Enchant - The Great Divide

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VÖ: 26.09.2014
Bandinfo: Enchant
Genre: Progressive Metal
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

Mittlerweile sind beachtliche elf Jahre vergangen, seit ENCHANT mit „Tug Of War“ ihr letztes Studioalbum veröffentlicht haben. Eine derart lange Pause überleben, wenn überhaupt, nur die ganz großen Namen im Musikbusiness. So recht ist die progressive Band aus der Bay Area allerdings nie dem Geheimtippstatus entwachsen. Was Auftritte betrifft, war es ganz ruhig um ENCHANT, einer der ganz seltenen Gigs wurde jedoch 2004 auf CD und DVD für die Ewigkeit festgehalten. Langsam aber sicher hat sich in den Folgejahren dann die Befürchtung manifestiert, dass „Live At Last“ das allerletzte Lebenszeichen gewesen ist, spätestens als Goldkehlchen Ted Leonard bei SPOCK’S BEARD angeheuert hat. Umso größer meine Überraschung, als vor kurzem „The Great Divide“ angekündigt wurde.

Der erste Teaser für „The Great Divide“ war noch nicht besonders aussagekräftig, umso aufgeregter war ich beim „ersten Mal“. Nicht, dass ich enttäuscht gewesen wäre, aber einen Übersong wie „Below Zero“, „Nighttime Sky“ oder „What To Say“ konnte ich weiß Gott nicht erkennen. Doch weit gefehlt, mit jedem Durchlauf wächst das Album, und wächst, und wächst, und wächst. ENCHANT knüpfen genau dort an, wo sie mit „Tug Of War“ aufgehört haben. Hauptsongwriter und Gitarrist Douglas A. Ott schafft dabei aber den heiklen Spagat, sich weiterzuentwickeln und gleichzeitig immer wieder das Flair der Frühwerke aufblitzen zu lassen. Mehr als einmal verströmt „The Great Divide“ die Vibes vom großartigen „Wounded“.

Meine Favoriten wechseln bei jedem Mal durchhören. „Circles“ ist ein typischer, leicht Alternative-lastiger ENCHANT-Opener mit einem eingängigen Riff, der in einem tollen Refrain gipfelt. In eine ähnliche Richtung geht „Within An Inch“, wobei die Melodien hier noch einen Tick besser funktionieren. Mit über neun Minuten ist der Titeltrack das längste Stück, startet vertrackt und bietet ein Highlight nach dem anderen, vor allem die gefühlvolle Soloarbeit ist grandios. Relativ düster und heavy gehalten überrascht „All Mixed Up“, bevor „Transparent Man“, „Life In A Shadow“ und „Deserve To Feel“ auf vielseitige Weise ENCHANTs Stärken im Bereich Melodien voll ausspielen. Doch das Beste kommt zum Schluss. „Here And Now“ startet (und endet) mit einem markanten Ed Platt-Bass-Riff und schafft es tatsächlich „Comatose“ in Sachen Emotion zu überholen.

ENCHANT haben ohne Zweifel alles richtig gemacht. Der Sound ist ausgewogen, transparent und druckvoll. „The Great Divide“ präsentiert die Band gereift, ohne dabei ihre Trademarks zu vernachlässigen. Die Energie der vergangenen elf Jahre findet sich komprimiert auf eine knappe Stunde dauernde Reise in die Gefühlswelt von ENCHANT. Wem „Juggling 9 Or Dropping 10“ zu kopflastig und „Tug Of War“ zu offensichtlich eingängig war, der wird das Comebackalbum lieben. Beinahe täglich habe ich beim Aufwachen einen der acht neuen Tracks im Kopf und kriege ihn dort beim besten Willen nicht mehr raus. Jetzt muss nur noch das mit der Tour klappen.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Stoffi (16.09.2014)

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