Garden Of Grief - Endstation

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VÖ: 00.11.2014
Bandinfo: Garden Of Grief
Genre: Black Metal
Label: Winterblast Halls
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Lineup  |  Trackliste

Jawohl, endlich wieder ehrlicher Underground-Black-Metal, made in Austria! Verantwortlich dafür zeigt sich das österreichische Projekt GARDEN OF GRIEF, hinter dem nur ein einziger Mann steht. Dafür übernimmt Dieser auch für eine Stunde kraftvollen Black-Metal die volle Verantwortung (alle Instrumente und Vocals). Boronian Sturmfels nennt sich seine „Lordschaft“ und setzt mit „Endstation“ ein musikalisch aggressives Lebenszeichen, bei welchem auch die atmosphärische Dichte nicht fehlen darf. Das regulär fünfte Studioalbum umfasst acht Titel, welche in Kapitel unterteilt sind und lässt Fans von richtig hartem, handgemachtem Black-Metal vor Freude im Dreieck springen.

Das Intro „Auftakt: Angriffskrieg“ baut mit Hilfe von zerrenden Gitarren eine bedrohliche Stimmung auf und bereitet den Hörer perfekt auf den ersten Song vor. Denn „Initial Command“ beginnt mit messerscharfen Gitarrenriffs und GARDEN OF GRIEF machen hier keine Gefangenen. Diese eiskalten, klirrenden Gitarrenwände, der wummernde Bass und die präzisen Drums machen den Titel zu einem typischen Black-Metal-Hammer. Auffällig ist der Gesang von Boronian Sturmfels, welcher mit einem großen Maß an Hall versehen ist und etwas in den Hintergrund gemischt wurde. So keift der Österreicher seinen Seelenschmerz voller Inbrunst heraus und es hört sich dabei an, als würde er einsam weit weg in einem düsteren Wald stehen und versuchen, dem musikalischen Unwetter mit Hilfe seiner Lyrics Herr zu werden.

Danach leiten die Klänge einer Dampflok den Song „Aufbruch: Anfang vom Ende“ ein. Hier wird klar, wie technisch versiert Herrn Sturmfels akustische Gitarrenarbeit ist. Denn die wunderbaren, sanften, gezupften Gitarrenklänge erweisen sich als drei-minütige Verschnaufpause die zum Nachdenken anregt, bevor es - für mich persönlich – mit dem Höhepunkt von „Endstation“ weitergeht. An dieser Stelle wird auch klar, dass die Langrille in Kapitel aufgeteilt ist. Gerne würde man länger in diesen gefühlvollen Akustikklängen verweilen und bekommt auch etwas später mit dem letzten Song einen gebürtigen Nachschlag. „Endlösung: Vernichtungskrieg“ schlägt zwar ebenfalls in dieselbe Kerbe, bringt aber durch die elektronischen Elemente etwas Industrial-Flair mit. GARDEN OF GRIEF beweisen somit, dass sich morbide, schwarzmetallische Klänge durchaus mit akustischem Liedgut vertragen. Nur muss man auch das - dazu nötige - Handwerk besitzen…was Boronian Sturmfels eindeutig beweist.

„End Of The Line“ nennt sich das 20 minütige Opus, welches missverständnislos als eine wunderschöne schaurig-morbide Huldigung an den Black-Metal-Underground zu verstehen ist. Ein absolutes Meisterwerk! Da werden durch die dargebotene Musik Bilder gemalen, die Gänsehaut-Feeling garantieren. Messerscharfe Gitarrenriffs, Tempiwechsel, knallharte Double-Base-Drums und der in den Hintergrund gemischte Gesang des Öberösterreichers sind die markanten Merkmale dieser Black-Metal-Hymne. So schafft man es während der überlangen Spielzeit des Titels niemals ins Belanglose abzudriften oder gar Langeweile aufkommen zu lassen. Zu hoch ist die Kreativität, welche hier an den Tag gelegt wird. Der Spannungsbogen wird durch die verschiedensten Effekte und einige Riffwechsel aufrechterhalten. So verhaltet sich „End Of The Line“ wie ein guter Wein: Je älter bzw. je mehr Hördurchgänge man dem Titel zugesteht, desto besser „schmeckt“ er. Wobei als „Beigeschmack“ die Attribute bitter und zornig - mehr als nur passend - erscheinen.

Darauf folgt mit „All Out!“ wieder ein kürzerer Song, welcher mit seinen Double-Base-Salven und rasierklingenscharfen Gitarrenläufen zu überzeugen weiß. Sehr präzise wird hier die schwarze Messlatte, für alle anderen Bands, ziemlich hoch gelegt. Denn danach ist mit „Genocide Crescendo“ (mit 16 Minuten Spielzeit) wieder ein längerer Song am Start. Der Text ist in Deutsch gehalten und man hört Boronian Sturmfels erstmals sogar – wenn auch nur kurz - clean singen! Ansonsten lebt der Titel von seiner Vielschichtigkeit im Songaufbau selbst (Taktwechsel) und paart rasende Black-Metal-Klänge mit träumerischer Atmosphäre. Der Anfang geht sofort voll „auf die Zwölf“ und man zelebriert ein wahres schwarzmetallerisches Inferno. Zwischenzeitlich musikalisch auffallend rhythmisch, zieht man tempomäßig ein wenig die Handbremse an. Jedoch nur deshalb, um danach wieder unter stärkstem Einsatz der Rhythmus-Fraktion das Gaspedal wieder ganz durchzutreten. Das Ergebnis ist mehr als nur gelungen und kann durchaus als Anspieltipp erwähnt werden.

Mit „Enstadion: Aschenwind“ biegt man in die Zielgerade ein und zeigt sich wieder von der verwundbaren Seite (wie bereits in „Aufbruch: Anfang vom Ende“). Geniale gezupfte akustische Gitarren spiegeln den Seelenschmerz, welchen GARDEN OF GRIEF proklamieren, wieder! Einfach ein Genuss, diesem Hörspiel beizuwohnen! Beide Daumen hoch, so soll sich quasi ein „Outro“ anhören!

Als Österreicher kann man auf „Endstation“ von GARDEN OF GRIEF getrost stolz sein. Denn selbst die Tatsache, dass es sich hier um eine Eigenproduktion handelt, hat keinen negativen Einfluss auf das Niveau der Scheibe. Boronian Sturmfels braucht Vergleiche mit internationalen Genre-Größen nicht zu scheuen. Im Gegenteil: Er legt vielmehr die Messlatte für jede Black-Metal-Produktion verdammt hoch und ist musikalisch sowieso einzigartig bis unerreicht. GRAIL OF GRIEF geben wieder Grund, stolz darauf zu sein, der Alpenrepublik anzugehören.




Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Gunther Starchl (16.11.2014)

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