Grift - SAIVA Split-MLP "Skarprattaren"/"Sjiedvarre"

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VÖ: 15.01.2015
Bandinfo: GRIFT
Genre: Melodic Black Metal
Label: Nordvis Produktion
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Lineup  |  Trackliste

In einer Zeit, in der Plattencover in 16 Videoepisoden in briefmarkengroßen Einzelteilen "enthüllt" werden und für die Aufnahme eines Snareschlags zwei Blogs und vier Podcasts mit exklusivem Inhalt gefüllt werden, tut es unendlich gut, noch das Gegenteil zu erleben: Da schreibt ein Label ausgewählte Magazine und Journalisten persönlich an, ob sie Interesse haben, eine Split-10"-MLP zu besprechen von zwei Bands, denen ihr jeweiliges Stück offenbar sehr am Herzen liegt. Nordvis sind so ein Label, und sowohl GRIFT als auch die namentlich noch recht unbeleckten SAIVA sind solche Bands - alle aus Schweden, alle einer fast vergessenen Form von Black Metal verschrieben.

GRIFT, die mit der "Fyra Elegier"-EP schon ein wunderschönes erstes Lebenszeichen Richtung Mitteleuropa entsandt haben, eröffnen diese MLP mit einem Akkordeon-Intro, einem charmant verstimmten Klavier und dem Schärfen der Sense des besungenen Henkers - man riecht förmlich das Blut und das trockene Nadelholz, man sieht den Staub auf dem Klavierdeckel und die Spinnweben zwischen den Tasten. GRIFT haben ein Händchen für die einzigartige Atmosphäre typisch schwedischen Black Metals und leben das nach dem Intro auch hemmungslos in Triolen, elegischen Gitarrenfiguren, schummrigen Keyboards und einem sehnsuchtsvoll rufenden Gesang aus, der auf angenehme Weise am Genre Depressive Black Metal kratzt und das Stück entfernt an die ersten EMPYRIUM-Stücke erinnern lässt. Die große Stärke von "Skarprättaren" ist dabei, wie intuitiv der Song in seiner ganzen wehmütigen Einfachheit vor sich hinfließt, dass man sich fast umgehend eingenommen und wohl fühlt. GRIFT erhöhen damit die Spannung auf ihr Vollzeitdebüt enorm und reservieren sich in ihrem Subgenre schon vorsorglich einen Platz in der ersten Reihe.

Von SAIVA hat man möglicherweise schon gehört, nämlich 2013 auf ihrer "Finnmarkens Folk"-EP, auch wenn die Band im Großen und Ganzen ein Mysterium ist. Die Mitglieder machen wahlweise ein Geheimnis oder mindestens kein Gewese um ihre Identitäten, aber es liegt nahe, dass dahinter wenigstens ein Teil der aufgelösten LÖNNDOM steht. Das ist angesichts des getragenen, vor allem durch den cleanen Gesang latent folkigen Songs auch musikalisch recht wahrscheinlich. Wo LÖNNDOM sich allerdings relativ offen von den ersten beiden ULVER-Scheiben inspirieren ließen, nähern sich SAIVA mit den flirrenden Gitarren, dem verspielten Bass und den verhallten Drums eher ihren Labelkollegen von STILLA an - also schummriger, knarziger Black Metal mit viel Disharmonie und etwas mehr Melodie, der vor allem im Sinn hat, die Schönheit der ungezähmten Natur Lapplands zu vermitteln. Das ist zwar für's Erste musikalisch noch nicht die Offenbarung und fällt im Vergleich zu GRIFT etwas ab, aber entspricht trotzdem dem Nordvis-Qualitätsstandard.

Die Split von GRIFT und SAIVA ist also alles andere als eine Veröffentlichung, für die man sich als Label schämen muss, sondern das ganze Gegenteil - und deshalb eine Scheibe, die von Liebhabern seelenvollen Black Metals jede Unterstützung verdient.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (24.01.2015)

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