IN LEGEND - Stones At Goliath

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VÖ: 09.01.2015
Bandinfo: IN LEGEND
Genre: (stilübergreifend)
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

"Choose The Changing, Choose Rebellion, Choose The Things Worth Living For", so in etwa haben es IN LEGEND mit ihrer Art Musik zu machen gehalten und sich bei ihrem Zweitwerk "Stones At Goliath" nicht reinreden lassen. Neue Wege beschreiten, was riskieren, sich aber nie vorwerfen lassen müssen, man hätte seine Seele verkauft. Frei nach diesem Motto haben die Jungs um Bastian Emig gehandelt und ihr Album über Pledge Music finanziert. "Warum nicht auf die Leute bauen, die Bock auf das haben, was wir machen?" fragte sich der gute Bastian und sollte mit dieser "Aussage" recht behalten, denn aktuell steht die Pledge Kampagne für "Stones At Goliath" bei überragenden 338% und hat ihr Ziel schon seit geraumer Zeit weit überschritten. Bands mit einer treuen Fanbase müssen sich heutzutage nicht mehr irgendwelchen niederträchtigen Labels unterwerfen, obgleich ich mit dieser Aussage längst nicht jedes Label in diese Schublade befördern möchte. Aber sind wir mal ehrlich, wie viele Bands sind unter dem Druck eines großen Major Labels schon zerbrochen oder waren zumindest nie dazu in der Lage, ganz befreit die Mucke zu machen, die sie lieben? Unzählige nehm ich an...IN LEGEND haben es gar nicht erst soweit kommen lassen und liefern mit ihrem zweiten Werk ein Stück Kunst ab, in dem unfassbar viel Herzblut und Liebe zum Detail steckt. In Eigenregie wurden 14 wundervolle Nummern zusammengeschustert, die eine weitaus größere Bandbreite offenbaren als es der Vorgänger "Ballads 'N' Bullets" tat.

Allein der Opener und bereits bekannte Smasher "Envoys Of Peace" belegt eindrucksvoll, dass IN LEGEND in den letzten Jahren musikalisch gereift sind. Während auf dem Debüt größtenteils das Piano in den Vordergrund rückte, muss sich dieses klangvolle Instrument die Aufmerksamkeit diesmal mit anderen Faktoren teilen. Natürlich sind die Jungs sich treu geblieben, liefern uns ähnlich wie auf dem Erstwerk Hand Hammered Piano Craft, gestalten dies aber mit einer ordentlichen Portion an Vielfältigkeit. So wird der Opener mit dicken shouts, Chorpassagen und gen Ende sogar mit exotischem Kehlkopfgesang umschmückt. Die Songs auf "Ballads 'N' Bullets" gestalteten sich größtenteils noch verhältnismäßig gradlinig, wollten dem Piano Experiment genügend Raum zur Verfügung stellen. Auf "Stones At Goliath" werden diese Grenzen gesprengt, was die wunderschön emotionale Ballade "Lonely" verdeutlicht, aus der übrigens das Zitat stammt, mit welchem ich dieses Review eröffnet habe. Hier hat man mit einem Kinderchor zusammengearbeitet, was einen tollen Kontext zum Titel ermöglicht. So gestaltet sich der Song musikalisch und textlich relativ traurig und emotional, doch dann singt dich diese Wand von Kindern an und dir geht gleichzeitig das Herz auf. Songs wie diese sind der Grund, warum Musik hin und wieder auch durchaus als Kunst bezeichnet werden darf...

Die Promosingle "King Of Apathy" arbeitet in der Leadmelodie mit fetzigen Synthiesounds, bringt in ihrer Gesamtheit allgemein ein gewaltiges Soundgerüst mit sich, das vom gewaltigen Chorgesang getragen wird. Textlich geht's hier eher politisch zur Sache, wobei IN LEGEND zu keiner Sekunde Schubladendenken an den Tag legen. Musikalisch umschreibt der Titel "King" den Song schon sehr gut, da er sehr majestätisch und mächtig klingt..."Empire Of Concrete" ist mit Sicherheit die Nummer, die mich dank ihrer eindringlichen Pianomelodie am ehesten in ihren Bann zieht. Die ersten Töne erklingen und ich spüre eine unfassbar intensive Gänsehaut. Dieser Track ist ein musikalisches Erlebnis und bietet neben jener eindringlichen Melodie sehr atmosphärisch angehauchte Strophen, die in einen druckvollen und gleichzeitig doch sehr weich klingenden Chorus münden. Ein weiteres Highlight auf dieser grandiosen Platte. Es fällt unfassbar schwer, einzelne Songs herauszugreifen, da das Gesamtwerk eine extrem hohe Hitdichte beinhaltet und sich sehr vielfältig gestaltet. Ob wir hier von der melancholisch angehauchten Ballade "The Voodoo Girl", die sich zum Ende hin ihrer Emotionen hingibt sprechen oder dem gewaltigen "Choices In Coma", das den bisher längsten IN LEGEND Song verkörpert und die Spannung trotz allem verdammt hoch hält, hier sucht man das Haar in der Suppe vergebens...Aufgelockert wird dieses emotionale Feuerwerk vom Rausschmeißer "Another Me", das einen sehr jazzigen Touch mit sich bringt und den Hörer mit einem zufriedenen Lächeln aus dieser Entdeckungsreise entlässt.

Trotz einer Gesamtspielzeit von knapp 60 Minuten geht diese Reise schneller um als einem lieb ist und so mag man ganz schnell dazu neigen, den Repeat Button das ein oder andere mal zu missbrauchen...Das schöne ist, dass Bastian Emig noch vier weitere Tracks in der Hinterhand hält, die dieses epische Werk mit Sicherheit noch weiter ausschmücken werden. "Stones At Goliath" ist Kunst und zugleich die pure Emotion. Man hat hier alles in die Wagschale geworfen, hat mit Gospel- und Kinderchören gearbeitet, dezent ein paar Streicher hinzuaddiert, die Jungs von VAN CANTO für ein paar kräftige Shouts rangeholt und somit ein Werk geschaffen, dass eine unfassbar große Bandbreite bietet, sich aber zu keinem Zeitpunkt im Nichts verliert. Die Wartezeit von etwas mehr als vier Jahren ist dadurch extrem leicht zu verschmerzen, denn der geneigte Hörer bekommt hier 60 Minuten ganz großes Kino auf die Ohren, das trotz fehlender Gitarren nie den "metallischen" Klang aus den Augen verliert, sich aber dennoch insgesamt fast schon als eigenes Genre präsentiert. "Stones At Goliath" sollten all diejenigen unter euch in ihren Plattenschrank stellen, die schlichtweg Bock auf unfassbar gute Musik haben. Support IN LEGEND!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sonata (09.01.2015)

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