Hornwood Fell - Hornwood Fell

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VÖ: 25.10.2014
Bandinfo: HORNWOOD FELL
Genre: Black Metal
Label: Avantgarde Music
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Lineup  |  Trackliste

Retro ist nicht nur in Sachen Videospielen in. Auch musikalisch gibt's immer mehr Truppen, die den Kanal voll haben von aufgeblasenen Hightechproduktionen und seelenlosem Performancewahnsinn und sich zurückbesinnen auf die Zeit ihrer Jugend. HORNWOOD FELL aus Italien - vor allem die beiden tonangebenden Basili-Brüder - haben vermutlich wie ich mit 16, 17 rauf- und runtergehört, was damals in Black-Metal-Norwegen Waldspaziergangs-Samples und Akustikgitarren verwendet hat: ULVERs "Nattens Madrigal", BORKNAGARs erste Platte, IMMORTALs "Pure Holocaust" (ich gebe zu, kein Waldspaziergang), SATYRICONs "Dark Medieval Times".

Ziemlich genau inmitten dieser vier Klassiker positioniert sich das selbstbetitelte Debüt von HORNWOOD FELL. Die großartig poltrige Produktion erinnert dabei maßgeblich an die glorreichen Zeiten des Grieghallen-Studios, mit donnernder Snare, trockener Bassdrum und viiiel viel Hall. Was die Italiener kompositorisch leisten, ist in erster Linie ein Kniefall vor allem, woran Christoffer Rygg in seinen frühen Jahren beteiligt war. Da wird triolisch geholzt, dass die Wälder knacken und die Handgelenke krampfen, und als Bonus gibt's wummerigen Wanderbass im BORKNAGAR-Stil dazu. Marco Basilis Stimme ist darüberhinaus der totale Garm-Soundalike. Näher dran ist sicherlich niemals jemand gewesen, dem Überbiest "Nattens Madrigal" auch nur auf Armeslänge nahezukommen. Das klingt auf den ersten Blick klasse, ist auch durchaus atmosphärisch und hat mich nach den ersten Hördurchgängen enthusiastisch auf das Black-Metal-Album des Jahres hoffen lassen.

Leider hat die Retro-Welle auch ihre Schattenseiten. Die Originale sind in puncto Videospielen wie auch in der Musik noch immer die besten, und deren Schatten sind auch nach 20 Jahren noch so übermächtig groß, dass darin gleich drei Nachahmer bequem Platz finden können. HORNWOOD FELL, so sehr sie sich auch bemühen, kommen in gut vierzig Minuten gerade mal auf eine Handvoll wirklich gelungener Riffs, der Rest ist recht uninspirierte Stangenware, die selbst mit den weniger gelungenen Momenten der Vorbilder nicht mithalten kann. Lediglich die hübschen Akustikteile sind echt nett.

Am Ende bleibt der fade Beigeschmack, dass HORNWOOD FELL eines von mehreren Projekten zweier sehr guter Musiker ist, die sich mal im Death Metal, mal im Avantgarde Metal, und hier eben auch im Black Metal austoben, aber ihn nicht wirklich fühlen. Da wirkt die Aussage, die Platte komme "20 Jahre zu spät, sonst wäre sie ein Klassiker geworden", ziemlich albern. Das ist wie in "Terminator". Da hätte es John Connor 2029 auch nicht gegeben, wenn Arnie Sarah Connor in den 80ern um die Ecke gebracht hätte. Und erst recht wäre er ein mieser Widerstandskämpfer gewesen, wenn seine Mama ihm nicht den Umgang mit Knarren aller Art gelehrt hätte. Auch so ein Retroding.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (20.11.2014)

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