FIRTAN - Niedergang

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VÖ: 16.05.2014
Bandinfo: FIRTAN
Genre: Melodic Black Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Erst vor wenigen Monaten, nach Release ihrer Debüt-EP „Wogen der Trauer“, attestierte ich den Süddeutschen von FIRTAN, dass sie zweifelsohne schon jetzt zu den Perlen zählen, die sich im Underground-Black/Pagan Metal entdecken lassen, in einigen Punkten jedoch durchaus noch Potenzial brachliegt und einiges an Raum nach oben besteht. Mit „Niedergang“ werfen die jungen Herren nun ihr erstes Full Length auf den Markt und ich bin gespannt, wie FIRTAN sich in der Kürze der Zeit gemacht haben.

Sogleich fällt auf, dass „Niedergang“, wenn auch von dem gleichen Zusammenspiel aus stürmischen Passagen und kurzen, ruhigen Interludien wie schon „Wogen der Trauer“ gezeichnet, eine andere Stimmung innewohnt als sein Vorgänger. Verzweiflung, Melancholie und Tristesse dominieren die neun Kompositionen des Albums, das insgesamt beeindruckend abwechslungsreich sowie vielfältig und vielschichtig daher kommt. Positiv ist auch zu bemerken, wie angenehm rund und schlüssig die spielerisch und kompositorisch durchaus anspruchsvollen Stücke im Kontext des Albums als Einheit wirken. Verantwortlich für diese Atmosphäre sind dabei nicht nur die düsteren Riffs und anmutig erhabenen Keyboards, die den Songs nicht lediglich als klangverdichtende Teppiche zugrunde gelegt werden, sondern zuweilen sogar selbst die Melodieführung übernehmen, sondern vor allem auch die inbrünstigen, depressiven Vocals, die gut und gern auch im Depressive/Suicide-Black-Metal beheimatet sein könnten.

Doch eben diese Vocals sind es leider auch, die mir beim Genuss von „Niedergang“ ein Stück weit ein Dorn im Auge sind. Dies liegt keinesfalls an Fronter Phillip Thiengers Vortrag, der mit viel Emotionen und Leidenschaft für sich genommen zweifelsohne überzeugt, aber am Zusammenspiel von Vocals und Musik. So recht passen möchten die Screams zu dem hochmelodischen, sogar etwas düdeligen Sound hier und da nämlich nicht und nach und nach wirkt diese Kombination für den Hörer auch etwas überfordernd und beginnt, die Nervenenden zu strapazieren. Insbesondere, da der Stimme nicht wie im DSBM Raum gegeben wird, sich über atmosphärisch eher gleichförmigeren Riffs zu entfalten, sondern sie sich in die treibenden und variablen, ohnehin aber schon recht vollen Songs einfügen muss, was hier und da dazu führt, dass alles etwas gehetzt und hineingepresst wirkt. Darunter leidet z.B. der ansonsten wirklich gute Opener „Angst“ oder das emotionale, eingängige „Wogen der Trauer“ mit seinen verspielten Leadgitaren. Leider fast schon erleichternd wirkt da z.B. das schöne Instrumental „Oneiros“. Vielleicht könnte auch die ein oder andere etwas entspanntere Passage, mit der dem Hörer eine Verschnaufpause gegönnt wird, um die Eindrücke zu verarbeiten und in der den Melodien mehr Raum zum Entfalten zugestanden wird, die Stimmung des Albums noch intensivieren.

Nichtsdestotrotz haben FIRTAN sich seit der EP gut weiterentwickelt und beweisen in Sachen Songwriting sowohl Reife als auch Raffinesse. Und auch hinsichtlich des Gesangs, den ich auf „Wogen der Trauer“ bereits bemängeln musste, sind sie auf einem guten Weg. Vielleicht würde dem Sound FIRTANs eine Kombination aus den etwas gemäßigteren Screams und Growls von der EP und einigen Ausbrüchen in DSBM-Gefilde am besten zu Gesichte stehen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Katharina Beck (11.06.2014)

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