob der Aufruf zum Sprengen der goldenen Ketten nicht einmal mehr ungehört verhallt.

Mit „Keiner Stirbt Allein“ zeigt dann die Punk-Vollgas-Qualitäten der Jungs, vereinfacht gesagt ein Song zur „no future“-Thematik über die „Generation M wie Mittelmass“. Und einmal mehr ist das ein Song, der die grandiose Gitarrenarbeit von Solist Jonzen zeigt.

„Sommerlied“ ist ein wenig Schweinkram; da wird von langen Gliedern und Geschlechtsverkehr am Strand gesungen – pfui ;-)
„Nicht Mein Problem“ ist eine schöne Beziehungsgeschichte über Männer, die so richtige Schweine sind, weil Alles nicht ihr Problem ist. Was soll’s? Wir sind eben so… Scheisse ist, wenn das Arschlochsein sich gegen einen richtet. Und die Milf scheint auch nicht die richtige Lösung zu sein.

„Endlose Nacht“ erinnert musikalisch an jene grosse deutsche „Wir-waren-einmal-eine-Punkband“-Stadionfüllertruppe, an Songs wie „An Tagen Wie Diesen“. Der Text dazu – aber hallo! Da wird gesellschaftspolitisch aufgezeigt, was die Realität ist, in der wir leben. Da ist Anklage und Traurigkeit verpackt in eine Midtempo-Ballade.

„Tanz Dickes Kind“ ist ziemlich Rockabilly, eine Tanznummer für Marie – Marielle, das dicke Schweinchen. Darf man Tabus brechen? Wenn Tabus Scheisse sind, dann auf jeden Fall.

Der absolute Überhammer – wenngleich ich mich da ein ganz wenig mitgemeint fühle – ist der Song von der „Punkrock Oma“, 54 Jahre alt und bald schon kalt – wenn sie so weiter macht…

Der Song hat sowas von Metal, ein ziemlich fettes Riff und einen tollen Text. Jeannette, Falten auf der Orangenhaut, wampemschwingend und sich ins Koma saufender Fan in der ersten Reihe. Sie kennt jede Textzeile und bringt die Jungs zum Leiden.

BRDigung bringen tierisch frischen Wind in eine sonst ziemlich apolitische Metalwelt – vielleicht ist das ja der überwiegende Punkanteil. Die Männer kriegen bei mir einen Platz gleich neben NullDB.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Danny Frischknecht (22.04.2014)

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