Wassermanns Fiebertraum - Tauche Die Welt In Farben

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VÖ: 18.12.2013
Bandinfo: Wassermanns Fiebertraum
Genre: Post-Rock
Label: Catanarchy Records
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Lineup  |  Trackliste

Neulich in der Hipster-Studenten-WG in der Nähe von Regensburg:

"Ey, wer hat denn den letzten Mate getrunken?" "Wieso letzter? Ist da keiner mehr in meinem Jutebeutel?" "Wo ist denn Dein Jutebeutel?" "Der müsste da an der Garderobe sein, neben meinen Vans." "Ah scheiß drauf. Ich hab jetzt eh kein Space mehr, muss los noch nen neues Projekt pitchen." Hipster 1 verließ die Wohnung um Projekte zu pitchen. Hipster 2 blieb allein zurück und legte sich die neue WASSERMANNS FIEBERTRAUM zum Chillen auf.

"Tauche die Welt in Farben" ist das zweite Album der deutsch-österreichischen Post Rocker. Die Platte wirkt sehr durchdacht, verkopft und trotzdem nicht ganz ausgegoren. Mit desinfiziertem Sound bleibt es dabei nur eine Idee vom Fernweh zu bekommen, was jedoch auch an der ausdruckschwachen Musik liegt. Statt sich in Tagträumen zu verlieren, bleibt man gedanklich stecken und wartet die ganze Zeit, ob jetzt noch was anderes kommt. Die Gesangspassagen sind rar und selbst das rare Vorkommen ist schon fast zu viel, da sie einfach nicht gut sind. Die rockigeren Passagen sind schon besser und haben ihren Groove, aber dann verlieren sie sich doch leider wieder in Kinderliedermelodien und ich summe dazu "Hänschen klein".

In den 14 Tracks findet sich auch eine kurze Konzeptgeschichte. Die tatsächlich thematisch an Hänschen Klein andockt, jedoch dass Joschka, der Protagonist in dieser Geschichte, nicht so ein Muttersöhnchen ist und gleich wieder zurückrennt, weil seine Mutter weint. Diese Kurzgeschichte ist absolut Fehl am Platz. Sie unterbricht den Musikfluss extrem, was echt nervt. Da kommt gerade der Gedanke hoch, so schlecht isses ja doch nicht und dann findet man sich plötzlich in einer Geschichte wieder, die man gar nicht hören will, die sich jedoch monoton den Weg in den Gehörgang sucht.

Das Album erinnert ein wenig an den Lebenslauf der WG-Hipster: Verschwendetes Potenzial. Warum selbst Geld verdienen, wenn Papa alles zahlt? Und auch bei WASSERMANNS FIEBERTRAUM kommt bei mir großes Bedauern ob des vergeudeten Potenzials hoch. Im Grunde könnten die wirklich richtig gute Mucke machen, die einen ausdrucksstark und emotional auf eine Reise entführt. Stattdessen werden das musikalische Know-How und die feinen vorhandenen Tricks und Kniffe einfach zu sehr ausgelutscht, statt Akzente zu setzen. Ein Überfluss an Spielereien entsteht, das Werk bleibt quer im Kopf hängen und überbeansprucht die Nerven.



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Natascha Schmieding (25.05.2014)

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