Hannes Grossmann - The Radial Covenant

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VÖ: 03.02.2014
Bandinfo: Hannes Grossmann
Genre: Progressive Death Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Wenn ein Musiker aus einer bekannten Band ein Soloalbum macht, passiert das meistens, um entweder seiner Leidenschaft für eine Musikrichtung abseits der Stammband zu frönen oder mit seiner technischen Brillanz zu glänzen. Die erste Soloscheibe von HANNES GROSSMANN, bekannter Drummer von (ehemals) NECROPHAGIST, OBSCURA und den abgedrehten BLOTTED SCIENCE, will aber nicht so ganz in das Schema passen.

Musikalisch entfernt sich „The Radial Covenant“ nicht allzu sehr vom progressiven, melodischen Death Metal seiner Hauptband OBSCURA. Und auch prominente Kabinettstückchen in Sachen Drumsolos sucht man auf dem Album vergeblich. Stattdessen wird das Augenmerk auf der Platte, bei der GROSSMANN auch die Rhythmusgitarren-Spuren eingespielt hat, auf gute Songs und abwechslungsreiches Songwriting gelegt.

Obwohl die meisten Songs sich auch auf einer OBSCURA-Platte gut gemacht hätten (was nicht weiter verwundert, weil GROSSMANN auch bei diesen zum Songwriting beiträgt), sind die einzelnen Tracks vergleichsweise etwas straighter und mehr auf den Punkt gebracht. Die teilweise ausufernden melodischen und technischen Feinheiten von OBSCURA werden auf „The Radial Covenant“ ab und zu auch mal durch simplere, eingängigere Riffs ersetzt. „The Sorcerer“ klingt zum Beispiel im Vergleich zu aktuellen OBSCURA-Songs fast nach Old-School (inklusive lässigem „Alright!“-Growl).

Wie auf einer Soloplatte üblich, wird GROSSMANN von zahlreichen bekannten Musikern unterstützt. Die Bassparts übernimmt der auch bei OBSCURA verpflichtete Linus Klausenitzer, der sein gewohnt groovig-melodisches Spiel einbringt. Die Growls kommen zum Großteil von V. Santura von TRYPTIKON (der die Scheibe auch produziert hat). Neben den Growls ist aber auch der cleane Gesang (wenn er dann mal beim Titeltrack auftritt) hervorragend gelungen.

Und die Liste der Gitarristen, die Solos beigetragen haben, liest sich sowieso wie ein Who’s-Who der besten progressiven harten Gitarristen: Jeff Loomis (ex-NEVERMORE), Ron Jarzombek (WATCHTOWER, SPASTIC INK) und Christian Münzner (OBSCURA) sind nur die prominentesten Namen. Vor allem die Soli von Jarzombek und Loomis auf „The Voyager“ werden jeden „Gitarren-Nazi“ (O-Ton Steffen Kummerer) mit der Zunge schnalzen lassen. Und ab und zu darf sogar auch Keyboarder Jimmy Pitts mal (durchaus knackige) Soli liefern (wie auf „Solar Fire Cells“ oder „The Voyager“).

Bei den genannten Namen kann man sich eigentlich auf die musikalische Qualität der Scheibe blind verlassen, und tatsächlich sind auf „The Radial Covenant“ zum Großteil nur Highlights zu finden (vor allem der Opener „Aeon Illuminate“, das straighte „The Sorcerer“, das virtuose „The Voyager“ und der Titeltrack). Einzige Ausnahmen sind das vergleichsweise unauffällige „Alien Utopia“ und „Euclidean Elements“, eine Piano-Version des auf der letzten OBSCURA-Platte vertretenen Songs. Bei „Euclidean Elements“ stört vor allem auch der klinische und undynamische Piano-Sound, der eher nach Midi-Klavier als nach einem echten Klavier klingt.

Allein wegen der stilistischen Nähe werden sicherlich alle OBSCURA-Fans auch mit HANNES GROSSMANNs Soloalbum ihre Freude haben. „The Radial Covenant“ funktioniert aber auch ohne OBSCURA-Verweise sehr gut und wird den meisten Fans von progressivem Death Metal gefallen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Luka (07.05.2014)

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