Obskene Sonare - Der letzte weiße Hirsch

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VÖ: 26.11.2011
Bandinfo: Obskene Sonare
Genre: Black Metal
Label: Talheim Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Im zweiten Teil unseres Talheim-Records-Review Spezials gibt es etwas kontroversere Kost. Der Name OBSKENE SONARE ist eng verflochten mit der Geschichte von Talheim-Records, immerhin gab der Mensch hinter dem Projekt, Akanoth, dem Label den Namen. Gegründet wurde das Projekt 2006, ist aber schon seit geraumer Zeit wieder in der Versenkung verschwunden, hat es aber in der kurzen Zeit des Bestehens geschafft, sich einen gewissen Ruf aufzubauen, der unzweifelhaft nicht grade der Beste ist. Unter anderem wurde eine Mini-CD mit einem ABSURD Cover und entsprechendem Artwork released.

Dazu gibt man sich redlich Mühe, die österreichische Version von NARGAROTH zu sein. Mit großspurigen, extrem pathetischen Texten im Booklet, in denen er versucht sein Werk zu erklären, über das typische Kanwulf Vokabular erinnert hier einfach alles an die frühe Version von NARGAROTH, etwa zu „Herbstleyd“ bis „Black-Metal ist Krieg“ und den „Rasluka“ Teilen.

Neben bedeutungsschwangeren, symbolträchtigen Texten die eher melancholisch angelegt sind bis Hass-Tiraden an die Szene ist auch hier alles vertreten was es beim großen Vorbild auch gab, sogar einen toten Bekannten / Freund hat man im Angebot. Auf der Haben-Seite stehen andererseits ein definitiv vorhandenes, musikalisches Talent, authentischen Black-Metal im alten Stil zu erschaffen, der auch tatsächlich ein gewisses Feeling rüber bringt und ganz sicher mit einer ordentlichen Schippe Fanatismus geschrieben und eingespielt wurde. Ganz sicher ist hier jemand am Werk, der meint, was er tut.

Eine weitere Parallele ist das Fehlen eines eindeutigen Bezuges auf Satan, wie er im Black-Metal eigentlich notwendig ist, somit ist auch „Der letzte weiße Hirsch“ eine Art Zwischending, irgendwo in einer Grauzone.Während „Als der Anblick…“, „Unser reich komme, unser Wille geschehe“ und „Befragung im Grab“ noch recht eng an NARGAROTH angelehnt sind, schafft man es mit „Der beste Arzt“, etwas eigenständiger und aggressiver zu werden. "Scenocide“ ist trotz des dumpfen Titels ein überraschendes Stück, da der ruhige Mittelteil unerwartet ist und wirklich gut klingt.Das Highlight des Albums ist aber der Titeltrack am Ende. „Der letzte weiße Hirsch“ ist zwar ebenfalls sehr an das Stück „Herbstleyd“ angelehnt, die verwendeten Samples und Riffs sind dennoch großes Kino.

Was etwas abschätzig klingt ist eigentlich gar nicht so gemeint, denn wer den alten Stoff von Kanwulf mag der wird mit OBSKENE SONARE seine helle Freude haben, da das Material qualitativ über jeden Zweifel erhaben ist. Zumindest habe ich mit erstaunen festgestellt, dass ich trotz aller Kritik an der Eigenständigkeit doch genug aus der Musik ziehen kann, was mich persönlich fesselt.

Einzig das Sample (?) am Beginn von „Befragung im Grab“ (…der Verlust des Paradieses ist noch härter) macht mich stutzig, da ich solche Sprüche tatsächlich im Rahmen von Reden islamistischer Hassprediger gehört habe… Sollte das der Fall sein, wäre das neben all den ausgelutschten 08/15 Black-Metal Provokationen tatsächlich ein Grund, vorsichtig zu sein. Die Bewertung bezieht sich daher rein auf die gebotene, musikalische Leistung.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Alex M. (13.05.2014)

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