Meridian Dawn - The Mixtapes

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VÖ: 25.03.2014
Bandinfo: Meridian Dawn
Genre: Modern Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Den Mund weit offen, der Herzschlag bis zum Hals pulsierend… ja, so entdeckte ich MERIDIAN DAWNs EP „The Mixtapes“. Wie konnte eine multikulturelle Band, welche gleich zwei (!!) Bandklassiker meiner Lieblingsbands Tribut zollt, einfach so übersehen werden? Nachdem „The Mixtapes“ bereits im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, mache ich es kurz und schmerzlos und konzentriere mich aufs Wesentliche!

Zu MERIDIAN DAWN selbst ist zu erwähnen, dass es sich hier um eine amerikanische, finnische und belgische Kooperation erfahrener Musiker handelt. Mit ihrem „Wohnzimmer“ in Arizona und Florida fallen vor allem Sänger Antony Hämäiäinen (ex-NIGHTRAGE und NERVOSIA) und Drummer Johan Nunez (ebenfalls ex-NIGHTRAGE und FIREWIND, sowie SUICIDE OF DEMONS) aus dem Rahmen. Erstens kennt man sich bereits aus vergangenen Tagen (bei oben erwähnter Band) und zweitens bilden sie „das kreative Gehirn“ von MERIDIAN DAWN. Man begann im März 2013 im Studio des Sängers mit den Aufnahmen zu „The Mixtapes“, schickte das Ergebnis Producer Daniel Antonsson (DARK TRANQUILLITY, SOILWORK etc.) und überließ dem Schweden gleich einmal Mix und Mastering, welche in den berühmten Göteborger Rock-Studios gemacht wurden. Nun zum Ergebnis, welches man in zwei Hälften teilen muss:

Die erste Hälfte betrifft die Eigenkompositionen. Mit dem Opener „Thieves“ zeigt man der Meute, wie sich moderner Metal heutzutage anzuhören hat. Variable Lyrics, Gitarrensoli, welche (dank der wunderbaren Harmonien) einem das Blut in den Adern gefrieren lassen und gezielt eingesetzte Doublebass-Attacken, machen „Thieves“ zu etwas Besonderem. Lange nach Ende des Songs hallen einem die „Where Are You“-Shouts des Masterminds noch in den Ohren nach und hinterlassen Lust auf mehr. Diese wird in Form der zwei anderen Eigenkompositionen („Fever Syndrome“ und „Dressed In Ice“) gestillt. „Fever Syndrome“ ist der härteste Song auf der EP und beeindruckt mit seinen abgehackten Gitarren-Riffs, den reinen Thrash-Parts und mit einer gewissen Melodik, welche die richtige Balance wieder herstellt. Während sich „Dressed In Ice“ dagegen – vor allem dank der sehr vielschichtigen Bass-Arbeit – zum Groovemonster entwickelt.

Ladies and Gentlemen, jetzt wird es spannend. Mit dem Tribut bzw. wohl eher der Kopie von FEAR FACTORYs Klassiker „Descent“ hat man sich etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt. Die Nummer wird einen Tick schneller als das Original gespielt und die Übergänge sind gitarrenlastiger ausgefallen. Herr Hämäiäinen zeigt auf, mit wie viel Effekten Burton C. Bell anscheinend arbeiten muss, um der Messlatte seiner Stimme gerecht zu werden, denn er kommt in den Lyrics verdammt nah an das Original heran und verzichtet dabei auf jegliche Effekte. Leider haben MERIDIAN DAWN es verabsäumt, „Descent“ ihren bandeigenen moderneren Metal-Stempel zu verpassen und deshalb fällt ihre Version des Klassikers wohl eher in die Kategorie „Kopie“.

„I Don't Wanna Be Me“ flotter zu zocken und dem Song damit eine fröhliche Grundstimmung zu verleihen – ich glaube, Pete Steele würde sich im Grabe umdrehen (R.I.P.)! MERIDIAN DAWNs Sänger kommt nicht annähernd an die (Un-)Tiefen des Gesangs des Originals heran, jedoch spielt man hier tatsächlich ein richtiges Tribut und keine weitere Kopie. Eine (traurige) Doom-Hymne schnell zu spielen und dabei auch noch gute Laune versprühen zu lassen, zeugt von Mut. Selbst wenn der Schuss nach hinten losgegangen ist.

Ich könnte noch seitenlang über die Tributsongs schreiben… das wäre dann aber doch zu viel des Guten. Zusammenfassend kann man ruhigen Gewissens behaupten, dass MERIDIAN DAWN – dank ihrer starken Eigenkompositionen – das Zeug für den ganz großen Wurf haben. Sie sollten sich aber mehr auf ihre eigenen Stärken besinnen, anstatt Genregrößen hochleben zu lassen.



Ohne Bewertung
Autor: Gunther Starchl (24.07.2014)

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