True Lie - At The First Glare Of A Colder Sky

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VÖ: 22.06.2014
Bandinfo: True Lie
Genre: Modern Metal
Label: To React Records
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Lineup  |  Trackliste

Die Italiener TRUE LIE präsentieren uns mit „At The First Glare Of A Colder Sky“ innerhalb 35 Minuten acht Nummern, welche man - grob gesagt - dem Modern-Metal zuordnen kann. Das im Jahr 2010 gegründete Quintett macht es dem Hörer jedoch nicht so einfach, wie es auf dem ersten Blick aussieht. Denn das erste Full-Lenght-Album der Jungs aus Foligno sprudelt nur so vor verschiedensten Einflüssen. Melodie, Wut und Atmosphäre sind laut Band die Schlagwörter, welche die Langrille als Reise durch die Schatten der menschlichen Abgründe in einen explosiven Metal-Sound musikalisch darstellt. Dabei liegen die Einflüsse der Musik von TRUE LIE klar und deutlich auf der Hand: hier paaren sich groovige Metalcore-Klänge mit melodischen Death/Thrash-Parts und man macht keinen Hehl daraus, dass man von Bands wie unter anderem LAMB OF GOD, MACHINE HEAD, DEVILDRIVER, TRIVIUM und KILLSWITCH ENGAGE hörbar beeinflusst wurde. Doch nehmen wir „At The First Glare Of A Colder Sky“ genauer unter die Lupe, bevor hier vorschnell ein Urteil gefällt wird.

Der Reigen beginnt mit „As The Dawn Broke“, einer stark melodiösen Heavy-Metal Nummer. Nach einem kurzen ruhigen Gitarren-Intro steigt man gehörig aufs Gaspedal. Sänger Carlo Stefanucci hat einen großen Stimmumfang, welchen er gleich zu Beginn an den Tag legt und dabei stark an Rob Flynn (MACHINE HEAD) erinnert. Vor allem die cleanen Gesangspassagen erinnern enorm an eben genannte Ikone. Musikalisch zeigt man sich erstmal von seiner metallischen Seite, was sich im darauffolgendem „When Everything Withers“ fortsetzt. Der Song schlägt in dieselbe Kerbe wie der Opener. Die Fortsetzung kommt mit „Will I (The Day I Stood Still)“ etwas origineller um die Ecke. Das liegt hauptsächlich an der Gitarren-Fraktion, welche abgehackte Riffs mit schönen Läufen kombiniert und durchaus das Haupt des Hörers zum Mitwippen bringt.

Danach wird es mit „Just For A While“ ein wenig verspielter und es kommen zum ersten Mal groovige Metalcore-Klänge zum Vorschein. Die eben genannte „Verspieltheit“ wir einmal mehr durch ein tolles Gitarrensolo unterstrichen und die thrashigen Anteile halten zusammen mit den atmosphärischen Parts die Balance. Während in „To Embers And Ashes“ erstmals Post-Core-Anleihen zu hören sind, hat man spätestens bei Track Nummer sechs („The Hand That Fed Me Lies“) eine Art Dèjá-Vu Erlebnis. Irgendwie kommt es einem so vor, als hätte man die Riffs allesamt schon einmal gehört. Das liegt daran, dass es an zündenden, neuen und vor allem eigenständigen Input bzw. Ideen fehlt. Zu offensichtlich sind die bereits genannten musikalischen Einflüsse, wobei hier die moderne amerikanische Schule des Modern-Metal extrem heraussticht. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass einem immer wieder Namen wie MACHINE HEAD und DEVILDRIVER durch den Kopf gehen.

Nachdem „Reek Of Desperation“ trotz den enorm schnellen, thrashigen Parts tatsächlich ein wenig Verzweiflung – im wahrsten Sinne des Wortes – versprüht, überrascht erst der letzte Song („Mark Of Cain“) mit einer ordentlichen Portion Mut zur Abwechslung und Eigenständigkeit, welche auf weite Strecken das größte Manko von TRUE LIE ist. Der „Rausschmeißer“ besticht vor allem durch seine häufigen Tempiwechsel und dem lässigen Gitarrensolo, welches zeigt, dass die Italiener sehr wohl im Stande sind eigenständige Ideen musikalisch gekonnt umzusetzen. Warum man sich dieses Ass bis zum Schluss im Ärmel behält bleibt zwar ein Rätsel, hinterlässt jedoch beim Hörer einen positiven Nachgeschmack.

Fazit ist, dass TRUE LIE durchaus Potential haben, aber auf ihrem Debut lieber auf Nummer sicher gehen und ihren Vorbildern zu offensichtlich nacheifern. Die Produktion (abgemixt im Studio Fredman, Schweden) geht mehr als in Ordnung und kann sich durchaus mit anderen internationalen Szene-Größen messen. Meiner Meinung nach braucht die Band noch ein bisschen Zeit sich zu finden, um „den großen Wurf“ zu schaffen. Für ein Debut-Album liefern TRUE LIE eine etwas durchwachsene Leistung ab, die noch genug Luft nach oben lässt. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich das Quintett in Zukunft entwickelt.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Gunther Starchl (02.12.2014)

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