Odota - Fever Marshal

Artikel-Bild
VÖ: 02.12.2014
Bandinfo: Odota
Genre: Black Metal
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Die Geschichte des Black Metal ist wie immer eine Geschichte voller Irrungen, Verwirrungen und beleidigtem Stolz der selbsternannten Eliten. Viel Beliebigkeit, Kopie der guten alten Zeit (die für die meisten Anfang der 90er begann), viel tumbes Nachplappern von an den Haaren herbeigezogenen Aussagen und Bücher dubiosen Inhalts (Vargsmal... echt?).

Da macht es richtiggehend Freude, dass sich jemand mit der Materie auf eine, seine eigene Art und Weise beschäftigt. Jarmo Nuutre, ehemals bei den Stoner Rockern/Doomern von TALBOT engagiert, hat dort seinen Hut genommen und sich mit "Fever Marshal", dem Debüt seines Soloprojekts ODOTA,freigeschwommen. Das Album ist mit 40 Minuten angenehm lang und für mich eine wirkliche Überraschung im sterbenskranken Schleim des Schwarzmetalls.

Selten nur, viel zu selten kommen dieser Tage Alben wie "Fever Marshal" heraus. Jarmo hat alle Instrumente selbst eingespielt, den Drumcomputer so programmiert dass er nicht peinlich wirkt, sondern die Musik in Richtung Industrial ablenkt und auch die Ambient-Sachen selbst zusammengestellt.

Das Album ist über mehrere Sessions verteilt aufgenommen worden, die Soundunterschiede lassen das erahnen. Roh, keinesfalls Stadionqualität, aber man hört alles, was man hören will. Die Gitarren singen zwar bisweilen, aber es fehlt nie eine räudige Heavyness die das Album auch für den normalen Metal-Fan genießbar machen sollte. Die Riffs sind sehr oft enorm repetitiv, stoisch wird dasselbe Riff aneinander gereiht und geradlinig geben die Drums der Musik eben diesen gewissen, anderen, industriellen Touch. Trotzdem möchte ich das nicht stumpf nennen, hört Euch den Opener und Titeltrack "Fever Marshal" an, hier passiert bei den programmierten Drums mehr als bei einigen "lebenden" Schlagzeugern anderswo. Das gefällt außerordentlich gut, und zwar deshalb, weil alles unter dem subsummiert werden kann, was ich hier als "verdammt gutes Songwriting" bezeichnen möchte. Jeder Song ist völlig alleine stehend, was zusammenhält ist dieser gewisse Stahlwerkcharme.

Die Songtitel erinnern mich grad ein wenig an BON JOVIs Softrockhelden, Jarmo Nuutre meinte dazu, dass ihn die textliche Seite des Projekts nicht wirklich interessiert: "I like to use the vocals as an instrument, so for me they're not a vessel for sending some kind of message." Jarmo selbst benutzt seine Stimme meist stark verzerrt und eben als Instrument.

Das Album wird mit starken Ambient-Interludien aufgelockert und gewinnt dadurch ein Alleinstellungsmerkmal erster Klasse. "Staked Plains" ist ein solches Beispiel, "Cannon" auch. Knarrende Dielen/Schiffsplanken verwischen in uralten Techno (achtung, hier ist kein tanzbarer Techno gemeint) über und vermischt sich mit psychedelischem Lärm. Und das funktioniert auch noch. "Cannon" zieht nach dem KRUPPS-artigen Anfang (ich denke, Jarmo wird das anders sehen...) in ein deftiges Riff (ach ja, Riffs gibt es auch sonder Zahl. Auch dadurch hebt man sich vom Bienengeschwirre des typischen Untergrund-Metal ab), zeigt mit einem sehr groovigen Riff auf und lenkt den Song ein wenig in Richtung moderne ENSLAVED. Auch hier wird nicht kopiert, aber ich denke, als Referenz ist ENSLAVED schon mal ganz brauchbar. Ein wenig lugt hier und da auch eine französische Dissonanz hervor ("Rattlesnakes Unfold"), die aber nicht zu sehr am Nervenkostüm zerrt.

Kurzum: Ein Black Metal/Ambient/Metal-Album das für einen Erstling schon erschreckend gut ist. Erhältlich ab sofort auf der Bandcampseite von ODOTA, später im Dezember auf diversen Streaming-Portalen und der Chef persönlich hofft, dass im nächsten Jahr "Fever Marshal" auch auf Vinyl erscheinen wird.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (10.12.2014)

ANZEIGE
ANZEIGE