FLYING COLORS - Second Nature

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VÖ: 29.09.2014
Bandinfo: FLYING COLORS
Genre: Rock
Label: Mascot Records
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Lineup  |  Trackliste

Mittlerweile kann ich getrost behaupten: wenn Trommelkrake Mike Portnoy und sein Tasten-Bruder im Geiste, Neal Morse, etwas anfassen, dann wird es zu Gold. Nicht unbedingt in Form von astralen Verkaufszahlen, aber immerhin im Ohr der Hörers. Das gilt für TRANSATLANTIC genauso wie für das Side-Project vom Side-Project FLYING COLORS, und wenn man genau hinhört, sind die Unterschiede zwischen den beiden Combos gar nicht so gravierend. Aber der Reihe nach. Auf dem Zweitling der "Supergroup" geht's annähernd so weiter wie auf dem Debut schon angedeutet, aber in scheinbar geordneteren Bahnen. Schon das eröffnende "Open Up Your Eyes" ist eine musikalische Offenbarung, die zwar vehement an TRANSATLANTIC erinnert, in dreizehn Minuten aber alles sagt, was man im Progrock so sagen kann.

Die Tatsache, dass es sich großteils um Gemeinschaftsproduktionen beim Songwriting handelt schlägt sich auch positiv in ebendiesem nieder: das enge Korsett, dass sich Mike Portnoy noch zu DREAM THEATER-Zeiten nie richtig abzulegen traute, ist endgültig weg, und man merkt bei jedem Takt, bei jedem Riff, bei jedem noch so klitzekleinen Detail, dass es den Protagonisten irrsinnigen Spaß macht miteinander zu jammen und zu komponieren. Ein fruchtbarer Nährboden für ein nachhaltiges Album, in der Tat. Nach "Open Your Eyes" sticht das ebenfalls fast zwölfminütige "Cosmic Symphony" heraus, das die Abwechslung einer kleinen Rockoper aufweist und alle Beteiligten zu Höchstleistungen treibt. Die Single "Mask Machine", zu der auch ein cooles Video gedreht wurde, ist für mich aber hier der Top-Track: selten hat sich ein Song so dermaßen in meinen Gehörgängen festgefressen! Probiert es aus - ich wette ihr summt den Refrain mindestens drei Wochen später noch vor euch hin!

Das Gleichgewicht zwischen Kommerz und Progressiver Rockmusik wird hier durch die Tracks "Bombs Away", "The Fury Of My Love", "Peaceful Harbor" (in dem Casey McPherson unglaublich nah an Jeff Buckley herankommt - Gänsehaut pur!) und "A Place In Your World" zwar fast zum Kippen gebracht, aber dafür kann das Quintett noch die wunderschöne Halbballade "Lost Without You" (Trennungsschmerz, anyone?) und das keltisch-folkig daherschunkelnde "One Love Forever" ins Rennen werfen, und damit wird am Ende doch noch alles gut. FLYING COLORS gelingt nach ihrem Debut ein zweites, zeitloses Rockalbum, das durch die Virtuosität aller Beteiligten glänzt, ohne großkotzig zu wirken. Casey McPherson ist ein begnadeter Sänger mit einem wunderbaren, unverkennbaren Organ, und wenn sich Steve Morse bei "Peaceful Harbor" oder "Cosmic Symphony" mit Gitarrensoli für die Ewigkeit in die Annalen fiedelt, dann ist Rockmusik entgegen allen Unkenrufen noch lange nicht tot, sondern bleibt spannend und wunderbar emotional.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (27.10.2014)

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