Ellende - Ellende

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VÖ: 25.08.2013
Bandinfo: ELLENDE
Genre: Black Metal
Label: Talheim Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Weiter geht’s in unserer Talheim-Records-Reihe mit einer Grazer Band. ELLENDE ist noch eine recht junge, 2011 gegründete Truppe und spielt atmosphärischen, mit Shoegaze-Elementen angereicherten Post-Black-Metal. Wobei „Band“ etwas zu viel gesagt ist, hinter dem Projekt steht Lukas Gosch, während die beteiligten Musiker als Session-Mitglieder anzusehen sind.

Dass hier jemand die Zügel straff in der Hand hält und seine Vision ohne Kompromisse durchsetzt, sieht man schon am ausgesprochen schön aufgemachten Digipak. Das handgemalte Cover zieht sich durch das komplette Layout und ergibt so ein ganzes, sehr schönes Bild, welches eine massiv melancholische, herbstliche Ausstrahlung hat.
Passend dazu der Grundton der enthaltenen Songs, die alle eher depressiv sind. Genregemäß natürlich auch monoton, aber tatsächlich mit echten Streichern, welche dem Projekt zumindest lokal eine Ausnahmestellung verschaffen.

„Wind“, der Opener, klingt genau so, wie der Titel verspricht und verbreitet eine Stimmung, die vielleicht am ehesten mit neuen DORNENREICH-Stücken vergleichbar wäre.
Etwas heftiger und mit ordentlichem Gekeife geht es in „Berge“ zur Sache. Auch wenn hier cleane Gitarren und Streicher eingesetzt werden, hält die elektrische Gitarre mit knackigen Riffs die Zügel fest in der Hand und die Doublebass darf auch ordentlich rattern. Die Stimme erinnert hier mehr als einmal an BURZUM zu „Hvis Lyset Tar Oss“-Zeiten, was keinesfalls die schlechteste Referenz ist.

Wieder mehr wie eine Mischung aus DORNENREICH und kanadischen Bands wie SOMBRES FORÊTS oder GRIS klingt das Instrumentale „Aus der Ferne Teil 1 (Ewige Ruhe)“.
Etwas schärfer wird es dann bei „Feuer“, bevor ein Break einsetzt und ein Klavier dominiert. Danach nimmt das Stück wieder Fahrt auf und lässt schreiende, verzweifelte Leadgitarren auf wieder sehr BURZUM-haften Gesang prasseln, bevor offene Akkorde das Stück zu einem versöhnlichen Ende bringen.

Persönlich am besten weil von dem Zusammenspiel Musik/Titel her perfekteste Stück ist „Meer“, welches in meinem Kopf Assoziationen zu Bildern von Caspar David Friedrich auslöst. Mid-Tempo, zutiefst traurige Gitarrenmelodien, schlicht großartig.

„Aus der Ferne Teil 2 (Letzter Ausweg)“ bietet nochmal mehr vom gleichen Stoff, die Riffs finde ich hier aber nicht ganz so spannend wie in den Vorgängerstücken.
Ein für mich eher unerwartet gutes Album, da ich mit Shoegaze und so genanntem „Ambient-Black-Metal“ ansonsten rein gar nichts anfangen kann und gerade letzteres für mich eher ein Schimpfwort ist. Für die Platte sprechen in dem Fall aber die vielen guten Riffs und Ideen, das gelungene Einbinden von echten Streichinstrumenten, die nicht nur als dekorative Textur eingesetzt werden, sondern wirklich effektiv die ihnen zugeteilten Passagen tragen und einen voluminösen Sound aufweisen. Bis auf das Schlagzeug, welches ein wenig nach Drumcomputer klingt.

Natürlich könnte man meckern, dass die ein oder andere Passage langatmig ist, die Riffs monoton sind und sehr oft das Gleiche spielen, aber das liegt auch in der Natur dieser Art von Musik und hat bei BURZUM schließlich auch zum guten Ton gehört.
Wirklich gutes Teil!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Alex M. (11.06.2014)

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