SKYHARBOR - Guiding Lights

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VÖ: 04.11.2014
Bandinfo: SKYHARBOR
Genre: Metal
Label: Basick Records
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Lineup  |  Trackliste

Crowdfunding ist in, klar. Nicht nur, dass eine Band auf diese Weise genügend monetäre Mittel für eine Albumproduktion sammeln kann, nein, auch an Bekanntheit kann man in Kombination mit dem Internet bzw. sozialen Medien zulegen. SKYHARBOR haben's genauso gemacht, allerdings wusste man in versierten Djent/Progressive Metal Kreisen schon, wer da um Fanhilfe bittet. Der Grund ist Dan Tompkins, seines Zeichens auch (wieder mal) Sänger beim britischen Genre-Aushängeschild TESSERACT. Vergangenen November stand also die Veröffentlichung von "Guiding Lights" an und die Multikultitruppe konnte mit der Vorabsingle "Evolution" schonmal gelungen vorlegen.

Was auf dem Debüt "Blinding White Noise" noch zerfahren bzw. willkürlich zusammengenagelt klang, hat man auf dem Zweitling durchaus verbessert. Für "Guiding Light" hat man allerdings auch ein festeres Bandfundament, wodurch man, statt planlos Demos, Gesangsspuren etc. über den halben Globus zu schicken, organisierter an diesem Werk arbeiten konnte. Aber spiegelt sich das auch im Gesamtwerk wider?

"Allure" jedenfalls beginnt mit ähnlicher Grundstimmung wie "Evolution", welches direkt darauf folgt: Positive Gitarrenvibes treffen auf Dan's grandiosen Gesang, ruhige Solopassagen auf verspielte Leadmelodien. Dabei entwickeln SKYHARBOR sofort ein einmaliges Gefühl von Leichtigkeit, welches sie im von Dreampop und Post-Rock durchtriebenen Intro von "Idle Minds" stützen. Die dissonanten Riffpassagen, die man auf "Guiding Lights" angenehmerweise selten vernimmt, verbünden sich hierbei mit fluffigen Melodiebögen und präsentieren das Genre mal von einer verträumteren und anmutigeren Seite, als man bisher vielleicht gedacht hat. So macht es sich "Guiding Lights" schnell in den Gehörgängen gemütlich, ist hierbei aber eine Spur zu voreilig.

Das große Problem ist nämlich, dass SKYHARBOR vergessen, darüber hinaus Akzente zu setzen, den Fluss zu erhalten. So beginnt man schon mit "Miracle" und "Halogen", die ohne Zweifel Atmosphäre und Energie versprühen, sich zu wiederholen und eine gewisse Gleichförmigkeit im Songmaterial zu offenbaren. Das lässt den oftmals erkennbaren Faden zerreißen und in den beiden je fast 10-minütigen "Guiding Lights" und "The Constant" trotz vieler toller Momente die Immersion zerplatzen.

SKYHARBOR haben sich also entwickelt, wobei man das selbstredend ambivalent betrachten kann. Einerseits zeigen sie mit "Patience" und "Kaikoma" (der weibliche Gesang reißt hier einiges raus) sowie den starken 20 Minuten zu Beginn, dass man modernen Prog Metal bzw. Djent auch mit anderen Werkzeugen positiv gestalten kann und sich nicht zwangsweise mit ausufernden Instrumentalpassagen und Tieftonwetteiferei definieren muss. Andererseits verlieren SKYHARBOR auch schnell den Fokus und verlieren sich mit voranschreitendem Albumverlauf mehr und mehr im gleichen Schema, wodurch die mit über einer Stunde bedachte Spielzeit einige zähere Längen durchschimmern lässt. Das Potenzial, das immer wieder aus "Guiding Lights" spricht, können SKYHARBOR also längst nicht voll ausschöpfen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (10.01.2015)

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