Sylosis - Dormant Heart

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VÖ: 16.01.2015
Bandinfo: SYLOSIS
Genre: Modern Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Vom heißdiskutierten Newcomer zur etablierten Genregröße: SYLOSIS haben seit dem Release ihres Debütalbums "Conclusion Of An Age" einen achtungsvollen Aufstieg hingelegt, für den sie ihre Musik und nicht ihre Promotion sprechen liessen. Letztere fiel bei den vier Briten schon immer recht verhalten aus und da haben Josh Middleton und seine Mitstreiter auch beim Mitte Jänner erscheinenden "Dormant Heart" keine Ausnahme gemacht. In einer Zeit, in der man aus jeder Flatulenz eines Musikers zig Albumtrailer und sonstige neuzeitliche Schwachsinnigkeiten schreinert, ist das durchaus wohltuend.

Das gilt im Übrigen auch für den musikalischen Werdegang, der einst mit einer relativ austauschbaren Melodic Death Metal/Metalcore-Mischung begann und über die Jahre wirksam mit Elementen aus Thrash und Ansätzen aus Progressive Metal zum eigenständigen Sound ausgetüftelt wurde. Und dann sind wir mit "Dormant Heart" auch schon im Jahre 2015 angekommen. Nachdem zwischen den ganz okayen "Edge Of The Earth" und "Monolith" nur ein Jahr lag, hat man sich dieses Mal drei Jährchen Zeit gelassen, was in Anbetracht aufkommender Abnutzungserscheinungen wohl nicht die schlechteste aller Entscheidungen sein sollte, oder?

Die Wut jedenfalls ist bei SYLOSIS seit jeher ein konstantes und unabdingbares Markenzeichen und die kriegen die ein oder anderen Menschen im Intro "Where The Wolves Come To Die" auch direkt vor den Latz geknallt. Vor allem die, die ihren Kopf ungerne eigenständig nutzen, dürfen sich in diesem zunächst vom Marschrhythmus und dann von mehrläufigen Leads gezeichneten Stück angesprochen fühlen. Das ist auch das Kernthema, das die Briten mit dem Albumtitel "Dormant Heart" und seinen Texten beackern. Untermalt wird das direkt mit der schieren Aggression, die aus "Victims And Pawns" und dem Titeltrack sprießt und im Einklang mit gewohnt starkem Ami-Thrash Einfluss und klug platzierten Melodiebögen bärenstark einfädelt. "To Build A Tomb" deckt dann die feinen Progeinflüsse in Akustikgitarrenspiel und Songaufbau auf, indem es zunächst auf Midtempowellen und ausdrucksvolle Harmonien setzt, im letzten Drittel aber gehörig das Tempo anzieht und durch eines der typisch verspielten Soli abgerundet wird.

Alles beim Alten also? Überwiegend ja. Trotzdem schaffen es SYLOSIS, entgegen meiner Befürchtung nach dem ein oder anderen Songteaser zum Release, Verschleißspuren abzuweisen und unverbraucht zu klingen, wie das flinke "Overthrown" mit einem der spärlich eingestreuten Klargesang-Passagen oder die hymnischen "Leech" und "Harm" wohlwollend bekunden. Dabei ist auf "Dormant Heart" vor allem die Balance zwischen eher schleppenden Takten ("Servitude") und rasantem Liedgut ("Indoctrinated"; "Callous Souls") hervorragend pointiert, wobei die Burschen in ihren langsameren Songs wie schon bei "To Build A Tomb" zum jeweiligen Ende hin trotzdem oftmals an Fahrt aufnehmen.

Dann müssen aber selbst SYLOSIS ihrer affektiven Raserei Tribut zollen und fahren im 9-minütigen Epilog "Quiescent" zunächst eine an GHOST BRIGADE erinnernde Melancholie auf, die mit den letzten Herzschlägen im Mittelkreis allerdings nochmal über den Haufen geworfen wird und damit das Ende des ruhenden Herzes besiegelt wird. Anders aufgesponnen ist "Dormant Heart" vor allem ein Album geworden, welches den vermeintlich ewigen SYLOSIS-Nörgler in mir erstummen lässt, denn bisher waren mir Josh und Anhängerschaft entweder zu beliebig (das Debütalbum), zu langatmig ("Edge Of The Earth") oder einfach zu verkopft ("Monolith"), wodurch ich SYLOSIS trotz des zweifellos vorhandenen Riesenpotenzials immer nur happenweise hören konnte. Viele dieser Kritikpunkte haben sie auf "Dormant Heart" allerdings ausgebügelt und so erschließt sich der bereits erwähnte Durchbruch nun auch mir in seiner Gänze.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (14.01.2015)

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